Julia Exklusiv 0227
sowieso nie wieder sehen. Wichtig war nur, dass ihre Mutter schon in der nächsten Woche mit der Therapie beginnen konnte. Als Julia Randolfo ansah, lächelte er, und sie beschloss mitzuspielen.
„Natürlich ist es mir recht“, erwiderte sie und zauberte ein Lächeln auf die Lippen. „Es ist ja verständlich, dass ich dieses Mal vorsichtig bin, nachdem du dich vor Kurzem nicht an unsere Vereinbarung gehalten hast, Randolfo, mein Liebling“, sagte sie heiser und sah ihm in die Augen. Dann legte sie ihm die Hand auf den Oberschenkel und drückte fest zu. Sie spürte, wie seine Muskeln sich anspannten, und hätte beinah laut aufgelacht beim Anblick seiner entsetzten Miene.
Du liebe Zeit, sie ist wirklich eine kleine Hexe und sorgt immer wieder für eine Überraschung, dachte er leicht belustigt. „Nach der wunderbaren Nacht werde ich so einen Fehler nicht noch einmal machen, mein Liebling.“ Seine Stimme klang rau. Er legte seine Hand auf ihre, die immer noch auf seinem Oberschenkel ruhte.
Glücklicherweise traf in dem Moment die Bestätigung der englischen Bank ein, und Julia verabschiedete sich schnell.
Wenig später hielt der Chauffeur ihr vor der Bank die Wagentür auf. Sie trat einige Schritte zurück und warf Randolfo einen kühlen Blick zu. „Ich kann zu Fuß zum Hotel gehen. Du hast bestimmt wichtigere Dinge zu tun, als mir beim Packen zuzusehen. Du kannst mich in zwei Stunden abholen“, erklärte sie ironisch.
„Nein, ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dich auch nur eine einzige Minute in dieser großen Stadt allein zu lassen. Du könntest verloren gehen“, antwortete er seidenweich und schob sie in den Wagen.
Ihr war klar, dass er ihr nicht vertraute und sie nicht aus den Augen lassen wollte.
Im Hotel bestand er darauf, sie auf ihr Zimmer zu begleiten. Dann nahm er eine Flasche Wein aus der Minibar, machte es sich auf dem Bett bequem und sah Julia beim Packen zu. Als sie fertig war, kochte sie beinah vor Wut. Aber sie empfand auch noch etwas anderes und hätte sich am liebsten neben ihn auf das Bett gesetzt.
„Wenn du nichts dagegen hast, rufe ich rasch meine Mutter an.“
„Tu das. Ich habe Zeit. Möchtest du dich nicht zu mir gesellen?“
Panik erfasste Julia. Er hatte die langen Beine auf dem Bett ausgestreckt, sich an das Kopfende gelehnt und wirkte ungemein männlich. Sie musste sich geradezu zwingen, den Blick abzuwenden und zum Telefon zu greifen.
„Und auch ein Glas Wein trinken?“, fügte er hinzu und lachte in sich hinein.
Julia bemühte sich, ihn zu ignorieren, und ließ sich von der Zentrale eine Amtsleitung geben. Dann wählte sie die Nummer ihrer Mutter. In England war es jetzt später Nachmittag, und ihre Mutter war wahrscheinlich zu Hause. Als Julia ihre Stimme hörte, war ihr die Kehle plötzlich wie zugeschnürt. Sie kehrte Randolfo den Rücken zu und fragte ihre Mutter sanft, wie sie sich fühlte. Schließlich erzählte sie, Carlos Diez hätte ihr einen Pokal aus seiner Zeit als Polospieler hinterlassen.
„Das hätte ich mir denken können“, antwortete ihre Mutter leise. „Carlos hat die meiste Zeit seines Lebens damit verbracht, Polo zu spielen. Und er hat jeden Cent, den er besaß, für Pferde und Frauen ausgegeben. Es überrascht mich nicht, dass er dir einen Pokal vererbt hat. Offenbar hat er sich bis an sein Lebensende nicht geändert und war blind für alles andere.“
„Ja, da hast du recht“, stimmte Julia ihr zu und verabschiedete sich rasch. Es hätte keinen Sinn, ihrer Mutter die Wahrheit zu sagen. Sie hätte sich nur aufgeregt.
„Du hast deiner Mutter nichts von dem Geld gesagt.“ Randolfo stellte sich hinter sie. „Warum nicht?“
„Darüber rede ich mit ihr nach meiner Rückkehr“, erwiderte Julia. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut und griff schnell nach dem Koffer, ehe sie an Randolfo vorbeieilte.
„Willst du das Geld allein ausgeben und es nicht mit deiner Mutter teilen?“
„Du liebe Zeit“, stieß Julia hervor. Sie schüttelte den Kopf und ging zur Tür hinaus. Randolfo war der zynischste Mensch, den sie kannte. Wahrscheinlich kann man nur reich werden, wenn man so rücksichtslos ist wie er, überlegte sie. Ihre Mutter wäre jedenfalls entsetzt, wenn sie wüsste, dass sie Randolfo um Geld gebeten hatte.
Auf der Rückfahrt saß Julia schweigend und bedrückt neben ihm auf dem Rücksitz. Auch als Donna ihnen später ein köstliches Essen auf der Terrasse servierte, hellte sich ihre Stimmung nicht
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