Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
leid.“
„Ich könnte packen, während ihr esst“, bot Rachel an.
Über diesen Vorschlag und auch Rachels Wunsch, mitgenommen zu werden, geriet Sebastian in Wut, ohne zu wissen, warum. „Das ist doch wohl nicht notwendig. Ich werde dafür sorgen, dass du morgen früh aufs Festland gebracht wirst.“
„Ich würde lieber heute abreisen.“ Rachel sah ihn nicht an.
„Du hast keinen Grund, dich davor zu fürchten, allein mit mir in der Villa zu bleiben.“
Jetzt warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu. „Das hast du mir schon deutlich genug zu verstehen gegeben.“
„Lasst uns essen“, sagte Phillippa. „Du willst doch sicher nicht in aller Eile packen, Rachel. Das führt immer dazu, dass man irgendetwas vergisst.“
„Du hast recht“, stimmte Rachel ihr unglücklich zu und seufzte. „Ich werde ja nicht mehr auf die Insel zurückkehren, deshalb muss ich diesmal wirklich alles mitnehmen.“
„Du bist hier immer willkommen.“ Phillippas Ton duldete keinen Widerspruch. „Schließlich war die Villa mehrere Jahre lang dein Zuhause.“
„Jetzt ist sie Sebastians Zuhause, und ich würde nicht im Traum daran denken, ihn zu stören.“
Aristide kam um den Tisch herum, um Rachel zu ihrem Platz zu führen. „Besuche von Familienmitgliedern sind niemals eine Störung.“
Unerklärlicherweise hatte Sebastian den Wunsch, irgendetwas zu tun, damit seinem charmanten und gut aussehenden Bruder das Lächeln verging.
„Es ist nett von dir, das zu sagen, aber ich gehöre nicht wirklich zur Familie. Und da ich nicht nach Griechenland zurückkommen werde, stellt sich das Problem überhaupt nicht.“ Rachel setzte sich und wechselte das Thema, indem sie Aristide nach seinen Geschäften fragte.
Sebastian hatte geahnt, dass Rachel für immer fort sein würde, wenn sie erst einmal abgereist war. Und so sollte es sein. Er wollte nicht Andrea Demakis’ Tochter um sich haben und in Versuchung geführt werden. Das fehlte gerade noch! Trotzdem ärgerte er sich aus irgendeinem Grund darüber, dass Rachel es ihnen in einem so bestimmten Ton mitteilte.
Rachel tat ihr Möglichstes, Sebastian während des Mittagessens zu ignorieren. Sie konzentrierte sich auf seine Mutter und seinen jüngeren Bruder. Aristide war sehr charmant und flirtete schamlos mit ihr. Sebastian war anzusehen, dass er mühsam seine Wut unterdrückte. Warum er so wütend war, konnte sich Rachel nicht denken. Was kümmerte es ihn, wenn sie den harmlosen Flirt mit Aristide genoss? Sebastian hatte unerbittlich erklärt, dass sie seiner Zuneigung nicht würdig war. Sie war sich sehr dumm vorgekommen, weil sie versucht hatte, sich für ihn hübsch zu machen – für einen Mann, der sie in der einen Minute bis zur Besinnungslosigkeit küsste und in der nächsten verkündete, er könne sie niemals lieben.
Sie war ja so dumm.
Wenn sie doch nur mit Aristide und Phillippa hätte abreisen können. Aber sie würde es zweifellos bereuen, in aller Eile zu packen. Damit hatte Phillippa recht. Aber Rachel würde sich natürlich nicht mit Sebastian in Verbindung setzen und ihn bitten, ihr das nachzusenden, was sie vielleicht vergessen würde.
Jedenfalls wurde sie am nächsten Morgen mit dem Motorboot abgeholt, und bis dahin konnte sie Sebastian bestimmt aus dem Weg gehen.
Genau das versuchte Rachel einige Stunden später zu tun. Sie war am Strand und genoss die warme Spätnachmittagssonne. Zum ersten Mal seit drei Tagen entspannte sie sich. Nach dem Mittagessen hatte sie ihre Koffer gepackt und sichergestellt, dass sie jeden Winkel des Zimmers ausgeräumt hatte, das in den vergangenen sechs Jahren ihres gewesen war.
Und sie schimpfte noch immer mit sich, weil sie es nicht fertiggebracht hatte, die Schachtel mit Andenken wegzuwerfen, die sie gefunden hatte. Sie lag jetzt in einer Ecke ihres größten Koffers. In der Schachtel waren Fotos, die sie in den Jahren der Ehe ihrer Mutter mit Matthias gesammelt hatte. Viele davon zeigten Sebastian. Einige hatte Rachel aus Zeitungen ausgeschnitten, die anderen waren Aufnahmen von Familientreffen, an denen sie teilgenommen hatte, bevor sie ihr Studium abgeschlossen hatte. In der Schachtel waren auch eine einzelne getrocknete Rose aus dem Strauß, den Sebastian ihr zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte, und das silberne Medaillon, das sie von ihm bekommen hatte, als sie einundzwanzig geworden war. Unter den Andenken war außerdem ein schwarzer Manschettenknopf aus Onyx, den Sebastian in den Papierkorb im
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