Julia Exklusiv 0227
einige Fachzeitschriften für Segler auf dem Schreibtisch. Er sucht sich wohl gerade eine neue Jacht aus, dachte Mari.
Das Zimmer war in Weiß- und Brauntönen gehalten, mit einigen Akzenten in Schwarz. Es wirkte streng und kühl.
Wie sein Bewohner, dachte Mari.
„Gefällt Ihnen mein Bett?“, rief Nikos. „Es ist für zwei Personen groß genug.“
Mari beachtete ihn nicht. Sie versuchte, auch das Bett zu ignorieren, konnte sich aber erschreckend lebhaft vorstellen, mit Nikos dort zu liegen. Sie sah ihn vor sich, nackt auf dem weißen Laken, und stellte sich vor, wie auch sie …
Hör auf damit! rief sie sich zur Ordnung. Sie hatte noch nie so gewagte Fantasien gehabt.
Mari drehte sich um und verließ eilig den Raum.
Das Zimmer gegenüber war als Arbeitszimmer eingerichtet worden. Es stand aber eine Schlafcouch darin, die zurzeit nicht benutzt zu werden schien. Mari war nicht überrascht. Stavros Costanides wollte seinen Sohn bestimmt nicht erziehen lassen, weil er zu viel arbeitete.
Mari hätte das Zimmer bewohnen können, hatte aber Bedenken, so nahe bei Nikos zu schlafen.
Glücklicherweise gab es noch ein drittes Schlafzimmer am Ende des Flurs. Es war ein schmaler Raum, der mit hellen Möbeln und weißen Gardinen freundlicher eingerichtet war als die anderen Zimmer.
Sehr gut, dachte Mari. Sie war neugierig, aber keineswegs lebensmüde.
„Bringen Sie bitte die Koffer herein, Thomas“, sagte sie und ging zum Fenster. Hinter dem Haupthaus konnte sie die ersten Dünen sehen, die sich bis zum Atlantik erstreckten.
„Miss?“
Mari drehte sich um. Thomas hatte das Gepäck abgestellt und blickte sie lächelnd an. „Ich wollte nur sagen … er ist nicht so schlimm, wie er behauptet.“
„Das ist auch kaum möglich“, stimmte Mari trocken zu.
Thomas unterdrückte ein Lachen. „Aber er wird sein Möglichstes tun.“
„Das wird sicher … interessant“, sagte Mari. „Thomas, haben Sie von Mr Costanides’ Vorhaben gewusst?“
Thomas zögerte. „Nein, aber es überrascht mich nicht. Mr Costanides macht sich Sorgen um Mr Nikos und die Zukunft der Firma. Er wird nicht jünger und hatte schon einen Herzinfarkt. Er möchte mehr Zeit mit Mrs Costanides und den Kindern verbringen. Also soll Mr Nikos die Firma übernehmen. Aber nur, wenn er alles so macht, wie Mr Costanides es will“, fügte er hinzu.
„Ich bin sicher, dass Nikos seinen eigenen Willen hat“, sagte Mari trocken.
Thomas lächelte wieder. „Er ist der Sohn seines Vaters.“ Er schüttelte den Kopf. „Mr Costanides geht nicht immer geschickt mit Mr Nikos um.“
„Und da dachte er, ein Kindermädchen wäre die Lösung?“
„Ich glaube nicht, dass er überhaupt noch an eine Lösung glaubt“, sagte Thomas geradeheraus. „Aber diesen Weg ist er wenigstens noch nicht gegangen.“
Damit sind wir schon zwei, dachte Mari.
„Mr Nikos wird Ihnen nichts tun, Miss“, sagte Thomas schnell. „Er zieht Sie nur auf. Wenn er Ihnen Ärger macht, rufen Sie mich. Ich bringe ihn schon zur Räson.“ Thomas lächelte. „Mr Nikos hört auf mich.“
„Aber nicht auf seinen Vater.“ Es war eine Feststellung.
Thomas schüttelte energisch den Kopf. „Niemals. Mr Costanides spricht aber auch nie mit Mr Nikos. Er schreit nur und stellt Forderungen.“ Er sah Mari lächelnd an. „Sie werden das alles in Ordnung bringen.“
„Es scheint, als wäre hier schon sehr lange nichts mehr in Ordnung.“
Thomas zögerte und nickte dann. „Trotzdem sind beide sehr gute Männer.“
„Wo liegt dann das Problem? Warum reden sie nicht miteinander?“ Mari suchte nach einem Anhaltspunkt.
Thomas zuckte die Schultern. „Das müssen Sie Mr Costanides oder Mr Nikos fragen.“ Er sah Mari freundlich an und drückte ihr die Hand. „Viel Glück, Miss.“
Das werde ich brauchen, dachte Mari.
Jemand klopfte kurz und fröhlich an der Tür.
Vermutlich konnte es der alte Mann kaum erwarten, seine Schadenfreude zu zeigen.
„Die Tür ist offen“, rief Nikos grimmig.
Eine verführerische Blondine in einem tief ausgeschnittenen Kleid mit Leopardenmuster stolzierte herein. „Nikos?“, schnurrte sie.
Verdammt! Die hatte er völlig vergessen.
Doch gleich darauf lächelte Nikos, als ihm einfiel, was sein Vater von dieser Dame halten würde. Und wie schockiert der Mary-Poppins-Verschnitt sein würde.
Nikos beugte sich vor und streckte die Hand aus. „Komm her, Süße“, sagte er langsam.
Die Dame von Debbies Begleitservice schloss die Tür und
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