Julia Extra 260
haben musst.“
„Dann lass die Arbeit jetzt Arbeit sein, und verbring etwas Zeit mit mir. Die Alternative wäre, mir ein paar Kleider zu besorgen und mich auf einer einsamen Insel auszusetzen.“
Er rang sich ein Lächeln ab. „Du hast recht. Die Papiere können warten. Du bist mir wichtiger als die Geschäfte.“
„Hoffentlich bist du dir sicher, Theo.“ Sie wurde ernst. „Ichmöchte nicht wieder einen Fehler machen und herumgeschubst werden, denn ich weiß, wozu so etwas führen kann. Wenn ich mich damals nicht hätte überreden lassen, in den Wagen zu steigen, statt auf ein Taxi zu warten, wäre dies hier nicht passiert.“ Sie hob den verletzten Arm.
„Ich werde dich auf keiner einsamen Insel aussetzen. Du wirst also mit mir vorliebnehmen müssen. Ich will nur dich, Miranda“, sagte er, um die ernste Stimmung wieder aufzuheitern. „Komm“, fügte er dann hinzu. „Wir gehen an Deck, unterhalten uns ungestört und essen zu Mittag.“
„Vielleicht solltest du mir jetzt etwas zum Anziehen besorgen“, sagte Miranda schließlich nach der Mahlzeit. „Oder hast du vorgehabt, mich während der gesamten Fahrt nicht aus dem Bett zu lassen?“
Ihre gelöste Stimmung war eine Erleichterung. Lächelnd küsste er Miranda auf die Stirn. „Der Schrank in deinem Ankleidezimmer ist zum Bersten voll. Ich wollte dich überraschen.“
„Das ist dir gelungen, Theo.“
„Möchtest du eine eigene Suite, oder sind wir noch verheiratet?“ Lächelnd wartete er gespannt auf ihre Antwort.
„Wir sind noch verheiratet.“
Theo atmete erleichtert auf.
Ihre Versöhnung war sehr temperamentvoll. Miranda schien nachholen zu wollen, was sie in den vergangenen Jahren verpasst hatte. Ihre Leidenschaft war kaum zu zügeln. Zum Glück war Theo ein unermüdlicher, erfinderischer Liebhaber, der ihre Energie in die richtigen Bahnen lenkte.
Was geschieht hier mit mir?, fragte Miranda sich besorgt, als sie sich nach den stürmischen Umarmungen wieder anzog. Obwohl sie noch ganz erfüllt von ihrem Liebesspiel mit Theo war, flammte bereits erneut Verlangen in ihr auf.
Warum konnte sie nicht einfach genießen, was sie und Theo hatten? Wieso musste sie alles infrage stellen?
Emily, die zehn Minuten eher zur Welt gekommen war, hatte viel mehr Selbstbewusstsein und übernahm stets die Führung. Schon in der Schule war sie Klassenbeste gewesen, erst auf der Musikhochschule war Miranda aus dem Schatten ihrer Schwester herausgetreten, nachdem sie einen hoch dotierten Wettbewerb gewonnen hatte und ihr Talent nicht mehr zu verbergen gewesen war. Sie war ganz in ihrer Welt als berühmte Künstlerin aufgegangen.
Dann war der Unfall passiert, und sie hatte den Boden unter den Füßen verloren. Auf Kalmos hatte sie über ihr weiteres Leben nachdenken wollen. Doch nun war Theo in ihr Leben getreten und hatte es völlig auf den Kopf gestellt. Als Violinistin konnte sie nicht mehr arbeiten, aber ihr Dasein hatte einen neuen Sinn bekommen – dank Theo.
Sie richtete den Kragen einer hübschen, figurbetonten Bluse, die sie im Schrank gefunden hatte. Die Ehe gibt mir neue Sicherheit, dachte Miranda. Sie genoss die körperliche Anziehung zwischen ihnen und die Leidenschaft, in der sie sich entlud, und sie brauchte Theo wie die Luft zum Atmen. Er bedeutete ihr alles.
„Was ist das?“ Miranda betrachtete die Dokumente, die Theo ihr über den Schreibtisch in seinem Büro zugeschoben hatte.
„Ich habe einen Vertrag entworfen, der dich absichert. Bitte entschuldige meine Schrift.“
„Ich brauche keinen Vertrag, Theo.“
„Vielleicht doch, man kann nie wissen. Falls du mal zweifeln solltest – völlig grundlos natürlich“, fügte er eilig hinzu und lächelte ihr aufmunternd zu. „Bitte unterschreib den Vertrag, das würde mich beruhigen.“
Es war schwer, ihm einen Wunsch abzuschlagen, doch während ihrer kurzen Karriere hatte Miranda gelernt, niemals etwas zu unterschreiben, was man nicht zuvor gründlich überprüft hatte.
Sie biss sich auf die Lippe und überlegte. Theo beobachtete sie aus halb geschlossenen Lidern. So sah er auch beim Liebesspiel aus. Reichte ein erfülltes Liebesleben aus für eine gute Ehe?
Theo hatte diese Frage mit einem Vertrag beantwortet. Typisch Mann, dachte Miranda amüsiert. „Ich würde mir das gern erst einmal in Ruhe durchlesen“, sagte sie schließlich.
„Selbstverständlich.“
Miranda begann, das Dokument zu studieren. „Was ist dies für ein Pauschalbetrag?“ Sie zeigte auf den
Weitere Kostenlose Bücher