Julia Exklusiv 0227
berührt hatte. Ryan war der Einzige, den sie je geliebt und begehrt hatte. Daran hatte sich nichts geändert, und es würde wohl immer so bleiben.
„Ah“, sagte Peter sanft. Dann ließ er sie los und trank etwas Kaffee. Sekundenlang schwieg er.
„Weshalb bist du hier, Kate?“, fragte er schließlich ruhig.
Hastig trank sie auch einen Schluck Kaffee, der ihr beinah die Zunge verbrannte. „Du hast mich doch eingeladen …“
„Aber ich habe angenommen, du würdest nicht mitkommen“, antwortete er langsam. „Du bist verheiratet, Kate.“
„Na und? Macht es einen Unterschied?“
„Einen großen sogar würde ich sagen, zumindest für eine Frau wie dich.“ Peter schüttelte den Kopf. „Den ganzen Abend warst du angespannt und nervös. Du wirkst so zerbrechlich, dass ich Angst hätte, dich anzufassen.“
Sie rang sich ein Lächeln ab. „Du könntest es versuchen, dann wüsstest du, was passiert.“
Wieder schüttelte er den Kopf. „Nein, das sollte ich nicht tun. Natürlich möchte ich es gern, aber ich weiß, dass du nicht richtig hier bei mir bist, mit dem Herzen bist du ganz woanders.“ Er seufzte. „Aber ich könnte mein Herz an dich verlieren. Ich möchte jedoch nicht verletzt werden.“
Vorsichtig stellte sie den Becher aufs Tablett. „Ich … verstehe.“
„Nein, das glaube ich nicht. Ich verstehe es ja selbst kaum. Ich weiß nur, dass es nicht geschehen darf. Es war falsch, etwas anderes zu denken.“ Er lächelte sie ein bisschen verzerrt an. „Trink den Kaffee und den Armagnac, denn du siehst so aus, als könntest du es gebrauchen. Dann fahre ich dich nach Hause.“
„Das ist nicht nötig“, erwiderte sie steif.
„Doch, das ist selbstverständlich“, bekräftigte er energisch. „Zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen hätte es mit uns beiden bestimmt geklappt.“ Er zögerte kurz. „Ich habe das Gefühl, irgendetwas ist in deinem Leben nicht in Ordnung. Du bist momentan unglücklich, und das möchte ich nicht ausnutzen.“
Kate neigte den Kopf. „Ich schäme mich so“, flüsterte sie. „Ich dachte, ich könnte es … ich wollte es, aber es geht nicht. Es tut mir so leid.“
„Das weiß ich doch“, erwiderte er. „Es ist schon gut. Möchtest du darüber reden, was passiert ist?“
Sie schüttelte den Kopf, und plötzlich lief ihr eine einzige heiße Träne über die Wange. „Das kann ich nicht.“
„Okay“, sagte Peter verständnisvoll. „Sagen wir einfach, wir haben einen schönen Abend bei einem großartigen Dinner verbracht.“
Es gelang ihr, flüchtig zu lächeln. „Du bist ein unglaublich netter Mensch. Ich wünschte, ich …“
„Nein, das wünschst du dir nicht wirklich.“ Er verzog das Gesicht. „Es wird dich lehren, nie wieder etwas tun zu wollen, wovon du nicht überzeugt bist.“
Im Taxi redeten sie nicht viel miteinander.
„Kommst du allein zurecht?“, fragte Peter, als er sie zum Lift begleitete.
Nein, aber zumindest habe ich nicht alles noch schlimmer gemacht, dachte sie und hob den Kopf.
„Ja, es geht wirklich. Und danke für dein Verständnis.“
„Man behauptet, es sei meine beste Eigenschaft.“ Er küsste sie federleicht auf die Wange und verschwand.
Kate schloss die Tür hinter sich und lehnte sich sekundenlang an die Wand, während sie das Schweigen, das in der Wohnung herrschte, auf sich wirken ließ. Dann seufzte sie tief.
Die letzten achtundvierzig Stunden waren die schlimmsten ihres Lebens gewesen. Und über ihr Benehmen an diesem Abend durfte sie gar nicht nachdenken.
Reicht es nicht, dass ich verletzt und wütend bin? schalt sie sich. Musste sie auch noch völlig den Verstand verlieren? Was zum Teufel hatte sie sich dabei gedacht?
Wenn Peter Henderson nicht so ein anständiger Mensch wäre, hätte sie bestimmt jetzt ein Problem.
Mit einem Blick auf den Anrufbeantworter stellte sie fest, dass niemand angerufen und eine Nachricht hinterlassen hatte. Aber was konnte sie schon erwarten?
Lustlos ging sie in die Küche und machte sich einen Kräutertee. Vielleicht beruhigte er sie und erleichterte ihr das Einschlafen. Schön wäre es, wenn er auch noch die Gedanken ausschalten würde, überlegte sie, als sie den Tee in kleinen Schlucken trank.
Sie wollte nicht noch eine Nacht auf dem Sofa verbringen. Ich muss mich daran gewöhnen, allein in dem breiten Bett zu schlafen, sagte sie sich, nachdem sie geduscht hatte.
Aber so schnell konnte sie sich nicht daran gewöhnen. Als sie dalag in der Dunkelheit versuchte
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