Julia Extra 0357
würde, mit ihm einkaufen zu gehen. Wenn sie wollte, dass er das Büro für einen Vormittag hinter sich ließ, würde ihr nichts anderes übrig bleiben. Solange sie die überfüllten Einkaufszentren mieden, konnte sie ihre Angst wohl unter Kontrolle halten. Außerdem fühlte sie sich bei ihm so sicher, dass sie sich weiter als gewohnt über ihre Grenzen hinauswagen konnte.
„Online.“
„Was?“
„Ich meine, wir gehen zu meinem Penthouse und kaufen online ein.“
Sie runzelte die Stirn. „Man sollte sich erst den Klang eines Pianos anhören, bevor man es kauft.“
„Glaubst du, wenn ich einen meiner Mitarbeiter mit dem Kauf beauftragt hätte, dass ich dann vorher den Klang überprüft hätte?“
„Nicht? Nun, da du dich aber meiner Expertise anvertraust, bestehe ich darauf. Vorher können wir im Netz suchen und mit einigen Anrufen unsere auswärtigen Shoppingtrips einschränken.“
„Einverstanden. Dann lass uns gehen.“
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Miss Parks erschien.
„Mr Stamos, Julian aus Paris ist in der Leitung.“
„Übernehmen Sie das.“
„Aber …“
„Ich sagte doch schon, dass ich mir den Vormittag freinehme.“
Mit gerunzelter Stirn schaute die blonde Assistentin zu Cass. Als sie dann auch noch die unangerührte Wasserflasche sah, kniff sie die Augen zusammen. Ihr Blick hätte töten können.
Cass griff sich die Flasche. „Die nehme ich mit.“
„Ich habe Mineralwasser im Haus“, meinte Neo amüsiert.
„Das wäre Verschwendung.“ Cass wollte in Miss Parks’ Ansehen nicht noch weiter sinken. Die andere hatte sich schon überwinden müssen, ihr eine Erfrischung anzubieten.
Neo bedeutete Cass, vorauszugehen. „Wie du meinst … Solange du nur zufrieden bist.“
Miss Parks’ Miene nahm einen säuerlichen Ausdruck an.
„Sie sollten Julian nicht so lange warten lassen, Miss Parks.“
Die blonde Frau nickte knapp und drehte sich ohne ein weiteres Wort um.
„Du nennst deine Assistentin Miss Parks?“, fragte Cass erstaunt.
„So heißt sie doch.“
„Wundert mich nur, dass ihr euch mit dem Nachnamen ansprecht.“
„Sie arbeitet seit sechs Jahren für mich, und so hat sie es immer vorgezogen.“ Neo schien es nicht zu stören.
„Nennen alle deine Mitarbeiter dich Mr Stamos?“
Er runzelte die Stirn. „Ja. Wieso?“
„Wird Zephyr von seiner Assistentin Mr Nikos genannt?“
„Nein. Und wieder frage ich – wieso?“
„Er hält die Leute also nicht so auf Abstand wie du.“
„Nur weil Zephyr meint, ich würde mich mit niemandem anfreunden, heißt das nicht, dass er recht hat. Wir beide sind Freunde geworden, oder?“
Wenn er die Tatsache, dass er sie gedrängt hatte, die Sicherheitsmaßnahmen an ihrem Haus vornehmen zu lassen, als Freundschaft schließen bezeichnete … Aber sie musste ehrlicherweise zugeben, dass es nicht das allein war. „Ja.“
„Das klang nicht sehr überzeugt. Ich dachte, darüber wären wir uns bereits einig.“
„Sicher …“
„Aber?“
„Du hast ein ziemlich unbeirrtes Durchsetzungsvermögen.“
„Damit willst du hoffentlich nicht andeuten, dass ich andere wie eine Dampfwalze überrolle, oder?“
„Nein, das glaube ich nicht von dir.“
„Und es bedeutet auch nicht, dass ich immer meinen Willen durchsetzen muss. Schließlich nehme ich Klavierstunden, nicht wahr?“
„Richtig.“ Und er, der sich nie eine Pause nahm, hatte sich ihretwegen den Vormittag freigemacht. Dampfwalze oder nicht, Neo besaß alle Eigenschaften eines guten Freundes. „Wo liegt dein Penthouse?“
„Gleich hier oben im Gebäude. Zephyr und ich teilen uns das oberste Stockwerk.“
„Eure Wohnungen müssen riesig sein, wenn man die Größe des Gebäudes bedenkt.“
„Einen Teil des Platzes nehmen Pool und Fitnessraum in Anspruch, aber ja, die Apartments sind sehr großzügig.“
„Es gibt hier einen Pool?“
„Der allein Zephyr und mir zur Verfügung steht.“
„Wow. Ich habe mal darüber nachgedacht, einen Swimmingpool hinter meinem Haus installieren zu lassen, aber dann bliebe kaum noch etwas vom Garten übrig. Und nutzen könnte ich ihn auch nur ein paar Monate im Jahr.“
„Das Klima in Seattle bietet sich nicht dafür an, das ganze Jahr im Freien zu verbringen“, stimmte er zu.
„In Griechenland ist das anders.“
„Aber hier zu leben hat seine Vorteile.“
Sie lächelte. „Ich bin froh, dass du lieber hier lebst. Sonst hätte ich ja keinen neuen Freund gefunden.“
Er grinste zufrieden.
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