Julia Exklusiv Band 0194
und hatte ihre naiven Hoffnungen im Keim erstickt, und zwar durch Äußerungen wie: „Ich werde nicht die ganze Nacht bleiben. Das tue ich nie, wenn ich mit einer Frau zusammen bin.“ Oder: „Warum müssen wir unbedingt jetzt essen? Nach dem Sex habe ich wahrscheinlich mehr Hunger.“ Und schließlich: „Mit wie vielen anderen Männern hast du das schon gemacht?“
Faye hatte schockiert Wein über ihr Kleid verschüttet, war in Tränen ausgebrochen und nach oben gelaufen. Nachdem sie geduscht und sich den Alkoholgeruch vom Körper gewaschen hatte, war sie, nur mit einem Badelaken bekleidet, in ihr Schlafzimmer zurückgekehrt. Sharif hatte sie dort bereits erwartet. Minuten später war Percy hereingestürmt und hatte sie überrascht. Die Falle war zugeschnappt, ohne dass Faye es gemerkt hatte, denn sie war vor Scham erneut ins Bad geflohen, und als sie herausgekommen war, hatte Sharif das Haus schon verlassen gehabt.
Faye schloss die Augen. Es war idiotisch gewesen, sich Sharif so an den Hals zu werfen! Von ihrer Fantasie mitgerissen, hatte sie sich wie die Heldin einer großen tragischen Liebesgeschichte benommen – einer Romanze, die nur in ihrem Kopf existiert hatte. Die demütigende Wahrheit sah ganz anders aus: Trotz einiger unglaublich romantischer Verabredungen hatte Sharif nie von Liebe gesprochen. Abgesehen von wenigen harmlosen Küssen und gelegentlichem diskretem Händchenhalten hätte sie genauso gut eine platonische Freundin sein können. Kein Wunder, dass nach solch kleinem Flirt Sharif die Fassung verloren hatte, als sie ihre wesentlich leidenschaftlicheren Absichten zum Ausdruck gebracht und ihn über Nacht zu sich eingeladen hatte!
Erschöpft lehnte sie sich in die weichen Kissen zurück und sank in einen unruhigen Schlaf.
Als Faye aufwachte, war ihr vage bewusst, dass ihr zu warm war und sie sich dennoch sonderbar sicher in den Armen fühlte, die sie umfangen hielten. Arme?
„Sei leise …“, raunte Sharifs tiefe Stimme ihr zu.
„Was …? Wo …?“
Sie schlug die Augen auf, als er sie auf eine bequeme, weiche Fläche legte. Sie befand sich in einem großen, sonnendurchfluteten Raum – auf einem breiten Himmelbett. Blitzschnell sprang sie heraus.
Sharif sah sie verblüfft an. „Warum hast du das getan?“
Warum? Warum musste Sharif so atemberaubend sein? Warum gaukelte ihre überhitzte Fantasie ihr ständig Bilder von ihnen beiden in intimster Umarmung auf den seidenen Laken vor? Lust, nichts als Lust, schalt eine innere Stimme sie, und dennoch war sie ihrem heißen Verlangen hilflos ausgeliefert.
„Du hast mich erschreckt“, behauptete sie errötend.
„Wodurch?“ Er sah sie herausfordernd an.
Faye war erleichtert, dass er auf den Themenwechsel einging. In gewisser Weise hatte er sie tatsächlich erschreckt. Es waren jedoch ihr eigener Mangel an Beherrschung und seine Macht über sie, die ihr Angst einflößten. Sie brauchte ihn nur anzublicken, und schon stand ihr verräterischer Körper in Flammen.
„Unter gar keinen Umständen würde ich je einer Frau wehtun“, betonte er.
Plötzlich hatte sie ein schlechtes Gewissen. Sie hob abwehrend die Hände. „Ich will nicht hier sein, und du weißt das.“
„Du hattest die Wahl“, erinnerte er sie kühl.
„Zwischen Pest und Cholera!“
„Dann weißt du ja jetzt, wie ich mich am Tag unserer Hochzeit gefühlt habe. Wie ein gefangenes Tier“, fügte er bitter hinzu. „Ich hatte keine Wahl, außer mich dem kleineren Übel zu beugen und dich zu heiraten. Mein Vater lag im Sterben, das war dir bekannt. Wie hätte er seinen Frieden finden sollen, wenn er in seiner letzten Lebenswoche gehört hätte, dass sein Sohn und Erbe in der englischen Klatschpresse als elender Verführer eines Teenagers dargestellt wird?“
Sie wurde blass. „Aber du hast doch gar nicht …“
„Daran musst du mich nicht erinnern.“ Mit einem verächtlichen Lachen kam er zu ihr und nahm ihre Hände. Mühelos, als wäre sie eine Puppe, zog er sie an sich. „Wie standen die Chancen, dass ich dich ein zweites Mal unberührt lassen würde? Eins zu einer Million?“
Die Atmosphäre schien vor Spannung zu knistern.
„Sharif …“
Er gab sie frei und umfasste stattdessen ihr Gesicht. Ein sonderbares Leuchten erschien in seinen goldbraunen Augen, als er sie betrachtete. Das Atmen fiel ihr schwer. Prickelnde Wogen der Erregung durchrannen sie und verdrängten jeden klaren Gedanken.
Eine Hand in ihr Haar geschoben, zeichnete er mit dem Zeigefinger
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