Julia Exklusiv 0227
Mari. Ich möchte dich lieben, und du redest vom Wetter. Ich berühre deine Brüste, und du schiebst meine Hand weg. Und wenn ich dich küsse, reagierst du überhaupt nicht.“
„Nur weil ich dir und mir nicht sofort die Kleidung vom Leib reiße?“, fragte Mari ärgerlich. Seine Worte verletzten sie tief.
„Du machst ja nicht einmal einen Knopf auf.“
Ward entschuldigte sich später. „Du bist eine sympathische Frau, Mari“, sagte er so gönnerhaft, dass Mari ihn am liebsten geohrfeigt hätte. „Es ist nicht deine Schuld. Du bist eben nicht gerade … leidenschaftlich.“
„Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass du Großbrände verursacht hättest“, erwiderte Mari verletzt.
„Nein, mit dir sicher nicht“, stimmte Ward bereitwillig zu. Mari vermutete, dass es Ward mit Shelley, der neuen Liebe seines Lebens, anders erging.
Bitte sehr! Sollte er doch mit Shelley die ganze Welt in Brand stecken!
Es machte ihr, Mari, nichts aus. Jedenfalls nicht viel.
Doch Wards Vorwürfe gingen ihr noch lange durch den Kopf. Es schmerzte Mari, dass andere Menschen offenbar etwas besaßen, das ihr fehlte. Ein Feuer, das die Natur in ihr nicht entzündet zu haben schien.
Aber an diesem Nachmittag war plötzlich etwas Unerwartetes geschehen. Sie hatte Leidenschaft gespürt. Offenbar hatte die Natur doch nicht vergessen, die Holzscheite aufzuschichten.
Ward war es einfach nie gelungen, das Feuer zu entfachen.
Aber … Nikos Costanides? Ein …
„Wie alt sind Sie?“, fragte sie Nikos, als sie mit ihrem Gepäck zum Bungalow zurückkehrte.
„Zweiunddreißig“, antwortete er gereizt.
Ein zweiunddreißigjähriger griechischer Playboy? Denn Mari bezweifelte nicht, dass er ein oberflächlicher Frauenheld war.
Mari schüttelte den Kopf. Was hatte sich die Natur nur dabei gedacht?
Nikos stellte sich offenbar dieselbe Frage. Während sie sich auf die Suche nach Thomas, dem Gärtner, gemacht hatte, war Nikos in weiße Shorts geschlüpft. Immerhin ein Zugeständnis. Aber er wirkte sehr erwachsen, männlich und einschüchternd, während er mit nacktem Oberkörper im Sessel saß und beobachtete, wie Thomas das Gepäck hereintrug.
„Wie alt sind Sie denn?“, fragte Nikos herausfordernd.
Mari hob den Kopf. „Neunundzwanzig.“
„Sie küssen nicht wie eine Neunundzwanzigjährige.“
Mari errötete. Wieder stieg das Gefühl der Unzulänglichkeit in ihr auf. Sie fragte sich, ob Nikos denn nichts gespürt hatte.
Thomas räusperte sich missbilligend. Mari wusste, dass ihr die Situation hätte peinlich sein sollen, aber eigentlich war sie nur neugierig. Hatte Nikos wirklich nichts gespürt? Sie blickte ihn prüfend an.
Doch! Er hat es auch gefühlt, dachte Mari triumphierend. Sie wandte sich Thomas zu und sagte betont sorglos: „Kümmern Sie sich nicht um ihn. Er schmollt.“
„Das ist nicht wahr!“
Nikos’ Zorn erheiterte Mari. „Hier entlang“, sagte sie zu Thomas und deutete auf den Flur, der vom Wohnzimmer wegführte. „Ich nehme an, dass sich die Schlafzimmer dort befinden?“, fragte sie mit einem flüchtigen Blick zurück.
Nikos murmelte etwas Unverständliches und sah Mari finster an.
„Hat er Sie wirklich geküsst, Miss?“, fragte Thomas besorgt.
„Allerdings.“ Mari bemühte sich, fröhlich und unbekümmert zu klingen, als hätte der Kuss ihre Welt nicht auf den Kopf gestellt.
„Sie kann nicht küssen“, sagte Nikos laut.
„Jetzt weiß ich, warum Ihr Vater glaubt, dass Sie ein Kindermädchen brauchen“, sagte Mari freundlich. „Jemand sollte Ihnen Manieren beibringen.“
Sie verließ das Zimmer und ging den Flur entlang. Das letzte Wort zu haben war die große Stärke jedes Kindermädchens.
„Ein Kindermädchen?“, fragte Thomas fassungslos.
„Mr Costanides scheint einen seltsamen Sinn für Humor zu haben“, sagte Mari.
„Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt welchen hat“, murmelte Thomas. „Welches Zimmer, Miss?“
„Sie schläft bei mir!“, rief Nikos aus dem Wohnzimmer.
„Mr Nikos!“ Thomas war schockiert.
„Sie mag es, wenn ich etwas Unanständiges sage.“
Thomas war außer sich.
„Kinder spielen sich auf, wenn sie glauben, dass wir ihnen zusehen, Thomas“, sagte Mari fest. „Beachten Sie ihn einfach nicht. Kommen Sie, wir finden schon ein Zimmer für mich.“
Neben dem Wohnzimmer und der Küche gab es im Bungalow drei Schlafzimmer. Nikos bewohnte das Größte mit Blick auf den Garten. Das Bett war nicht gemacht. Mari entdeckte einen Laptop und
Weitere Kostenlose Bücher