Julia Exklusiv 0227
macht?“
„Durch meine Arbeit habe ich jedenfalls begriffen, dass vieles anders ist, als es zunächst aussieht.“ Er durchquerte den Raum und kam auf sie zu. „Weshalb bist du hinter mir hergefahren, wenn du mir nicht erzählen wolltest, dass ich Vater werde?“
„Weil du eine Geliebte hast. Ich wollte dich mit ihr überraschen.“ Sie stieß die Schublade zu. „Mach mir nichts vor, Ryan, ich weiß es schon seit einigen Wochen.“
Er setzte sich auf die Bettkante und blickte Kate unverwandt an. „Wie hast du es denn herausgefunden?“
Der Schmerz schnürte ihr die Kehle zu. Ryan versuchte erst gar nicht, irgendetwas abzustreiten.
„Ich habe einen Brief bekommen – einen grässlichen anonymen Brief“, antwortete sie heiser.
„Zeigst du ihn mir?“
Kate schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn zerrissen und dann verbrannt.“
„Na ja, dann hast du ganze Arbeit geleistet“, erklärte Ryan trocken. „Kannst du dich erinnern, was darin stand?“
„Du würdest eine andere Frau lieben, sonst nichts.“ Sie bemühte sich, nicht zu schluchzen. „Unterschrieben war er mit ‚ein Freund‘. Das war am schlimmsten. Ist es nicht abscheulich, so einen Brief zu schreiben, Ryan?“
„Warum hast du den Brief nie erwähnt, wenn er dich so sehr beeindruckt hat?“
„Er sollte mich doch beeindrucken und beunruhigen, oder etwa nicht? Weißt du nicht, dass man ihn mir geschickt hat?“
„Doch, ich weiß es“, gab er zu. In seiner Stimme lag ein seltsamer Unterton. „Aber ich habe nicht geahnt, welche Auswirkungen die Sache haben würde.“
„Hast du gehofft, ich würde dich verlassen und mich sozusagen selbst aus dem Weg räumen?“
„Im Gegenteil, ich hatte gedacht, du würdest mich zur Rede stellen und mir den verdammten Brief zeigen, mir eine Szene machen, mich vielleicht sogar schlagen. Zumindest hättest du mich fragen können, ob es wahr sei oder nicht.“
„Was hätte ich davon gehabt?“ Sie hob das Kinn. „Ich will dir auch jetzt keine Szene machen. Bei anderen Gelegenheiten habe ich mich in letzter Zeit schon lächerlich genug gemacht. Ich bin nur gekommen, um den Beweis zu haben.“
„Warum hättest du diesen Beweis, wie du es nennst, ausgerechnet hier finden können?“
„Weil sie mit dir gefahren ist, als deine Frau. Du hast für dich und deine Frau gebucht, deshalb hat man dir die Suite gegeben.“
Ryan schüttelte den Kopf. „Du irrst dich, Katie. Ich habe nur für dich und mich gebucht, obwohl ich mir nicht sicher war, dass du hinter mir herkommen würdest. Ich habe gehofft, du würdest es tun. Und ich habe darauf vertraut, dass ich dir so viel bedeute.“
„Hat die andere Frau dich etwa im Stich gelassen oder dich versetzt oder was?“
„Du bist die andere Frau, Katie“, erwiderte er sanft. „Es gibt niemanden außer dir. Es gab nie eine andere und wird es auch nie geben.“
„Aber der Brief …“, begann sie irritiert.
„Den habe ich selbst geschrieben.“ Er nahm ihre Hände in seine und zog Kate neben sich aufs Bett. Sie merkte, dass er zitterte.
„Ich bin nicht stolz darauf“, fuhr er fort. „Aber ich war verzweifelt, und mir fiel nichts anderes ein. Ich sah mit an, wie du dich immer mehr von mir entferntest. Wir hatten immer weniger gemeinsam, deine Ziele waren nicht meine. Und jeden Tag hast du dich mehr verändert, bis ich die junge Frau, die ich geheiratet hatte, kaum noch erkennen konnte.“
Er schüttelte den Kopf. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie einsam ich mich gefühlt und wie sehr ich mich gefürchtet habe. Ist dir überhaupt aufgefallen, dass unsere Unterhaltung sich oft tagelang nur auf das Nötigste beschränkt hat? Und wie oft habe ich dich am Wochenende überhaupt nicht gesehen? Unsere Träume und Pläne waren plötzlich Nebensache. Und ich habe mitbekommen, dass Joe dieselben Probleme hatte und beinah alles verloren und seine Ehe zerstört hätte.“
Ryan atmete tief ein. „Ich dachte, ich würde dich verlieren, Katie, und das konnte ich nicht ertragen.“
Nach einer Pause fügte er hinzu: „Ich musste mich vergewissern, ob du es über dich bringen würdest, dich von mir zu trennen. Schon immer habe ich dir gesagt, dass ich irgendwie eine Spielernatur bin – und dieses Mal habe ich alles riskiert.“
Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Dann antwortete Kate: „Das glaube ich nicht.“ Ihre Stimme klang rau. „Wie konntest du so etwas tun?“
„Ich musste wissen, wie du reagiertest“, erwiderte Ryan ruhig und eindringlich.
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