Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Rachel zurück ins Schlafzimmer. Sie war allein aufgewacht, hatte jedoch versucht, nicht beunruhigt zu sein. Sebastian war Geschäftsmann und mehrere Tage nicht im Büro gewesen. Bestimmt war vieles liegen geblieben, was er jetzt erledigen musste. Sie wollte nicht gleich annehmen, dass sie ihm nicht wichtig war. Er hatte sie so zärtlich geliebt, dass er bestimmt mehr als nur sexuelle Lust für sie empfand.
Ihr Herz wollte fast zerspringen bei der Erinnerung daran, wie sanft Sebastian gewesen war. Es war schön, wundervoll und geradezu ideal gewesen, von ihm geliebt zu werden. Sebastian Kouros war ein perfekter Liebhaber.
Sie wünschte sich, die Beziehung würde nicht enden. Aber er hatte ihr nichts versprochen, und sie hatte ihn nicht darum gebeten, irgendetwas zu versprechen. Würde es etwas ändern, wenn sie ihm die Wahrheit sagte über ihre Gefühle und ihre Vergangenheit?
Er musste begriffen haben, dass sie nicht wie ihre Mutter war. Sie, Rachel, war als Jungfrau zu ihm gekommen. Sie hatte nicht mit anderen Männern geschlafen, und sie liebte ihn. Würde sie es wagen, ihm das zu verraten? Wenn sie es nicht tat, würde sie vielleicht den Preis für ihre Feigheit bezahlen müssen. Dann würde Sebastian sie zurück nach Amerika gehen lassen, weil er glaubte, sie hätte nur Sex gewollt. Aber sie wollte alles.
Rachel bezweifelte, dass Sebastian sie liebte, doch er empfand mehr für sie als nur körperliches Verlangen. War es genug, um darauf eine Beziehung aufzubauen? War er überhaupt daran interessiert?
Wenn sie mit ihm nicht offen über alles redete, würde sie niemals wissen, was in ihm vorging.
Liebe erforderte Ehrlichkeit. Wenn man liebte, durfte man sich nicht hinter Stolz oder Angst verstecken. Sebastian wusste nur sehr wenig von ihr. Wenn sie ihm alles erzählte, wäre ihm bestimmt klar, dass sie nicht wie ihre Mutter war und niemals wie sie sein würde. Nach dem schlimmen Erlebnis als Teenager hatte sie Andreas Lebensstil völlig abgelehnt. Sebastian glaubte ihr bestimmt, wenn er davon erfuhr. Er war ein kluger Mann und würde es verstehen. Nur mit ihm hatte sie nach dieser traumatischen Erfahrung schlafen können. Das würde ihn davon überzeugen, dass sie ihn wirklich liebte.
Gerade als Rachel zur Tür gehen wollte, kam Sebastian ins Zimmer. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und überlegte, ob sie besser ein anderes Mal über ihre Gefühle und die Zukunft mit ihm sprechen sollte. Nach seiner grimmigen Miene zu urteilen war er im Moment nicht sehr empfänglich dafür. Sofort tadelte sie sich wegen ihrer Feigheit. Sebastian besaß ein internationales Unternehmen. Es würde immer wieder Vorfälle geben, die ihn reizbar und schlecht gelaunt machten. Sie musste einfach daran glauben, dass solche äußeren Einflüsse ihre Beziehung nicht belasteten.
„Mir geht es prima.“ Sebastian ließ den Blick über Rachel gleiten. „Hast du gut geschlafen?“
„Ja.“ Sie atmete ein Mal tief durch. „Ich habe dir etwas zu sagen.“
„Ich kann mir denken, worum es geht.“
„Nein, das glaube ich nicht.“ Er war der intelligenteste Mann, den sie jemals kennengelernt hatte, aber selbst er konnte keine Gedanken lesen.
„Es hat sicher etwas mit deiner Jungfräulichkeit zu tun.“ Seine Stimme klang seltsam tonlos.
Rachel sah ihn schockiert an. Woher konnte er es wissen? „Hat Andrea es dir erzählt?“, fragte sie ungläubig.
„Ich habe es durch deine Mutter herausbekommen, ja.“
Weshalb drückte er es so seltsam aus? „Sebastian, ich rede davon, was mir mit sechzehn passiert ist. Weißt du darüber Bescheid?“
Er wurde blass. „Du willst mir erzählen, dass du eine traumatische Erfahrung mit einem Mann gemacht hast, stimmt’s?“
Rachel nickte. Es fiel ihr schwerer, als sie vermutet hatte, darüber zu sprechen. Sie setzte sich auf die Bettkante, weil ihr die Knie zitterten. „Ich kann nicht glauben, dass Andrea es dir verraten hat. Sie hat mich schwören lassen, niemals ein Wort darüber zu verlieren.“
„Und jetzt willst du mir sagen, dass du gedacht hast, du könntest auf keinen Mann reagieren, und dass ich deine Leidenschaft geweckt habe.“
Sein völlig emotionsloser Ton beunruhigte Rachel. „Ja“, erwiderte sie nervös. Oder sprach er so kühl und sachlich darüber, weil er anders nicht damit fertig wurde? Wenn sie ihm etwas bedeutete – und nach der vergangenen Nacht war das anzunehmen –, dann musste er wütend über das sein, was dieser Mann ihr damals angetan hatte. Als
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