Julia Exklusiv 0227
Er kannte sich aus mit französischen Gerichten und Weinen, las viel und ging regelmäßig ins Theater. Er wirkte überhaupt nicht anmaßend oder großspurig.
Ryan würde ihn mögen, ging es ihr plötzlich durch den Kopf. Bestürzt über diesen Gedanken rang sie nach Fassung.
Sie hatte nicht damit gerechnet, überhaupt etwas essen zu können. Doch als man die Gerichte servierte, bekam sie Appetit und aß alles auf.
Vielleicht gehöre ich zu den Menschen, die sich in Zeiten persönlicher Krisen auf den Inhalt des Kühlschranks stürzen, überlegte sie und seufzte, während sie den letzten Bissen hinunterschluckte.
„Ist etwas?“, fragte Peter sogleich. Ihm entging offenbar nicht viel.
„Nein.“ Sie lächelte ihn strahlend an. „Ich dachte nur, was für ein hübsches Restaurant es ist. Ich muss es unbedingt …“ Unvermittelt unterbrach sie sich.
„Ja? Was wollten Sie sagen? Dass Sie es Ihrem Mann erzählen müssen?“
Kate errötete. „Nein, sondern Louise, meiner Geschäftspartnerin.“
„Weshalb haben Sie sich unterbrochen?“
Sie blickte auf den Tisch. „Weil ich befürchte, wir sind nicht mehr lange Partnerinnen. Ich glaube, wir werden die Firma aufgeben.“
„Das wäre schade.“ Peter runzelte die Stirn. „Wird es Ihnen nicht leidtun?“
Noch vor einem Monat oder einer Woche, ja sogar noch vor vierundzwanzig Stunden hätte sie die Frage bejaht. Doch jetzt, nachdem sie etwas viel Wichtigeres verloren hatte, zuckte sie nur die Schultern.
„Nicht mehr.“
„Sie überraschen mich. Ich dachte, Sie gehörten zu den Frauen der neuen Generation, die es mühelos schaffen, erfolgreiche Unternehmerinnen zu sein und zugleich gute Ehen zu führen.“
„Glauben Sie mir, so mühelos schafft man es nicht, eine gute Ehe zu führen“, erwiderte Kate und merkte zu spät, wie verbittert es klang.
„Aber es muss auch einen gewissen Reiz haben, verheiratet zu sein, sonst wäre es sicher längst aus der Mode.“ Er reichte ihr die Dessertkarte. „Das tarte tatin kann ich Ihnen empfehlen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann wirklich nichts mehr essen.“
„Okay“, sagte er ruhig. „Mein Apartment ist nicht weit von hier. Ich könnte Ihnen einen Kaffee und einen guten Armagnac anbieten.“
So, das wär’s dann. Er hat die Karten auf den Tisch gelegt, dachte sie und schluckte. Irgendwie hatte sie erwartet, er würde subtiler vorgehen.
Sie ließ sich die Enttäuschung nicht anmerken, sondern lächelte ihn an. „Das wäre …“, hier zögerte sie absichtlich, „… sehr nett.“
Er wohnte im dritten Stock eines roten Ziegelsteinhauses. Das Apartment war geräumig, und er hatte es gemütlich eingerichtet, modern, aber auch mit einigen antiken Möbelstücken.
Während Peter in der Küche hantierte, ging Kate mit dem Brandyglas in der Hand umher, ohne etwas wahrzunehmen. Vor dem Fenster blieb sie stehen. Sie schob die schweren grünen Vorhänge etwas auseinander und blickte hinaus in die einbrechende Dunkelheit.
Jemand hatte einmal gesagt, Rache sei ein Gericht, das man am besten kalt servieren würde. Es schien zuzutreffen, denn sie hatte das Gefühl, innerlich zu Eis erstarrt zu sein.
„Setzen Sie sich, und trinken Sie den Kaffee“, forderte Peter sie auf, als er das Tablett auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa stellte.
Kate biss sich auf die Lippe und setzte sich hin. Sie fühlte sich unsicher und war etwas verlegen. Er wird mich bestimmt nicht anfassen, wenn ich den Becher mit der heißen Flüssigkeit in der Hand habe, überlegte sie, während Peter Kaffee aus der Kanne in die großen Porzellanbecher goss.
Sie nahm den Becher entgegen, den Peter ihr reichte, und bedankte sich. Krampfhaft überlegte sie, wie sie ihm beibringen sollte, dass sie zu allem bereit sei – und wie sie sich selbst davon überzeugen sollte, dass sie es wirklich wollte.
Ihr fiel absolut nichts ein.
Vielleicht wäre es sowieso am besten, sie würde ihm die Initiative überlassen.
Als er ihr schließlich den Becher aus der Hand nahm und auf den Tisch stellte, ließ sie ihn gewähren, obwohl ihr die Kehle wie zugeschnürt war vor Angst. Er drehte sie sanft zu sich herum und küsste sie behutsam, beinah zögernd. Ich brauche nichts zu befürchten, dachte sie und schloss die Augen. Verzweifelt versuchte sie, etwas zu empfinden, aber es gelang ihr nicht. Sie fühlte sich wie betäubt.
Stattdessen erinnerte sie sich plötzlich daran, wie herrlich erregend es gewesen war, als Ryan zum ersten Mal ihre Hand
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