Julia Exklusiv 0227
sie, sich eine Zukunft ohne Ryan vorzustellen.
Und ich habe geglaubt, wir seien so glücklich und hätten alles, was man sich wünschen kann, blendende Karrieren, Lebensstil und vieles andere mehr, dachte sie und verzog spöttisch die Lippen.
Rückblickend wurde ihr bewusst, dass für Ryan Äußerlichkeiten nie wichtig gewesen waren. Auch nach seinem und ihrem beruflichen Erfolg hatte er keinen Wert auf besonderen Luxus und dergleichen gelegt.
Kate hatte das Apartment ausgesucht, und er war einverstanden gewesen. Er könne überall schreiben, hatte er gesagt. Aber jetzt sah sie ein, dass er sich hier nie so zu Hause gefühlt hatte wie in der alten Souterrainwohnung.
Prestige war mir wichtig, alle sollten sehen, was wir geschafft haben, gestand sie sich ein. Sie war glücklich gewesen und hatte angenommen, Ryan sei es auch. Offenbar hatte sie sich getäuscht. Er sehnte sich nach einem ganz anderen Leben. Er wollte so leben, wie sie es sich immer ausgemalt hatten. Auch Kate hatte die gemeinsamen Träume nicht vergessen. Doch sie hatte so viele andere Dinge im Kopf gehabt, dass sie alles auf später verschoben hatte, auch das Nachdenken. Immer wieder hatte sie sich gesagt, noch unendlich viel Zeit zu haben.
Aber Ryan war es leid, noch länger zu warten.
Sie fragte sich, wie lange es noch gedauert hätte, bis ihr selbst aufgefallen wäre, was los war. Erst der anonyme Brief, den wahrscheinlich Louise ihr geschickt hatte, hatte ihr die Augen geöffnet.
Wann hatte die Affäre angefangen? Es war nur ein kleiner Trost, dass die beiden versucht hatten, die Beziehung zu beenden. Und war Louise Ryans erster Seitensprung?
Kate drehte sich auf die Seite. Ihr schauderte, und sie barg das Gesicht im Kopfkissen. In Ryans Kopfkissen, wie ihr bewusst wurde, als sie den schwachen Duft seines Aftershaves wahrnahm. Noch eine Erinnerung an ihn, die sie loswerden musste, wenn sie ihren Seelenfrieden finden wollte.
Plötzlich richtete sie sich auf und warf das Kopfkissen aus dem Bett.
„Ich kann hier nicht bleiben“, sagte sie laut in die Dunkelheit hinein. „Ich ertrage es nicht, immer wieder an ihn erinnert zu werden, jedenfalls jetzt noch nicht. Und ich kann auch nicht einfach abwarten, bis er zurückkommt und alles zugibt. Es ist leichter für mich und einfacher für uns beide, wenn ich morgen schon ausziehe. Keine Erklärungen, keine Entschuldigungen, eine saubere Trennung.“
Am nächsten Tag würde sie sich ein Zimmer suchen, wo sie bleiben würde, bis sie wusste, wie sie ihr Leben gestalten wollte.
Nicht nur ihre Ehe war gescheitert. Auch im Geschäft würde sich einiges ändern. Da sie damit ihren Lebensunterhalt verdienen musste, wollte sie es doch lieber behalten und Louise auszahlen. Dazu musste sie einen Kredit aufnehmen. Neue Geschäftsräume brauchte sie auch. Mit den alten waren zu viele Erinnerungen verbunden.
Morgen fange ich damit an, nahm sie sich vor. Dann legte sie sich wieder hin und schloss die Augen.
Am nächsten Morgen war der Himmel wolkenverhangen und es regnete. Das Wetter passt zu der Situation und zu meiner Stimmung, dachte Kate, während sie sich ein Glas Orangensaft einschenkte.
„Louise ist immer noch nicht wieder da“, beklagte Debbie sich, als Kate ins Büro kam.
„Vielleicht bleibt sie länger weg“, antwortete Kate vorsichtig. „Damit müssen wir fertig werden.“
Es gab wieder viel zu tun an diesem Vormittag. Das Telefon läutete ununterbrochen. Kate schrieb gerade ein Angebot, als sie auf der direkten Leitung angerufen wurde.
„Ja“, meldete sie sich geistesabwesend.
„Kate, Liebes, ich bin’s, Mary.“ Die Stimme ihrer Schwiegermutter klang irgendwie zaghaft. „Sally und ich sind in der Stadt zum Einkaufen. Ich weiß, es ist sehr kurzfristig, aber könntest du trotzdem heute Mittag mit uns essen?“ Sie machte eine Pause. „Wir müssen etwas besprechen.“
„Ach … wirklich?“ Kate schluckte.
„Ja.“ Mary Lassiter zögerte kurz. „Ich habe für halb zwei im ‚Wallaces‘ einen Tisch reserviert. Hoffentlich geht es für dich dort nicht zu steif und förmlich zu.“
„Nein“, erwiderte Kate ruhig. „Ich … freue mich. Bis dann.“
Sie legte den Hörer auf und blickte auf den Bildschirm, ohne sich für die Zahlen zu interessieren. Sie atmete tief ein. Ryan schickte sicher nicht seine Mutter vor. Oder hatte er so starke Schuldgefühle, dass er einer persönlichen Aussprache lieber aus dem Weg ging? Doch dann fiel Kate ein, dass sie es ja genauso machen und
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