Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
zahlreichen Affären war manchmal in der Sensationspresse über Andrea berichtet worden, aber in den Vereinigten Staaten hatte man sie nicht gekannt. Andrea war vor ihrer Heirat mit Matthias weder reich noch berühmt gewesen. Selbst ihre Ehe mit Matthias Demakis hatte sie nur für wenige Boulevardblätter in den Staaten interessant gemacht.
Allzu gern wollte Rachel glauben, ihr Vater sei Amerikaner und wisse nichts davon, dass Andrea lange in Europa gelebt und in letzter Zeit traurige Berühmtheit erlangt hatte. Allerdings konnte er ebenso gut schon tot sein.
Rachel schüttelte die Gedanken ab, die sowieso zu nichts führten, und verschloss den Karton mit Klebeband. Aus welchem Grund auch immer, ihr Vater war für sie verloren, und damit musste sie sich abfinden. Sie riss das Band ab, stand auf und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. Sebastian hatte sie ermutigt, alles für die Versteigerung einzupacken. Er plante, das Zimmer renovieren und neu einrichten zu lassen. Im ganzen Haus sollte nichts mehr an Andrea erinnern. Natürlich hatte er es nicht so ausgedrückt. Seit dem Gespräch im Arbeitszimmer vor drei Tagen war er sehr taktvoll, doch es war ja kein Geheimnis, was er von Andrea Demakis gehalten hatte.
Rachel streckte die Arme hoch und beugte sich von einer Seite zur anderen. Ihre Muskeln schmerzten, und ihr brannten die Augen vor Müdigkeit. In den vergangenen drei Tagen hatte sie die meiste Zeit auf den Knien verbracht und sortiert und gepackt. Nachts hatte sie schlecht geschlafen, weil sie immer wieder Sebastians Küsse durchlebt hatte.
Sie beugte sich nach vorn und berührte mit den Fingerspitzen den wertvollen Teppich, dann richtete sie sich wieder auf und lehnte sich so weit zurück, dass sie fast eine Brücke machte. In dieser Stellung sah sie zwei Männerbeine in einer dunklen Hose und hörte einen Fluch. Vor lauter Schrecken verlor sie das Gleichgewicht, fiel nach hinten und schlug mit dem Kopf auf den Boden.
Sebastian kniete sich neben sie und blickte sie besorgt an. „Bist du in Ordnung, Kleines?“ Er umfasste ihre Schultern und setzte Rachel behutsam auf.
„Danke“, flüsterte Rachel heiser. Der Sturz hatte ihr buchstäblich den Atem geraubt.
Sebastian untersuchte ihren Hinterkopf. „Tut das weh?“
„Ein bisschen.“
„Es bildet sich wohl eine Beule.“
„Mir geht es gut.“
Er überprüfte weiter, ob sie irgendwelche Verletzungen hatte. „Was hast du da gerade gemacht?“
Rachel errötete und versuchte, den Wunsch zu unterdrücken, Sebastian zu berühren. „Dehnübungen.“
„Du bist hingefallen.“
„Weil du mich überrascht hast“, erwiderte sie. „Ich habe das Gleichgewicht verloren.“
„Ah, also ist es meine Schuld.“
Klang das belustigt? Rachel neigte den Kopf nach hinten, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Tatsächlich blitzte es in seinen Augen belustigt auf – und voller Verlangen. „Ja.“
„Dann muss ich dir beweisen, dass es mir leidtut, an dem Missgeschick schuld zu sein“, erklärte er, ehe er sie küsste.
Es war kein leidenschaftlicher Kuss, dennoch fing ihr Herz an zu rasen, und sie wollte sich an Sebastian schmiegen. Zum Glück gelang es ihr nicht, denn der Druck seiner Hände auf ihren Schultern war zu stark, und das ersparte es ihr, sich lächerlich zu machen.
Er sah auf. „Du hast süße Lippen, Rachel.“
„Danke.“
„Wie höflich du doch bist.“ Er küsste sie wieder, und diesmal spielte er sanft mit ihrer Zunge, bevor er sich wieder von Rachel löste. „Habe ich alles wieder gutgemacht?“
„Ja“, sagte Rachel, obwohl sie weiterküssen wollte.
„Das ist schade.“
Du liebe Zeit, dieser Mann war hundertprozentig gefährlich. „Ja.“
„Vielleicht sollte ich schon eine Art Vorauszahlung leisten für ähnliche Fälle.“ Er küsste sie noch einmal.
Gerade als der Kuss interessanter wurde, ertönte Phillippas Stimme von der Tür her. „Ist mit Rachel alles in Ordnung, Sebastian? Was ist passiert?“
Er seufzte leise vor Enttäuschung und blickte über die Schulter. „Ich habe Rachel bei Dehnübungen erschreckt, und sie ist gestürzt.“
„Mir geht es gut“, fügte Rachel hinzu. Sie errötete vor Verlegenheit.
„Wirklich? Du sitzt noch immer auf dem Boden.“
Sebastian lachte. „Weil ich sie noch nicht habe aufstehen lassen.“
„Oh.“
Es klang bedeutungsvoll, und das schien Sebastian zu stören, denn seine Fröhlichkeit verschwand. Er stand schnell
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