Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
damals in die Natur, um ein richtiges Abenteuerleben zu führen. Wir haben in der Wildnis gezeltet – und gefischt und gejagt, wenn wir Hunger hatten. Später wollten wir immer wieder herkommen, aber es hat nie mehr geklappt.“
Gina versuchte sich Ross als Jugendlichen vorzustellen und wünschte, sie hätte ihn damals schon gekannt.
Ihr Wochenendhaus sah aus wie eine große Blockhütte, lag an einer kleinen Privatbucht und war nur über eine schmale unbefestigte Straße zu erreichen. Von der Terrasse mit dem Whirlpool konnte man über das Wasser bis zur Küste sehen.
In dem großen Wohnraum mit der gemütlichen Essecke gab es einen Kamin. Während Gina sich umsah, machte Ross Feuer. Außer dem Wohnzimmer gab es in dem Haus drei Schlafzimmer, ein Bad und eine modern ausgestattete Küche mit einem prall gefüllten Kühlschrank.
„Hier kann man es eine Weile aushalten, findest du nicht?“, rief Ross und kam zu ihr.
„Allerdings. Hast du das alles gestern organisiert?“
„Unter anderem.“ Er zog sie an sich, strich ihr das Haar aus dem Gesicht und sah sie mit demselben Blick an wie vergangene Nacht. „Du bist schön.“
„Das reicht nicht, um mithalten zu können“, erwiderte sie, obwohl ihr Herz vor Freude klopfte.
„Wenn du damit auf die Frauen in Los Angeles anspielst, kann ich dich beruhigen“, flüsterte er, während er ihr Gesicht streichelte. „Ohne Make-up bist du eigentlich noch schöner.“
Wieder reagierten ihre Körper schnell und leidenschaftlich. Wie von einem inneren Feuer entfacht loderte Ginas Lust, während sie sich vor dem prasselnden Kamin liebten. Hemmungslos gab sie sich der Leidenschaft hin. In der Einsamkeit der Natur trübte nichts ihr Glück.
„Der Spruch von den kühlen Engländerinnen kommt mir immer absurder vor, seit ich dich kenne“, sagte er später.
„Er ist dumm. Darüber mach dir mal keine Sorgen.“
Ross lachte. „Gut, ich mache mir keine, bis ich siebzig bin.“
„Was? Du willst mit siebzig aufhören?“, neckte sie ihn. „Charly Chaplin hat danach noch Kinder gezeugt.“
Bis jetzt hatte sie jeden Gedanken an die versäumte Verhütung erfolgreich verdrängt. Doch plötzlich war er mit all seiner Bedrohlichkeit wieder da. Was sie im Fall einer Schwangerschaft tun würde, konnte sie beim besten Willen nicht sagen.
Aber Ross antwortete nicht mehr. Den Arm um sie geschlungen, war er eingeschlafen. Zärtlich betrachtete sie seine entspannten Gesichtszüge, lauschte seinem regelmäßigen Atem und genoss das Gewicht und die Wärme seiner Hand auf ihrer Brust. Und mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass dieser Mann, den sie erst so kurz kannte, ihr Leben grundlegend verändert hatte.
Sie liebte ihn. Und zwar von Anfang an. Schon nach einer Woche wäre es ihr schwergefallen, sich von ihm zu verabschieden. Jetzt würde es ihr das Herz brechen. Was sollte werden, wenn sie sich in ein paar Monaten von ihm trennen musste?
Aber noch war es nicht so weit. Noch gehörten sie zusammen. Und sie begehrte ihn. Allein sein Lächeln wirkte auf sie wie ein Aphrodisiakum.
Erst am späten Nachmittag trennten sie sich voneinander – erschöpft und hungrig. Sie duschten, dann grillte Ross auf der Terrasse Steaks, und Gina bereitete einen Salat zu. Als sie eine Flasche Wein auf den Tisch stellte, nahm sie sich vor, nur ein Glas zu trinken. Denn diesen Abend wollte sie mit klarem Kopf genießen.
Andere Menschen schienen Lichtjahre entfernt. Später, als die Nachtluft kühl wurde, stiegen sie in den heißen Whirlpool. Wohlig lehnte Gina den Kopf gegen den Beckenrand, streckte die Glieder und genoss den Frieden.
„Ich könnte ewig hier bleiben“, murmelte sie glücklich.
„Mir geht es genauso. Aber das Leben fordert uns manchmal ziemlich viel ab.“
„Aber du scheinst die berufliche Herausforderung doch zu mögen“, sagte sie.
„Natürlich. Aber das Geschäft ist nicht alles. Sogar Oliver hat das in den letzten Jahren herausgefunden. Danach hat er so viel Zeit wie möglich mit meiner Mutter verbracht. Die beiden sind viel gereist. Vor allem nach Barbados und auf die Bahamas. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mutter die Häuser dort behalten möchte.“
„Denkst du darüber nach, sie zu übernehmen?“
„Das auf Barbados vielleicht. Die Insel würde dir gefallen. Wenn du möchtest, verbringen wir dort unsere Flitterwochen.“ Sie hob den Kopf. „Ist das dein Ernst?“
„Ja. Nach der Hochzeit werden wir Ruhe und Erholung brauchen, glaub mir.“ Er zog sie in die
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