Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
losgeworden bin, was ich dir zu sagen habe.“ Er setzte sich auf. „Als ich dir gesagt habe, dass jeder von uns sein eigenes Leben führen kann, habe ich natürlich Indiskretionen ausgeschlossen. Mit Hotelangestellten auszugehen halte ich für eine Indiskretion. Die Leute haben getuschelt.“
„Na und? Es kann sich doch jeder denken, dass unsere Hochzeit nur ein Mittel zum Zweck ist.“
„Mir ist egal, was die Leute denken.“ Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton angenommen, und seine Augen blitzten gefährlich. „Nimm das zur Kenntnis.“
„Dann bist du also in deinem Stolz gekränkt?“, höhnte sie. „Das ist natürlich das Allerschlimmste für einen Mann. Aber sei froh, dass ich wenigstens nicht wie du den ganzen Nachmittag …“ Sie hielt inne, weil Ross eine Augenbraue hob.
„Na, was denkst du, wo ich gewesen bin?“
„Ich wette, bei einer Frau“, platzte sie heraus. „Nach zwei Nächten Enthaltsamkeit war das wohl nötig.“
Mit einem Mal war sein Ärger verflogen. Nun lächelte er verschmitzt. „Das hast du sehr gefühlvoll ausgedrückt. Und ich habe mir eingebildet, ich sei ein echter Kavalier, weil ich dir letzte Nacht deinen Schlaf gegönnt habe.“
Damit hatte er Gina den Wind aus den Segeln genommen. „Hör auf, dir selbst zu schmeicheln“, war alles, was ihr noch einfiel.
Aber das schien ihn nur noch mehr zu amüsieren. „Warum leugnest du etwas, was offensichtlich ist. Uns hat vorletzte Nacht nur der Champagner getrennt, von dem du zu viel getrunken hast. Und jetzt trennt uns eigentlich gar nichts mehr.“
Der Schalk in seinen grauen Augen machte sie immer wütender. „Sei nicht so arrogant. Ich habe nicht vor, für dein Vergnügen zu sorgen.“
„Aber vielleicht könnte ich dich dazu überreden?“
Sie erstarrte, als er aufstand und langsam auf sie zukam. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
„Ich sagte Nein“, schleuderte sie ihm halbherzig entgegen.
Doch es war völlig vergeblich. Bereits als er sie in seine Arme zog, war ihre Gegenwehr kaum noch zu spüren. Und bei seinem leidenschaftlichen Kuss öffnete sie bereitwillig die Lippen und schmiegte sich sehnsüchtig an ihn.
Nicht ein Hauch von Protest war übrig, als er sie hochhob und ins Schlafzimmer trug.
Nach der rauschhaften Vereinigung brauchte Gina eine Weile, bevor sie wieder in die Wirklichkeit zurückfand. Noch immer bebte ihr Körper, und sie fühlte nichts als unendliche Zufriedenheit.
Ross hob den Kopf und schaute ihr tief in die Augen. „Das ging ein bisschen schneller, als ich es mir vorgenommen hatte“, murmelte er. „Du treibst einen Mann in den Wahnsinn, Gina Saxton.“
Nein, sie war die Wahnsinnige! Jetzt, da sie wieder zur Besinnung kam, machte sie sich Vorwürfe, seinen Verführungskünsten so widerstandslos nachgegeben zu haben. Aber das sollte Ross nicht wissen. Also versuchte sie zu scherzen. „Ich bin eben doch eine Harlow.“
„Langweilig bist du jedenfalls nicht.“
„Ich bemühe mich.“ Plötzlich wurde sie starr vor Schreck. „Du hast nicht verhütet.“
„Dazu hatte ich keine Zeit“, gab er zu. „Außerdem bin ich ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass du die Pille nimmst.“
Dass dem nicht so war, wollte sie nicht zugeben. „Natürlich“, brummte sie.
„Na, dann ist ja alles in Ordnung. Wir haben noch die ganze Nacht für uns. Und die nächsten Tage. Morgen früh fahren wir auf die Insel. Dort habe ich für das Wochenende ein Haus gemietet.“
Offenbar war er wirklich entschlossen, ihre Beziehung so angenehm wie möglich zu gestalten, um sich und sie bei Laune zu halten, damit die Verbindung so lange hielt, wie es nötig war. Und sie? Langsam hatte sie keine Kraft mehr, um ihm Einhalt zu gebieten. Später würde sie dafür den Preis zahlen müssen. Aber war er es nicht wert?
7. KAPITEL
Als sie die Fähre bestiegen, regnete es. Aber noch bevor sie unter der Lions’ Gate Bridge hindurchfuhren, war der Himmel wieder klar. Vom Schiff aus hatten sie einen fantastischen Blick auf die schneebedeckten Berge des Festlands. Die breite Insel vor ihnen war dicht bewaldet mit vielen Buchten voller einladender Sandstrände.
In Nanaimo verließen sie das Schiff und fuhren mit einem Mietauto die Ostküste hinauf. Fasziniert bestaunte Gina die fast unberührte Landschaft.
„Warst du schon einmal hier?“, fragte sie neugierig.
„Ein Mal“, sagte Ross. „Vor vielen Jahren.“
„Allein?“
„Nein, zusammen mit zwei Freunden aus dem College. Uns junge Kerle zog es
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