Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
sie am Boden zerstört gewesen. Er hatte die vergangenen zwei Stunden versucht, sie und die Nacht mit ihr zu vergessen, doch es hatte nicht funktioniert. Nicht einmal dringende geschäftliche Angelegenheiten konnten ihn davon abhalten, an Rachel zu denken. Und durch die Frage seiner Mutter wurde er erst recht wieder an alles erinnert, an seine Worte und Rachels Reaktionen. Jetzt, nachdem er sich etwas beruhigt hatte und die Dinge nüchterner betrachten konnte, gestand er sich ein, dass er vielleicht doch nicht recht hatte. Du liebe Zeit, was habe ich getan? überlegte er. Aber die Antwort musste er sich schon selbst geben.
„Sebastian? Ich habe gefragt, wie es Rachel geht“, wiederholte seine Mutter.
„Nicht gut.“
„Hattet ihr Streit?“ Die Stimme seiner Mutter klang missbilligend. Offenbar war sie davon überzeugt, es sei seine Schuld, dass er und Rachel sich gestritten hatten.
„Rachel ist genau wie Andrea“, entgegnete er.
„Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?“
Obwohl ihm Zweifel gekommen waren, ob er richtig gehandelt hatte, konnte er nicht zugeben, sich ganz und gar geirrt zu haben, denn dann würde er sich das Leben zur Hölle machen. „Wie wahrscheinlich ist es, dass Rachel anders ist?“
„Du bist dumm, wenn du das von ihr denkst.“
Von seiner Mutter dumm genannt zu werden war keine angenehme Erfahrung, und Sebastian biss frustriert die Zähne zusammen. „Du bist dir so sicher. Warum?“
„Eine Stunde in Rachels Gesellschaft genügt mir, um zu wissen, dass sie völlig anders ist als ihre Mutter. Du hast dich von deinen Vorurteilen leiten lassen.“
Das hatte er zunächst auch geglaubt, aber dann hatte er sich überzeugt, dass es nicht so war. „Vielleicht lässt du dich von deinem Mitgefühl leiten.“
Phillippa seufzte. „Rachel hat sich in den vergangenen Jahren völlig von ihrer Mutter gelöst. Sie hat darauf bestanden, in einem anderen Land zu leben. Und sie hat nach dem Abschluss ihres Studiums kein Geld mehr von Matthias angenommen. Wenn sie wie Andrea wäre, hätte Rachel ja wohl hier in Griechenland gelebt und den Lebensstil ihrer Mutter geteilt. Zumindest hätte sie Matthias erlaubt, ihr Einkommen aufzubessern.“
„Ich wusste nicht, dass Matthias sie nicht mehr finanziell unterstützt hat.“ Sebastian fror plötzlich.
„Du hast ja auch in den letzten Jahren jedes Mal das Thema gewechselt, wenn nur ihr Name erwähnt wurde.“
Er hatte sie begehrt, und von ihr zu hören hatte die Sehnsucht nach ihr nur verstärkt. „Sie hat mich belogen“, sagte er in einem letzten verzweifelten Versuch, sein Verhalten vor sich selbst zu rechtfertigen.
„Das glaube ich nicht“, entgegnete seine Mutter vorwurfsvoll und sehr bestimmt.
Sebastian beschloss, ihr die Wahrheit zu sagen. „Rachel hat behauptet, noch Jungfrau zu sein, aber sie war es nicht. Sie wollte mich in eine Falle locken, genauso wie Andrea es mit Matthias gemacht hat.“
Phillippa rang nach Atem, dann stöhnte sie entsetzt auf. „Und wie kannst du dessen so sicher sein?“
Normalerweise billigte seine Mutter alles, was er tat. Dass sie ihm jetzt unterstellte, er hätte sich vielleicht getäuscht, machte ihn wütend. „Wie wohl?“
„Hast du sie etwa dieser Dinge beschuldigt, nachdem du mit ihr geschlafen hast?“
„Ich lasse mich nicht betrügen wie mein Großonkel.“
„Nein, du betrügst dich nur selbst. Was bist du doch für ein dummer Junge!“
Sebastian ärgerte sich darüber, dass sie ihm schon wieder vorhielt, dumm zu sein. Aber er musste darüber lächeln, dass sie ihn mit seinen dreißig Jahren als Jungen bezeichnete.
„Worauf beruht deine Annahme, dass Rachel keine Jungfrau mehr war?“
„Das möchte ich mit dir nicht besprechen.“
„Mit wem denn sonst? Wenn du so eine Anschuldigung erheben kannst, dann kannst du mir ja wohl auch deine Gründe dafür verraten.“
„Sie hat nicht geblutet.“ Es war ihm etwas peinlich, über solche Dinge mit seiner Mutter zu reden.
„Und?“
„Das bedeutet doch, dass Rachel nicht mehr unschuldig war. Verdammt, es hätte mich gar nicht gestört, aber wenn sie mich in dieser Hinsicht belogen hat, dann lügt sie bestimmt auch in anderer Hinsicht.“
„Und nur weil du das vermutest, hast du ihr das Herz gebrochen?“
„Ich habe ihr das Herz nicht gebrochen.“
„Du hast sie nicht zurückgewiesen?“
„Ich hatte ihr von vornherein nichts versprochen.“
„Und du nennst sie eine Betrügerin?“, fragte Phillippa. Und dann legte sie
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