Julia Extra 0357
stieß er schließlich hervor. „Robby …“
„Begreifst du es denn wirklich nicht?“, fragte Laura ihn kopfschüttelnd. „Robby ist dein Sohn.“
Das Echo ihrer Worte hing wie eine unheilsschwangere Wolke in der Luft.
Sekundenlang konnte Gabriel nur starr ihren Blick erwidern, dann taumelte er einen Schritt zurück. „ Was sagst du da ?“, brachte er mit erstickter Stimme hervor.
„Robby ist …“
„Ich habe dich gehört!“, schrie er sie an und presste sich gleichzeitig die Hände auf die Ohren. Doch er konnte nicht verhindern, dass ihre Worte tausendfach in seinem Kopf widerhallten: Robby ist dein Sohn!
„Du irrst dich. Das ist vollkommen ausgeschlossen!“
„Ist dir denn nie aufgefallen, wie sehr er dir ähnelt?“, fragte Laura ihn sanft. „Dass er genau neun Monate nach unserer gemeinsamen Nacht zur Welt gekommen ist?“
Doch Gabriel wollte es noch immer nicht wahrhaben. „Es kann einfach nicht sein“, beharrte er. „Ich war vorsichtig. Ich habe Kondome benutzt!“
„Es ist eine Tatsache, dass Kondome keinen hundertprozentigen …“
Er brachte sie mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen und zerrte an seiner Fliege herum, bis sie etwas lockerer saß. „Tatsache ist, dass ich nicht Robbys Vater bin!“
Gabriels Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Brust. In dem knöchellangen Brautkleid im Stil der Zwanzigerjahre sah Laura märchenhaft schön aus. Unschuldig wie ein Engel. Und dabei hatte sie ihm gerade hinterhältig ein Messer in den Rücken gerammt.
„Ich weiß, das muss jetzt ein ziemlicher Schock für dich sein“, sagte sie und lächelte dabei mit zittrigen Lippen. „Mir ist es damals genauso gegangen. Aber Robby ist weder ein Unfall noch ein Fehler.“
„Und was ist er dann?“, verlangte Gabriel zu wissen.
„Ein Wunder“, antwortete Laura schlicht.
Vor Gabriels innerem Auge tauchte Robbys pausbäckiges Gesicht auf. Sein schwarzes Haar. Der forschende Blick seiner dunklen Augen. Und allmählich sickerte das Unvorstellbare in sein Bewusstsein ein.
Dieses Kind war sein Sohn!
Wie hatte er nur so blind sein und es nicht bemerken können?
Weil du es um keinen Preis sehen wolltest!, gab er sich sogleich selbst die Antwort.
„Ich habe meine Familie zerstört“, erklärte er mit tonloser Stimme, während er blicklos durch die hohen bogenförmigen Fenster auf die verschneite Landschaft draußen schaute. „Ich verdiene keine weitere.“
Laura legte ihm vorsichtig eine Hand auf den Arm. Ihr schönes Gesicht leuchtete vor Zärtlichkeit und Liebe. „Was in jener Nacht geschehen ist, war ein tragischer Unfall, Gabriel. Weder dein Bruder noch deine Eltern hätten gewollt, dass du dich so hart für etwas bestrafst, woran du keine Schuld trägst.“
„Es geht hier nicht um Strafe, sondern um Gerechtigkeit“, korrigierte Gabriel sie kalt. „Hätte ich nicht versucht, Guilherme seine Verpflichtung gegenüber seiner Frau und seinem Baby auszureden, wären alle noch hier. Warum sollte ich mein Leben genießen, nachdem ich meinem Bruder die Möglichkeit genommen habe, seines zu leben?“
„Dein Bruder ist gegangen. Er hat dir schon vor langer Zeit vergeben. Aber wir sind noch hier, und wir brauchen dich.“ Unter Tränen blickte Laura beschwörend zu ihm auf. „Ich liebe dich über alles, Gabriel. Bitte, schenke mir auch deine Liebe.“
Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt, als er auf sie herabblickte. „Benutze nicht das Wort Liebe!“, befahl er ihr harsch. „Du hast mich belogen und noch dazu selbst zu einem Lügner gemacht. Ich sagte, ich würde nie heiraten, und jetzt?“ Brodelnde Wut schoss wie flüssiges Feuer durch seine Adern, als er das winzige Rosenbouquet vom Aufschlag seiner Smokingjacke riss. „Sieh mich doch an!“
Alles Blut wich Laura aus den Wangen. „Deswegen habe ich dir damals nicht gesagt, dass ich schwanger bin. Ich wusste, dass dir alles, was mit Familie zusammenhängt, ein Gräuel ist und wollte dir nicht die Verantwortung für ein unerwünschtes Kind aufzwingen, aber ich …ich konnte dich einfach nicht heiraten, ohne dir vorher die Wahrheit zu sagen.“
„Wie anständig von dir“, bemerkte er sarkastisch. „Deine Ehrlichkeit ist wirklich bewundernswert.“
Laura zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. „Wenn du jetzt von der Heirat zurücktreten willst, könnte ich es gut verstehen“, sagte sie leise.
Gabriel sah, dass sie am ganzen Leib zitterte und zwang sich, nichts dabei zu empfinden. Was scherte es ihn
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