Julia Extra 260
Entscheidung zu treffen, Theo. Wie sieht es nun damit aus?“
„Ich weiß noch nicht, wie ich alles miteinander vereinbaren kann. Eins weiß ich allerdings genau: Ich liebe dich, Miranda. Ich bin aber auch für ein sehr großes und weitverzweigtes Unternehmen zuständig, das auf unsere Flitterwochen keine Rücksicht nimmt.“
„Das hättest du mir vorher sagen können.“
„Dann hast du es dir jetzt anders überlegt, Miranda?“
„Das ist unfair, Theo. Bitte schieb mir jetzt nicht den schwarzen Peter zu.“
Sie liebte ihn so sehr, dachte jedoch nicht daran, sich ihm bedingungslos unterzuordnen und stets verfügbar zu sein, wenn es dem Herrn Großindustriellen gefiel. Ihr schwebte eine gleichberechtigte Partnerschaft vor. „Ich weiß nicht, was du für Vorstellungen von unserer Ehe hast, Theo, aber ich bin nicht dein Betthäschen.“
Er zuckte zusammen. „Bitte nicht solche Ausdrücke!“
„Warum nicht? Verträgst du die Wahrheit nicht? Erregt es dich, mit unerfahrenen Frauen zusammen zu sein, denen du alles beibringen kannst?“
„Was soll das?“ Theo war wütend aufgesprungen, um den Schreibtisch herumgekommen und hielt ihre Schultern mit festem Griff umfasst. „Wage es nicht, mit diesen Reden unsere Beziehung in den Schmutz zu ziehen.“
„Lass mich sofort los!“
„Nein! Hör zu, Miranda, wir müssen uns erst aneinander gewöhnen.“
„Ach?“ Wütend befreite sie sich aus seinem harten Griff. „Da hast du allerdings recht. Du kannst mich doch nicht die ganze Nacht lieben und mich am nächsten Morgen einfach ignorieren, weil du Geschäftliches zu erledigen hast. Du solltest dir wirklich darüber Gedanken machen, was dir wichtiger ist.“
Das hatte er bereits getan. Er war früh aufgewacht, hatte nachgedacht und war zu der Erkenntnis gelangt, dass er Miranda von ganzem Herzen liebte. Durch sie wusste er, was wichtig war im Leben. Dabei hatte er immer gedacht, er sei gar nicht in der Lage, jemandem so tiefe Gefühle entgegenzubringen. „Bitte, Miranda, ich liebe dich.“
„Dann zeig mir das auch, und verbringe mehr Zeit mit mir, Theo.“
„Das würde ich liebend gern tun, unter normalen Umständen hätte ich dich sicher nicht allein gelassen, aber ich befinde mich in einer schwierigen Lage.“
„Warum vertraust du mir deine Probleme dann nicht an, Theo? Ich würde dir gern helfen.“
Wenn das so einfach wäre, dachte Theo. Wie sollte er ihr erklären, dass er Dimitri seine Frau vorstellen wollte, um sich mit ihm auszusöhnen, bevor es zu spät war? Es ging Theo nicht nur darum, sich die Kontrolle über die Reederei zu sichern, sondern er wünschte sich auch, das Glück, eine Frau wie Miranda gefunden zu haben, mit seinem Großvater zu teilen. Er war so stolz auf sie!
Nie hätte er gedacht, so tiefe Liebe empfinden zu können. Die Gefühle hatten ihn überwältigt.
Nun hatte er lange hin und her überlegt, ob er Miranda der Begegnung mit Dimitri aussetzen sollte. Der alte Mann könnteverletzende Bemerkungen machen und ihr neu gewonnenes Selbstvertrauen zerstören.
Ihre Ehe basierte auf einem Betrug, für den Theo sich zutiefst schämte. Wie konnte er Miranda noch in die Augen sehen? Sie war so offen und voller Hingabe gewesen, und sie bedeutete ihm mehr als sein Leben. Doch wenn sie herausfand, was er mit Dimitri vertraglich geregelt hatte, würde sie ihm wohl nie wieder vertrauen. War das eine stabile Grundlage für die Gründung einer Familie?
„Offensichtlich hast du mir nichts zu sagen.“
Das klang unendlich traurig. Enttäuscht schüttelte sie den Kopf. „Wenn du dein Leben nicht mit mir teilen kannst, Theo, dann habe ich hier nichts zu suchen. Du musst mich gehen lassen.“
„Nein!“
„Oder verbietet dir dein Stolz zuzugeben, dass du einen Fehler gemacht hast?“
„Ich habe keinen Fehler gemacht.“
„Warum kannst du mir dann nicht erzählen, was dich belastet?“
Nach kurzem Zögern antwortete er: „Weil die Angelegenheit vertraulich ist.“
„Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?“
Theo brachte kein Wort heraus, daher zuckte er nur die Schultern.
„Oh Theo …“ Zärtlich umfasste sie sein Gesicht. „Dies alles ist neu für uns beide. Kannst du mir verzeihen?“
Er küsste ihre Hände. „Dann verlässt du mich also doch nicht?“
„Was glaubst du wohl?“
„Dann muss ich mich jetzt bei dir entschuldigen. Ich war zu lange allein und hatte immer nur das Geschäft im Kopf. Tut mir leid, ich konnte nicht nachvollziehen, wie du dich gefühlt
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