Julia Exklusiv Band 0194
murmelte er böse. Dann schwieg er ein paar Minuten, durchforschte ihr Gesicht, als wollte er sich jede Kontur einprägen. Er sah die Tränen, die über die Wangen liefen, die großen Augen.
„Du merkwürdiges Kind, du lachst und weinst in einem und du bist hier unten bei mir anstatt bei Powers.“
„Verrückt, nicht wahr? Warum mache ich mir überhaupt Sorgen, warum bringe ich Ihnen Kaffee? Während er so lieb und galant ist und außerdem nicht mehr verheiratet.“
„Ist das wahr?“ Eduard ballte die Fäuste, als müsse er sich zur Ruhe zwingen.
„Nun, es sieht so aus, als würdest du ihm jetzt für immer den Kaffee bringen. Dies hier ist wohl eine Geste, ein Dankeschön, dass ich ihn gerettet habe?“
„Sie sind böse!“
„Glaubst du, er hat etwas dagegen, wenn mich die künftige Braut küsst? Alle Helden werden geküsst.“
„Teufel!“
Talgarth lachte und nahm sie in seine Arme. Als er sie küsste, war es wie ein Sturm. Anita spürte seine warmen, lebendigen Lippen, die ein wenig nach Salzwasser schmeckten.
Sie vergaß alles um sich herum. Sie schmiegte sich an ihn und erwiderte leidenschaftlich seinen Kuss. Ihre Arme hatte sie hochgenommen und um seinen Nacken gelegt. Er spürte ihre Hingabe und entflammte sich immer wieder von neuem an ihr.
„Anita“, flüsterte er schließlich atemlos, „von diesem Kuss solltest du Powers besser nichts erzählen.“
„Das werde ich bestimmt nicht, denn es geht ihn gar nichts an.“ Sie legte ihren Kopf an seine Schulter. „Er wird das Schloss sehr früh am Morgen verlassen. Ich glaube, er wird in Rom erwartet.“
„Wirst du mit ihm gehen?“
„Oh, nein. Ich bleibe in Cornwall. Ich habe hier schließlich zwei Aufgaben. Ich bin die Gesellschafterin von Kim, und ich bin das Modell für deine Undine.“
Sie hob den Kopf und blickte ihn mit großen fragenden Augen an.
„Wer ist die Frau, die du nicht haben kannst, die dich wieder auf dein Schiff treibt mit dem unerfüllten Traum als Ladung? Ich will es wissen.“
„Vielleicht hast du ein Recht dazu.“ Er strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Sie ist viele Jahre jünger als der verdammte Sünder, der sie liebt. Ihr Herz leuchtet aus ihren schönen Augen, ihr Mund ist wie eine Rose, man möchte ihn ständig küssen. Sie ist sanft und hat doch eine kämpferische Natur.“ Er küsste ihre Augen und streichelte mit den Lippen über ihre Wange.
„Als ich ihr zum zweiten Male begegnete, musste ich mich verdammt zusammennehmen, um sie nicht in mein Schloss zu entführen. Ich weiß nicht, warum ich es nicht getan habe“, fuhr er fort. „Doch zu der Zeit war sie noch von anderen Sternen geblendet. Und ich wollte, dass sie mich lieben lernte.“
Er machte eine Pause, dann fuhr er leise fort: „Hätte sie mich nicht aus freiem Willen lieben können, wäre ich mit der ‚Pandora‘ wieder in See gestochen. Anita, mein Liebling, wenn du mich nicht lieben kannst, werde ich fortsegeln mit meinem unerfüllten Traum an Bord.“
„Ich bin es“, flüsterte sie atemlos.
„Ja, von dem Augenblick an, da du mir im Theater von Avendon die kalte Schulter zeigtest.“
„Aber du bist doch gekommen, um Charme zu besuchen?“
„Ich war gekommen, um das Mädchen Anita kennenzulernen. St. Cyr hatte von dir erzählt, auch von deiner Mutter. Ich war neugierig, ob auch das Mädchen Anita so lieblich wie eine irische Rose ist. Du weißt, Rosen sind meine Leidenschaft. Hast du denn nie gespürt, wie brennend du mich interessiert hast?“
„Du warst nie sehr nett zu mir. Nur sarkastisch.“
„Ein Mann ist meistens zu der Frau, die er liebt, nicht sehr freundlich. Er ist so voller leidenschaftlichem Begehren, dass es wehtut, und deshalb ist er so grausam. Wenn du es nur verstehen könntest, wenn es dir nur etwas bedeuten würde.“
„Es bedeutet mir viel.“
„Als ich Tarquin heute früh entdeckte“, erzählte Anita, „war ich glücklich, ihn gesund zu sehen. Doch ich war innerlich wie erstarrt und konnte erst wieder richtig atmen, als ich hörte, du bist wieder sicher an Land, und es geht dir gut. Eduard, es ist nicht möglich, wirklich und wahrhaftig zu lieben, bevor man nicht einmal verliebt war. Tarquin war meine Romanze, du bist meine große Liebe.“
Er nahm ihren Kopf in seine Hände, seine Augen strahlten, als er endlich von ihr hörte, was er sich so sehr gewünscht hatte. Mit großer Zärtlichkeit schloss er sie in seine Arme. Ihr Haar wehte über sein Gesicht. So standen sie eng
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