Julia Exklusiv Band 0194
aneinandergelehnt und betrachteten den Sonnenaufgang. Es würde ein herrlicher, sonniger Tag werden, und keiner von beiden würde jemals wieder einsam sein.
– ENDE –
Lynne Graham
Ein Prinz wie
aus dem Märchen
1. KAPITEL
In seiner südfranzösischen Villa warf Prinz Sharif Shazad ibn Zachir, oberster Scheich und Führer des ölreichen Golfstaats Jurmar, das Handy beiseite und wandte seine Aufmerksamkeit seinem engsten Vertrauten Latif zu.
Sharif war die sorgenvolle Miene des älteren Mannes aufgefallen. „Stimmt etwas nicht?“
„Ich bedauere, Sie mit dieser Angelegenheit belästigen zu müssen“, Latif legte bekümmert eine Mappe auf den Schreibtisch, „aber ich finde, Sie sollten davon erfahren.“
Verwundert über das Unbehagen des Mannes, schlug Sharif den Ordner auf. Das oberste Blatt war ein ausführlicher Bericht von Jumars Polizeichef. Sharif las den Namen des Ausländers, der wegen seiner Schulden inhaftiert worden war. Es handelte sich um Adrian Lawson, Fayes älteren Bruder!
Noch ein Lawson, der sich des Betrugs schuldig gemacht hatte! Während er die Schilderung der Ereignisse überflog, die zu Adrians Verhaftung geführt hatten, spiegelte sich grenzenlose Verachtung auf seinen markanten Zügen. Wie hatte Fayes Bruder es wagen können, in Jumar ein Bauunternehmen zu gründen und die Bürger auszuplündern, die er, Sharif, geschworen hatte zu beschützen?
Lebhafte Erinnerungen erwachten, aufwühlende Erinnerungen, die Sharif zwölf Monate lang verdrängt hatte. Welcher Mann rief sich schon gern seinen schlimmsten Fehler ins Gedächtnis? Faye mit ihrer geheuchelten Unschuld, die alles darangesetzt hatte, ihn wie eine routinierte Goldgräberin einzufangen. Der Köder? Ihr makelloser Körper und das schöne Gesicht. Die Drohung, nachdem er angebissen hatte? Skandal! Als oberster Scheich von Jumar mochte er zwar mit feudaler Macht über seine Untertanen herrschen, aber selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert musste Sharif ibn Zachir akzeptieren, dass es seine Pflicht war, einen konservativen Lebensstil zu pflegen. Und vor einem Jahr hatte er kaum eine andere Wahl gehabt, denn sein Vater Hamza war gestorben.
Tief durchatmend und blass vor Ärger kehrte Sharif in die Gegenwart zurück. Anders als die meisten Sprösslinge aus den Königsfamilien im Mittleren Osten war er nicht im Westen erzogen worden, sondern ähnlich wie seine Vorfahren aufgewachsen. Militärschulen, Privatlehrer, Überlebenstraining mit britischen Spezialtruppen in der Wüste. Mit zweiundzwanzig war er Pilot und Experte in jeder nur denkbaren Kampfart und hatte seinen Vater endlich überzeugt, dass ein Abschluss in Wirtschaftswissenschaften für ihn vermutlich wichtiger sein könnte als die Fähigkeit, das Volk in den Krieg zu führen – zumal Jumar seit nunmehr hundert Jahren sowohl innerhalb seiner Grenzen als auch mit den Nachbarn in Frieden lebte.
Sharif besaß einen angeborenen Geschäftssinn und hatte die Kassen des ohnehin märchenhaft reichen Staates so gefüllt, dass er und sein Volk mehr für wohltätige Zwecke spendeten als jedes andere Land der Welt. Durch seinen Kontakt mit der freizügigeren europäischen Kultur hatte Sharif den Lebensstil westlicher Frauen kennengelernt. Trotzdem hatte er sich wie die sprichwörtliche Weihnachtsgans ausnehmen lassen, als er Faye Lawson begegnet war.
„Was soll ich in dieser Sache unternehmen?“, erkundigte Latif sich.
„Gar nichts. Soll die Gerichtsbarkeit ihren Lauf nehmen.“
Latif betrachtete angelegentlich seine Füße. „Es scheint unwahrscheinlich, dass Adrian Lawson das nötige Geld aufbringen kann, um seine Freilassung zu erwirken.“
„Mag sein.“
Nach langem Schweigen räusperte Latif sich zögernd.
Sharif warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Ja, ich weiß, was ich tue.“
Trotz seines deutlichen Unbehagens verbeugte sich der ältere Mann und zog sich zurück. Sharif wusste, warum Latif so besorgt war, und überdachte noch einmal seine Entscheidung. Sein unbeugsamer Stolz, sein Zorn über die Falle, in die man ihn gelockt hatte, hatten sein Urteil beeinflusst. Doch es war Zeit, die Verbindung mit Faye Lawson zu beenden und sein Leben fortzusetzen.
Es hätte schon vor einem Jahr geschehen sollen. Die Situation konnte nicht so bleiben. Insbesondere jetzt, da er für die Erziehung von drei kleinen Kindern verantwortlich war, die durch einen tragischen Flugzeugabsturz verwaist waren. Er brauchte eine Gemahlin, eine warmherzige,
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