Julia Exklusiv 0227
während seiner Abwesenheit heimlich ausziehen wollte. Sie konnte ihm nichts vorwerfen.
Mrs Lassiter brauchte nicht zu vermitteln. Kate würde ihr sagen, dass sie schon alles wisse und eigene Pläne habe.
Und Ryan würde es von seiner Mutter erfahren.
Ihre Schwiegereltern waren schon immer gern ins Wallaces gegangen, wie Kate sich erinnerte, als das Taxi vor der beeindruckenden Fassade hielt. Sie konnte nicht verstehen, warum sie überhaupt eingewilligt hatte zu kommen. Sie spannte den Regenschirm auf und bezahlte den Taxifahrer. Dann eilte sie zu dem Eingang unter der grünen Markise.
Es war ein sehr konventionelles Restaurant mit guter englischer Küche. Mittags konnte man sich neben den Gerichten, die auf der Speisekarte aufgeführt waren, noch andere Spezialitäten auf einem Wagen aussuchen, den man zwischen den Tischen hin- und herschob.
Mrs Lassiter und Sally waren schon da. Als Kate hereinkam, stand ihre Schwiegermutter auf, während Sally sitzen blieb.
„Kate, Liebes. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Mrs Lassiters Stimme klang etwas angespannt, doch die Umarmung fiel so herzlich aus wie immer.
Dann trat Mrs Lassiter einen Schritt zurück und betrachtete Kate kritisch. „Du hast abgenommen. Hoffentlich machst du nicht irgendeine schreckliche Diät.“
„Nein. Wahrscheinlich habe ich momentan zu viel Stress“, antwortete Kate ruhig. „Hallo, Sally.“
„Hallo.“ Sally blickte sie unsicher an.
„Wir trinken Mineralwasser“, erklärte Mrs Lassiter, nachdem sie sich wieder hingesetzt hatte. „Aber du kannst dir natürlich etwas anderes bestellen.“
„Meinst du, ich würde einen starken Drink brauchen?“ Kate lächelte gezwungen. „Darf ich sagen, ich weiß, warum ihr mich eingeladen habt und was ihr mir erzählen wollt?“
„Ach, du weißt es schon?“ Sekundenlang war Mrs Lassiter verblüfft, nahm sich jedoch rasch wieder zusammen. „Gut, dann genießen wir einfach das Essen.“
„Es ist nicht gut.“ Sally errötete. Sie beugte sich vor, und ihre Stimme klang zornig. „Es wäre eine nette Geste gewesen, wenn du mir gratuliert und mich gefragt hättest, wie es mir geht. Aber das ist zu viel verlangt. Seit du Ryans Frau bist, müssen wir Rücksicht nehmen auf deine zarten Gefühle. Niemand darf dich aufregen. Mir ist es jetzt egal, ich spiele nicht mehr mit. Meiner Meinung nach bist du eine ganz egoistische Person.“
Kate zog ungläubig die Augenbrauen zusammen. „Moment mal …“
„Ich bin noch nicht fertig.“ Sally atmete tief ein. „Zufällig liebe ich meinen Mann und meine Kinder. Sie bedeuten mir mehr als mein Beruf. Ich bin glücklich. Mir ist egal, was du denkst. Kannst du bitte in Zukunft auf die mitleidigen Blicke und kritischen Bemerkungen verzichten?“
Plötzlich begriff Kate, worum es ging. „Du liebe Zeit, Sally“, sagte sie langsam. „Du bekommst wieder ein Baby.“
„Das weiß ich selbst“, erwiderte ihre Schwägerin. „Die ganze Familie hat es gewusst, nur du nicht. Aber man durfte es dir ja nicht erzählen, damit du dich nicht kritisiert oder unter Druck gesetzt fühltest. Mein armer Bruder hätte es wieder einmal ausbaden müssen.“
„Das war meine Schuld“, warf Mrs Lassiter reumütig ein. „Ich war damals taktlos und habe mich eingemischt, obwohl ich es bei anderen Schwiegermüttern schrecklich finde. Ich mache Kate keinen Vorwurf, dass sie sich geärgert hat.“
Kate blickte die beiden an. „An dem Tag, als ich zum Lunch zu euch kam – ging es da um das Baby?“
Herausfordernd erwiderte Sally ihren Blick. „Wir wollten ein bisschen feiern, aber als du kamst, war es aus und vorbei. Dann hättest du wieder gedacht, wir würden Salz in die Wunden streuen und dich kritisieren oder so.“
„Nein, so hätte ich es nicht aufgefasst“, wehrte Kate sich.
„Ach nein?“ Sally war skeptisch. „Du regst dich doch immer sehr leicht auf. Eine unbedachte Bemerkung, und schon ärgerst du dich. Wahrscheinlich hätte ich es dir auch jetzt noch nicht erzählt, wenn man es nicht bald sehen würde.“
„Sally, hör bitte auf damit“, bat Mrs Lassiter ihre Tochter.
Kate atmete tief ein. „Du hast mich eben als egoistische Person bezeichnet. Ich glaube, das ist eine gute Beschreibung. Es tut mir leid, dass du das Gefühl hattest, mir die wichtige Neuigkeit nicht anvertrauen zu können. Ich freue mich sehr für dich, Sally.“
Mrs Lassiter runzelte die Stirn. „Hast du es wirklich eben erst erraten? Du hast vorhin gesagt …“
„Da meinte
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