Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
schockieren.“
„Möglich. Aber du machst es noch schlimmer, wenn du den Anruf hinauszögerst.“
Sie schwieg.
„Möchtest du, dass ich mit ihnen spreche?“
„Nein, bloß nicht Das würde sie noch mehr verletzen. Ich werde sie morgen selbst anrufen.“
„Und was willst du ihnen sagen?“
„Nur, was unbedingt nötig ist. Genau wie deine Mutter wären sie entsetzt über die volle Wahrheit. Du hast doch sicher gemerkt, dass Elinor glaubt, unsere … das Arrangement wäre für immer.“
„Ja, den Eindruck habe ich auch.“
„Und? Willst du ihr die Wahrheit sagen?“
„Nein“, gab er zu. „Jetzt auf keinen Fall. Die Hochzeit hilft ihr bestimmt über die schwere Zeit hinweg. Am besten erzählst du deinen Eltern auch nicht alles.“
Wie sachlich er war, dachte Gina traurig. „Ich hätte doch einer kurzen standesamtlichen Trauung zustimmen sollen. Das Ganze läuft irgendwie aus dem Ruder.“
„Zu spät“, kommentierte er trocken. „Finde dich einfach damit ab. Ich muss es auch.“
„Und werden viele Gäste zur Hochzeit kommen?“
„Nach der Liste meiner Mutter wohl mehrere Hundert.“
„Auch aus dem Filmgeschäft?“
„Aus allen möglichen Branchen. Aber Karin Trent nicht, falls dich das interessiert.“ Er sah sie herausfordernd an.
Doch Gina ging nicht darauf ein. Gerade hatte sie nicht an Karin Trent gedacht. Zum Glück war es unwahrscheinlich, dass Dione Richards kommen würde, wenn sie immer noch an Ross interessiert sein sollte. Aber musste seine arrangierte Hochzeit denn notwendigerweise das Ende ihrer Beziehung bedeuten? Ross hatte Dione doch bestimmt erzählt, dass er bald wieder frei wäre.
„Ich glaube, ich gehe ins Bett“, erklärte sie. „Die letzte Nacht war ein bisschen kurz für mich.“
„Stimmt.“ Er erhob sich. „Schlaf wird uns beiden gut tun.“
Als Gina vor ihrer Suite die Schlüsselkarte aus ihrer Tasche gefischt hatte, fiel sie ihr aus der Hand. Ross bückte sich, öffnete die Tür und hielt sie ihr auf. „Wir sehen uns morgen früh um neun“, sagte er und ging.
Gina wusste nicht, ob sie dankbar oder enttäuscht sein sollte. Nur eines wusste sie: Die kommenden Wochen würden furchtbar werden.
Am nächsten Morgen bestellte sie das Frühstück aufs Zimmer. Als Ross pünktlich erschien, war sie bereits fertig und erwartete ihn.
„Der Hotelmanager wird uns überall herumführen. Mir wäre es zwar lieber, wenn ich mich allein umschauen könnte, aber das würde er mir übel nehmen“, erklärte er ihr.
„Du bist der Boss. Wenn du es wünschst, muss er sich fügen“, spottete sie.
„Ich werde mich hüten, James Conroy zu verprellen. Dann kündigt er nämlich. Er hat den Job nur übernommen, weil ich ihn überredet habe. Viel lieber hätte er sich schon zur Ruhe gesetzt.“
Ross goss sich Kaffee ein. „Und? Wie findest du den Service hier?“
„Ausgezeichnet. Aber ich habe nichts anderes erwartet. Wird die Besichtigung den ganzen Tag dauern? Ich würde gern ein bisschen durch die Stadt bummeln.“
„Dazu hast du bestimmt später noch Zeit. Ich habe mir für den Nachmittag auch etwas vorgenommen.“
„Etwas Geschäftliches?“ Bei dem spöttischen Ausdruck in Ross’ Augen bereute Gina ihre Frage sofort.
„Ja, so könnte man es nennen. Ich bin rechtzeitig zum Dinner zurück.“
Am liebsten hätte sie ihm geantwortet, dass er nicht mit ihr rechnen solle. Er verhielt sich ja wie ein Matrose, der in jedem Hafen eine Braut hatte. Denn für Gina stand fest, dass er sich mit einer Frau traf.
Der Rundgang durch das Hotel lenkte sie wider Erwarten von ihren trüben Gedanken ab. Mit Interesse und Respekt hörte sie, was alles bedacht und getan werden musste, damit in einem so großen Hotel alle Gäste zufriedengestellt werden konnten. Selbst Ross’ kritischem Blick fielen keine Mängel und Schwächen auf.
In den Privaträumen des Managers aßen sie einen Mittagsimbiss, bei dem auch der Stellvertreter des Hoteldirektors anwesend war – ein großer blonder Mann Anfang dreißig. Diesen Neil Baxter fand Gina sympathisch, wenn er ihr auch ein bisschen zu ehrgeizig vorkam.
Um drei verließ Ross das Hotel, ohne zu sagen, wohin er ging. Natürlich ist das sein gutes Recht, dachte Gina. Schließlich waren sie beide unabhängige Menschen. Trotzdem quälte sie der Gedanke, dass er mit einer anderen Frau zusammen war.
Um sich abzulenken, ging sie in der Stadt spazieren, sah sich die Schaufenster an und verglich die Preise mit ihrer Boutique. Auf dem Weg
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