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Julia Exklusiv Band 0194

Julia Exklusiv Band 0194

Titel: Julia Exklusiv Band 0194 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Violet Winspear , Lynne Graham , Catherine George
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Modell, brauche Inspiration. Mögen Sie diese Möwe?“
    „Oh, ja.“ Das Stück war aus Lindenholz geschnitzt und offenbar mit mehr Freude angefertigt. „Sie lieben wilde, ungebundene Dinge, nicht wahr?“
    „Überrascht Sie das?“
    Talgarth blickte zu Anita hinüber. „Ich versuche, allem, was gezähmt ist, was unterwürfig ist, auszuweichen. Für mich lohnt es sich nicht, mit solchen Menschen oder Dingen umzugehen. Ich dachte, Sie wüssten es oder ahnten es zumindest.“
    „Es ist nicht ganz leicht, Sie zu durchschauen, Mister Talgarth“, Anita strich sanft über den geschwungenen Flügel der Möwe. „Ich habe immer noch keine Ahnung, worum Sie mich bitten wollen.“
    „Wirklich nicht?“ Er betrachtete ihr vom Wind leicht gerötetes Gesicht, das zerzauste Haar, die großen, fragenden Augen. „Ich glaube, jeder andere hätte es inzwischen erraten. Ich möchte, dass Sie mir Modell stehen.“
    Verdutzt blickte sie ihn an. Talgarth verteilte die Eier auf zwei Teller, dann setzte er die Pfanne erneut aufs Feuer und brutzelte den Schinken. Der Duft frisch gebrühten Kaffees zog durch das Studio.
    „Warum gerade ich?“, fragte sie etwas atemlos. „Ich bin doch nicht schön.“
    „Nein, meine Liebe“, versicherte Talgarth trocken, „Sie sind kein geschliffener Diamant, Sie sind nicht wie eisgekühlter Champagner oder eine silberne Orchidee.“
    „Nicht so wie Charme?“
    „Überhaupt nicht.“
    „Sie armer Mann. Wie traurig, dass Sie sie nicht in ihr Schloss bekommen konnten als Ihr Modell oder Ihre Frau.“ Anita lachte rau. „Was soll dann ich sein? Ein schlechter Ersatz?“
    „Nein, Anita, das einzige, richtige Modell. Sie sind wie wilde Veilchen, wie ein springendes Wasser, ein störrisches Fohlen oder wie der Wind, der durch die Bäume weht, manchmal sanft und manchmal wild und drohend.“ Er kam auf sie zu. Seine Augen hingen an ihrem Gesicht. „Ich möchte Sie darstellen“, sagte er nachdenklich, „als Undine, die gejagt wird, dem Wasser entsteigt und vergeblich auf ihren Prinzen wartet.“
    „Nein“, rief Anita, „ich weigere mich.“
    „Seien Sie doch nicht kindisch.“
    „Sie sind grausam.“
    „Wirklich, Anita?“, fragte er verhalten. „Halten Sie mich für grausam?“
    „Ja. Sie wollen Undine einfangen und den Schmerz, der in mir ist, verewigen.“
    „Ich muss zugeben, Sie haben einen gewissen Blick, der mich neugierig macht. Doch mit diesem Blick sind Sie geboren, er hat nichts mit den traurigen Ereignissen zu tun. Sie müssen noch eine Menge über Männer lernen, Anita, und verteufelt viel über mich.“
    Anita unterdrückte die Tränen. Vor diesem Mann zu weinen war das Letzte, was sie tun durfte, vor einem Mann, der nie wirklich etwas geliebt hatte. Außer seinem Schiff vielleicht, den Ozean und seine Macht als Kapitän. Er wollte mit seinen Händen ein Mädchen aus Holz oder Stein schaffen, das zu seinem Herzen aus Stein passte. Na gut! Sie würde ihm Modell stehen für seine Undine, die ihm niemals Kummer oder Schmerzen bereiten würde.
    „Wann wollen Sie beginnen? Ich bin bereit, Ihnen Modell zu stehen“, sagte sie unerwartet.
    Talgarth antwortete nicht gleich. Er servierte das Frühstück auf einem Tisch unter einem der Fenster, rückte einen Stuhl für Anita zurecht und goss Kaffee ein. Unter dem Dach des Turmes zwitscherten Schwalben.
    „Morgen, wenn Sie ganz sicher sind, es auch durchzustehen“, antwortete er. „Ich fange niemals etwas an, wenn ich nicht mit Sicherheit weiß, dass ich es auch beenden kann.“
    „Es wird mein Dankeschön für Ihre Gastfreundschaft sein, die Sie Kim und mir gewähren.“ Anita beugte ihren Kopf über den Teller. „Sie machen doch gern einen guten Handel, nicht wahr?“
    „Glauben Sie, ich mache mit allem Geschäfte, Anita?“
    „Tun Sie es nicht, Mister Talgarth? Ich glaube, Sie denken sogar daran, sich eine Frau zu kaufen.“
    „Das könnte ich, wenn ich wollte.“ Er lachte laut. „Als weitgereister Abenteurer habe ich einiges erlebt. In manchen Ländern kauft man sich eine Frau für Perlen oder für eine Herde Ziegen. Wie gefällt Ihnen das?“
    Anita blickte auf und sah das Funkeln in seinen Augen.
    „Ich würde Perlen bevorzugen, wenn man mich kaufen wollte. Doch wir leben in England und nicht in irgendeinem barbarischen Winkel der Welt“, erwiderte sie.
    „Glauben Sie, so etwas passiert in unserer sogenannten zivilisierten Welt nicht?“
    Es klang ironisch. Anita biss sich auf die Unterlippe und erinnerte sich an

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