Julia Exklusiv 0227
völlig im Dunkeln. Die Suche nach der geheimnisvollen Frau, mit der Ryan zusammen war, begann von Neuem.
„So, er ist weg. Ich verstehe. Kate, wenn du nicht darüber reden willst, kannst du mir sagen, es ginge mich nichts an. Aber ist alles in Ordnung mit dir und Ryan?“
Kate hob das Kinn. Sie bekam Herzklopfen. „Weshalb fragst du?“
Louise hatte sich Ryan anvertraut. Warum sollte es nicht auch umgekehrt so gewesen sein? Vielleicht hatte Ryan Louise gebeten, mit ihr, Kate, zu reden und ihr alles zu sagen.
Doch Louise warf einen vielsagenden Blick auf die gelben Rosen. „Wegen der Blumen. Vor einer Stunde hat sie ein großer blonder Mann gebracht, der umwerfend attraktiv aussah. Seine Stimme und sein Lächeln waren genauso faszinierend. Er hat sich mit Peter vorgestellt und ist vorbeigekommen, um sich zu vergewissern, dass es dir gut geht.“ Sie sah Kate an. „Und geht es dir gut?“
„Bald wieder“, erwiderte Kate ruhig. „Und Peter … die Rosen … es ist nicht so, wie du denkst. Er ist nur ein guter Freund.“
Louise seufzte. „Ich hätte auch gern solche Freunde“, sagte sie leise. „Ich hätte behaupten sollen, es ginge dir schlecht. Vielleicht wäre er dann noch einmal vorbeigekommen.“
Kate musste lächeln. „Lou, du bist unmöglich.“ Sie zögerte kurz. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Ich brauche zwei Tage Urlaub. Frag bitte nicht, warum.“ Als ihre Freundin die Augenbrauen hochzog, fügte Kate hastig hinzu: „Es hat nichts mit Peter Henderson zu tun, ich schwöre es.“
„Kann ich dir bestimmt nicht helfen?“ Louise war skeptisch.
„Nein, momentan nicht.“ Kates Kehle war wie zugeschnürt. „Aber vielleicht später …“
Plötzlich umarmte Louise sie überraschend ungestüm. „Ich will nicht anfangen zu raten, was los ist“, flüsterte sie. „Aber nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.“
Erst am Abend traf Kate in Allengarth ein. Sie hatte sich ganz auf den Verkehr auf der Autobahn konzentriert und zur Beruhigung immer wieder die Kassetten mit ihrer Lieblingsmusik abgespielt. Sie hatte sich nicht erlaubt, darüber nachzudenken, was sie am Ziel der Reise erwarten mochte.
Bald würde sie Gewissheit haben, und dafür war sie dankbar. Es wäre auf jeden Fall eine Erleichterung, endlich die Wahrheit zu erfahren, auch wenn sie unangenehm war.
Allengarth war ein kleiner Ort und lag gut geschützt in den Dales. Inmitten grauer Häuser ragte die Kirche empor. Es gab auch ein Pub, wo man Zimmer mit Frühstück vermietete, wie ein Schild im Fenster besagte.
Kate ging hinein und nahm sich ein Zimmer. Unter den Umständen konnte sie unmöglich im Tagungszentrum übernachten. Und es war sehr unwahrscheinlich, dass sie nach der Unterredung mit Ryan sogleich nach London zurückfahren würde.
Der Weg ins Zentrum war gut ausgeschildert. Deshalb ließ Kate den Wagen auf dem Parkplatz hinter dem Pub stehen und lief die halbe Meile zu Fuß.
Die Luft war angenehm kühl und klar. Kate atmete tief ein und aus. Vor dem Tor zum Zentrum zögerte sie sekundenlang. Dann hob sie entschlossen den Kopf und ging die breite Einfahrt entlang auf das hell erleuchtete Gebäude zu.
Durch die doppelte Glastür gelangte Kate ins Innere. Sie blieb stehen und versuchte, sich zu orientieren. Rechts war der Empfangsbereich, und durch eine offene Tür weiter hinten konnte man in eine Bar sehen, in der einige Leute herumsaßen und sich unterhielten. Kate durchquerte die Eingangshalle und blickte in die Bar. Aber Ryan war nicht da.
Am besten erkundige ich mich an der Rezeption, dachte sie, tat es aber nicht. Schließlich war sie die weite Strecke gefahren, um ihn zu überraschen.
Plötzlich entdeckte sie ein großes Pinboard mit vielen Mitteilungen. Die meisten waren uninteressant, ein Gebäudequerschnitt, das Tagungsprogramm, Hinweise über Essenszeiten und Brandschutz. Aber dann sah Kate die Namensliste der Tagungsteilnehmer – mit den Zimmernummern.
Ryan bewohnte die große Suite im ersten Stock. Kate schluckte und hielt krampfhaft den Riemen ihrer Umhängetasche fest. Es war soweit, sie würde den entscheidenden Schritt tun. Die glücklichen Zeiten waren endgültig vorbei.
Die Suite zu finden war kein Problem. Sie lag am Ende eines langen Flurs, und an der Tür hing das Schild „Bitte nicht stören“.
Das kann ich mir vorstellen, dachte Kate verbittert. Sie wollte anklopfen, doch im letzten Moment überlegte sie es sich anders. Sie drückte die Klinke herunter – die Tür ließ
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