Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)

Selbsthass – und Hass auf Ross. „Das ist das Gemeinste, was ich je getan habe“, brach es verzweifelt aus ihr heraus.
    Mit einem verführerischen Lächeln umarmte Ross sie, küsste sie auf die Schläfe und hinters Ohr, bis ihr Schauer über den Rücken liefen. „Komm zurück ins Bett“, wisperte er.
    „Ist denn Sex das Einzige, woran du denkst?“, fragte sie und errötete.
    „Im Moment – ehrlich gesagt – ja.“
    Montagnachmittag waren sie wieder in Los Angeles und fuhren gemeinsam nach Buena Vista. Dort begrüßte Elinor sie aufgeregt.
    „In den Sonnabendausgaben wurde eure Hochzeitsanzeige abgedruckt“, sagte sie, als sie zu dritt auf der Terrasse saßen. „Die Medien wetteifern um Exklusivberichte.“
    „Die werden sie nicht bekommen.“ Ross’ Entscheidung klang endgültig. „Hast du etwas von Roxanne gehört?“
    „Nein. Ich habe mehrmals versucht, sie anzurufen, sie aber nicht erreicht“, antwortete seine Mutter ernst.
    „Dann werde ich bei ihr vorbeifahren oder mich bei ihren Freunden in San Francisco erkundigen, wo sie steckt.“
    „Gibt es einen besonderen Grund, aus dem du sie unbedingt sprechen möchtest?“, fragte Elinor.
    „Sie wollte sich von Gina dreihunderttausend Dollar leihen, um Schulden zu begleichen. Ich möchte wissen, wer ihr das Geld geliehen hat.“
    „Ich hätte es nicht verraten dürfen“, sagte Gina unglücklich.
    Aber er schüttelte den Kopf. „Ich bin froh, dass du es getan hast.“ Dann erhob er sich. „Ich lasse euch beide jetzt allein, damit ihr die Hochzeit durchsprechen könnt.“
    Gedankenverloren schaute ihm Gina nach.
    „Habe ich nicht gesagt, dass euer Wochenende schön wird?“ Elinor lächelte glücklich.
    „Nur das Telefonat mit meinen Eltern war schwer.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Wie haben sie die Neuigkeit aufgenommen?“
    „Nicht sehr begeistert.“
    „Das war zu erwarten.“
    „Aber sie kommen zur Hochzeitsfeier.“
    Diese Nachricht schien Elinor zu erleichtern. „Ich werde deine Eltern anrufen. Ich möchte, dass sie bei mir im Haus übernachten. Hast du deine Geschäftspartnerin auch eingeladen?“
    Daran hatte Gina überhaupt nicht gedacht. Sie musste Barbara unbedingt benachrichtigen. „Sie wird bestimmt keine Zeit haben zu kommen.“
    „Stimmt, sie muss die Boutique ja nun allein führen. Ross hat mir erzählt, dass du ihr das Geschäft überlassen willst.“
    „Ich bin nicht mehr auf die Einnahmen angewiesen.“ Gina lächelte versonnen. „Manchmal denke ich, es ist alles nur ein Traum.“
    „Du wirst dich daran gewöhnen. In einem Jahr kannst du dir nicht mehr vorstellen, jemals anders gelebt zu haben.“
    In einem Jahr werde ich nicht mehr hier sein, dachte Gina traurig. Nach der Scheidung in Los Angeles zu bleiben, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    „Das mit Roxanne tut mir leid“, sagte sie, um das Thema zu wechseln. „Ich hätte nichts von ihren Geldproblemen verraten dürfen.“
    „Die sind leider nicht neu für uns. Oliver hatte nach Garys Tod das Vertrauen in sie verloren. Gary war ihr Mann.“
    „Ross hat mir davon erzählt.“
    „Auch davon, dass Gary der einzige Sohn von Olivers ältestem und besten Freund war? Mein Mann machte sich die schlimmsten Vorwürfe, weil er es war, der Roxanne so verwöhnt hat, bis sie glaubte, alles im Leben werde ihr auf einem Silbertablett serviert. Gary hat ihr jeden Wunsch erfüllt. Aber es war nie genug.“ Traurig senkte Elinor den Kopf. „Gary hätte so gern Kinder gehabt. Aber das kam für meine Tochter überhaupt nicht infrage.“
    Nach diesen Sätzen wusste Gina nicht, was sie sagen sollte.
    „Genug davon. Wir haben zu tun. Morgen machen wir uns auf die Suche nach deinem Hochzeitskleid. Und jetzt müssen wir noch einmal die Gästeliste durchgehen. Die Einladungskarten sind nämlich fertig.“
    „Aber ich kenne doch niemanden hier“, warf Gina ein.
    „Ross sollte dich mit ein paar Leuten bekannt machen. Und nun zum Empfang: In welchen Farben soll der Festsaal geschmückt werden? Ich denke, Burgunderrot, Creme und Zitrone würden gut passen.“
    Wenigstens Elinor machten die Hochzeitsvorbereitungen Freude. Auch wenn alles völlig umsonst war.
    Der Medienrummel ließ nicht lange auf sich warten. Prinz Charming heiratet seine Cinderella, Harlow-Magnat schließt den Bund fürs Leben , titelten die Blätter. Gina wurde mit Bitten um Interviews und Einladungen zu Talkshows überschüttet. Wo auch immer sie hinging, tauchten Fotografen und