Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
auf, zog Rachel auf die Füße und trat zurück.
Es kam ihr vor wie eine Zurückweisung, und sie wollte ihn daran erinnern, dass er derjenige war, der sie geküsst hatte. Sie musste jedoch zugeben, dass sie bereitwillig mitgemacht hatte.
„Aristide ist hier. Er nimmt mich nach dem Mittagessen mit zurück aufs Festland. Ich muss mich um den Garten kümmern.“
„Danke, dass du mir mit Andreas Sachen geholfen hast“, sagte Rachel.
„Es war mir ein Vergnügen. Du bist eine nette junge Frau. Ich war so traurig über den Tod von Matthias, und du hast mich abgelenkt. Ich muss mich bei dir bedanken.“
Rachel wusste nicht, wie sie auf das Kompliment reagieren sollte. Dass Sebastian sie stirnrunzelnd betrachtete, verunsicherte sie noch mehr. „Ich habe dich gern“, brachte sie schließlich heraus.
„Das Gefühl ist gegenseitig.“ Phillippa lächelte.
Rachel murmelte verlegen, sie müsse sich vor dem Mittagessen noch umziehen, und verließ den Raum.
Sebastian beobachtete, wie Rachel mit geröteten Wangen aus dem Zimmer eilte. „Sie weiß nicht, wie man ein Kompliment entgegennimmt.“
„Bei der Mutter hat sie wahrscheinlich noch nicht viele bekommen“, erwiderte Phillippa, während sie nach unten gingen.
„Nein, wahrscheinlich nicht.“
„Andrea Demakis hat unserer Familie viel Leid gebracht.“
„Ja“, stieß Sebastian grimmig hervor. Er wünschte, er könnte endlich vergessen, wie es sich angefühlt hatte, Rachel in den Armen zu halten.
Seine Mutter warf ihm einen ihrer rätselhaften Blicke zu, die er so gut kannte. „Als Tochter einer solchen Frau muss sie noch mehr gelitten haben als wir“, stellte Phillippa fest, während sie das Esszimmer betraten.
„Rachel hat nichts getan, um ihre Mutter, mit der es in den vergangenen zwölf Monaten immer weiter abwärtsging, aufzuhalten.“
„Vielleicht glaubte sie, sowieso nichts bewirken zu können.“
„Oder ihre eigene Bequemlichkeit war ihr wichtiger als das Wohlergehen eines älteren Mannes.“ Jetzt hatte Sebastian keine Mühe, den Blick seiner Mutter zu deuten. Sie war enttäuscht von ihm, und er biss die Zähne zusammen, damit er seine Anschuldigung gegen Rachel nicht auch noch rechtfertigte. Er hatte das Gefühl, dass es die Situation nicht verbessern würde, ganz gleich, was er sagte. Also wandte er sich ab, um seinen Bruder zu begrüßen.
Aber für Phillippa war das Gespräch noch nicht beendet. Sie ging um Sebastian herum, sodass sie zwischen ihm und Aristide stand. „Bist du es etwa deiner Bequemlichkeit schuldig, Rachel auf das Niveau ihrer Mutter hinunterzuziehen, damit du deinen Gefühlen für sie nicht nachgibst?“
„Ich ziehe sie nicht …“
Phillippa hob die Hand. „Belüg dich selbst, mein Sohn, aber versuch nicht, die Frau zu belügen, die dich auf die Welt gebracht hat. Rachel ist keineswegs wie Andrea. Wenn du das glauben würdest, wäre dein Herz in Gefahr, und das macht dir Angst.“
Das ging zu weit. „Ich könnte niemals die Tochter von Andrea Demakis lieben.“
„Oh nein!“, sagte Aristide leise und blickte zur Tür.
Phillippa blickte mit entsetzter Miene in dieselbe Richtung.
Was ist los mit den beiden? überlegte Sebastian und drehte sich um.
Auf der Türschwelle stand Rachel und sah ihn mit ihren grünen Augen schmerzerfüllt an.
3. KAPITEL
Rachel hatte sich in der kurzen Zeit erstaunlich verändert. Sie hatte das glatte braune Haar hochgesteckt, Lipgloss benutzt und trug ein Kleid, das nicht nur zu ihren grünen Augen passte, sondern ihre Figur mehr betonte als ihre anderen Outfits. Das grüne Seidenkleid brachte die Rundungen, die Sebastian noch vor wenigen Minuten unbedingt hatte berühren wollen, zur Geltung. Rachel sah schön aus, einfach zum Küssen. Aber ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sich die Gelegenheit dazu nicht noch einmal bieten würde.
„Ich wollte nicht …“ Sebastian verstummte. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht, was er sagen sollte.
Rachel wandte den Blick ab. Ihre ganze Haltung schien auszudrücken, er solle sich zum Teufel scheren.
„Wäre es möglich, dass du und Aristide eure Abreise um eine Stunde verschieben und mich mitnehmen könnt?“, fragte sie Phillippa.
Zu Sebastians Überraschung schüttelte seine Mutter den Kopf.
„Tut mir leid, Rachel, aber Aristide hat einen Termin, den er einhalten muss. Wir verlassen die Insel sofort nach dem Essen.“
Auch Aristide schien überrascht zu sein, aber er nickte und bekräftigte: „Das ist richtig. Tut mir
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