Julia Extra 260
schließlich aus der Kabine kam.
„Was hast du denn an, Miranda?“, fragte Agalia erstaunt und musterte das schwarze Kleid mit der weißen Schürze. „Wo ist deine Garderobe?“
„Man hat sie mitgenommen und mir diese Sachen gerade gebracht.“
„Aber so kannst du doch nicht an Deck gehen. Man wird dich für eine Serviererin halten.“
Spiros lächelte amüsiert, wurde aber sofort von Agalia zurechtgewiesen. „Das ist überhaupt nicht witzig, Spiros.“
„Nein, wahrscheinlich hast du recht. Und was ziehst du nun an, Miranda?“
„Ich gehe so hinauf, wie ich bin“, antwortete sie mit entschlossener Miene. Wenn sich jemand einen Spaß mit ihr erlauben wollte, würde die Person schon sehen, was sie davon hatte.
„Das ist nicht dein Ernst.“ Agalia sah sie schockiert an.
„Doch. Mir passiert schon nichts. Kommt, wir gehen hinauf.“
Miranda spürte Theos Anwesenheit auf Deck, bevor sie ihn sah. Erst als sie sich suchend umblickte, entdeckte sie ihn inmitten von Bewunderern. Lexis stand am äußeren Rand der Gruppe und behielt offensichtlich den Gang im Auge, der zu den Kabinen führte.
Lexis war also eingeweiht. Ob Theo sie angestiftet hatte?
Gelassen nahm Miranda einem vorbeieilenden Kellner das Tablett ab. „Für die Getränke bin ich jetzt zuständig“, versicherte sie ihm.
Nach kurzem Zögern zog er sich tatsächlich zurück, und sieging direkt auf seinen Boss zu.
Theo wandte sich sofort um. „Da sind Sie ja, Miranda. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Alles in Ordnung? Hat man sich gut um Sie gekümmert? Ich hätte es selbst getan, aber bei den vielen Gästen konnte ich nicht einfach verschwinden.“
„Schon gut, Theo. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie beschäftigt Sie gewesen sein müssen.“
Die Ironie brachte ihn aus dem Konzept. Erst jetzt betrachtete er Miranda genauer. „Was haben Sie eigentlich an? Wir feiern hier doch keinen Kostümball.“
„Ich weiß, Theo. Diese Sachen hat man mir in die Kabine geschickt.“
„Machen Sie sich nicht lächerlich!“
„Es ist mein voller Ernst.“
Ohne den Blick von ihr abzuwenden, winkte Theo den Kellner heran, dem Miranda das Tablett abgenommen hatte. „Nehmen Sie Miss Weston das Tablett ab, und beschaffen Sie ihre Kleidung. Wahrscheinlich befindet sie sich noch in der Wäscherei.“
„Sie haben eine Wäscherei an Bord? Ich bin beeindruckt“, sagte Miranda.
„Sie sind viel zu leicht zu beeindrucken.“ Theo lächelte amüsiert.
„Dann war es nicht Ihre Idee, mir die Sachen einer Serviererin in die Kabine zu schicken?“
„Was meinen Sie, Miranda? Würde ich das tun?“ Er wandte sich dem Steward zu. „Ich bin in meiner Suite.“
„Was haben Sie vor?“, fragte Miranda, die Lexis’ Blicke im Rücken zu spüren meinte, als Theo sie zu einer Treppe zog.
„Wir unterhalten uns in meiner Suite weiter.“
„Nein, ich will jetzt wissen, was los ist.“ Miranda blieb oben auf der Treppe stehen. „Schließlich hänge ich noch nicht bei Ihnen an der Wand.“
„Was soll das denn nun wieder heißen?“
„Sie haben doch mit diesen Gemälden angegeben, Theo. Ich bin jedenfalls keins davon. Und ich gehe nirgendwo mit Ihnen hin, bevor ich nicht weiß, was das alles soll.“
„Was alles?“
Sie zeigte auf die Schürze. „Wird nachher auch noch ein Bühnenkostüm in meine Kabine gebracht, das ich anziehen soll, umfür Ihre Gäste zu singen?“
„Ich bin sehr enttäuscht, was für eine schlechte Meinung Sie von mir haben, Miranda.“
Insgeheim traute sie ihm so eine billige Nummer selbst nicht zu. „Dann war das also nicht Ihre Idee?“
Theo sah sie nur amüsiert an.
„Wer hat sich das dann ausgedacht?“
„Ich glaube, das wissen wir beide.“ Theo blickte bedeutungsvoll zu der Partyrunde auf dem Deck. Dort tanzte Lexis mit einem der anderen jungen Gäste.
„Aber ich dachte, Sie und …“
„Ich und Lexis? Da müsste ich ja völlig verrückt geworden sein, Miranda.“
„Aber Sie sind beide so …“
„Vertraut? Stimmt. Lexis ist die Tochter einer befreundeten Reederfamilie.“
„Ach, so ist das.“
Theo war sicher, dass Lexis die Kleider hatte vertauschen lassen. Wahrscheinlich fand sie das witzig. Er wollte Miranda zu verstehen geben, wie uninteressant das Mädchen für ihn war. Erleichtert bemerkte er, dass Miranda inzwischen ihren Humor wiedergefunden hatte.
„Ihnen habe ich so einen Unsinn eigentlich auch nicht zugetraut, Theo.“
Er lächelte. „Ich möchte mich trotzdem dafür
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