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Julia Extra 260

Julia Extra 260

Titel: Julia Extra 260 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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ja Theos Familie, doch der Eindruck hatte sich ihr einfach aufgedrängt. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, schritt sie die lange Reihe mit Theo ab, wechselte mit jedem Familienmitglied einige kurze Worte und versuchte, in den Blicken so etwas wie Trauer oder Mitgefühl zu lesen, entdeckte jedoch nur kalte Berechnung. Sie hatte auchdas Gefühl, dass die versammelten Menschen es kaum erwarten konnten zu erfahren, ob sie von dem Tod des alten Herrn profitieren würden.
    Wie schrecklich es für Theo gewesen sein musste, hier aufzuwachsen, mit all diesen grässlichen Leuten, von denen er nun auch noch umgeben war, obwohl er doch lieber ohne sie um seinen Großvater getrauert hätte. Jedenfalls stellte Miranda sich das so vor und konnte es kaum erwarten, mit Theo allein zu sein, um ihn zu trösten.
    „Entschuldige mich bitte für einen Moment, Miranda.“
    „Bitte?“ Geistesabwesend sah sie ihn an, als er sie kurz zur Seite nahm. Bei der Vorstellung, sich mit den Verwandten unterhalten zu müssen, wurde ihr unwohl. Doch dann bemerkte sie Theos Miene, in der sich nicht Trauer, sondern Wachsamkeit und Hektik spiegelte – wie bei der Verwandtschaft. „Was ist los?“
    Er presste die Lippen zusammen, setzte dann zu einer Erklärung an, doch im letzten Moment schien er es sich anders zu überlegen. Verständnisvoll legte Miranda ihm eine Hand auf den Arm. „Schon gut, Theo. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komme schon zurecht. Du hast sicher einiges zu erledigen.“
    „Das kann man wohl sagen.“ Er ließ den Blick über seine Verwandtschaft gleiten, die sich nun zu kleinen Gruppen zusammengefunden hatte.
    „Der Streit ums Erbe hat schon angefangen, oder?“, fragte Miranda leise. „Das ist in jeder Familie so.“
    Er lächelte nur sarkastisch. „Apropos Familie, Miranda, was hält deine Schwester von unserem Vertrag? Wir hatten noch gar keine Zeit, uns darüber zu unterhalten.“
    Mit einem glücklichen Lächeln antwortete Miranda: „Ich glaube, sie ist einverstanden mit dem Inhalt.“
    „Dann unterschreibst du also?“ Theo zog das Original des Vertrages aus seiner Tasche. „Ich möchte, dass du finanziell abgesichert bist, was auch immer geschehen mag.“
    „Jetzt?“
    „Das wäre gut. Sonst gerät das bei all dem Trubel hier noch in Vergessenheit. Und ich möchte deine Interessen wahren.“ Aufmunternd lächelte er ihr zu und reichte ihr seinen Füllfederhalter.
    Miranda ging zu einem Beistelltisch und unterschrieb denVertrag. Sie würde alles tun, um ihrem Mann das Leben leichter zumachen, und Emilys Zustimmung hatte sie ja auch.
    Als sie Theo das unterschriebene Dokument zurückgab, war der mit seinen Gedanken schon beim nächsten Punkt und nickte einer Gruppe von Männern zu, die ungeduldig auf ihn zu warten schienen.
    „Musst du sofort gehen?“, fragte Miranda.
    „Ja, ich nehme an einer Besprechung teil.“
    „Oh, Theo, das darf doch nicht wahr sein …“
    „Mach dir keine Sorgen, Liebes, das Personal wird sich um dich kümmern. Dir wird es an nichts fehlen.“
    „Darum geht es gar nicht. Ich mache mir Sorgen um dich, Theo. Wieso musst du mitten in der Nacht an einer Besprechung teilnehmen, wenn du gerade deinen Großvater verloren hast und um ihn trauerst? Haben diese Leute denn überhaupt kein Verständnis für dich?“
    „Das täuscht.“
    „Ach ja?“ Verärgert ließ sie den Blick über die Verwandtschaft gleiten. „Du musst dir Zeit zum Trauern nehmen, Theo. Das ist ganz wichtig. Statt zu einer Besprechung zu gehen, solltest du dich um die Vorbereitungen der Beerdigung kümmern.“
    „Ich habe jetzt keine Zeit, mit dir zu diskutieren, Miranda. Warte hier, ich hole jemanden, der dir dein Zimmer und alles Weitere zeigt.“
    „Aber die Formalitäten, die nach einem Todesfall erforderlich sind, bilden das Grundgerüst für unsere Zukunft.“
    „Das mag sein, Miranda, doch in diesem speziellen Fall gelten andere Regeln“, behauptete er ungeduldig. „Wenn die Familie nicht vernünftig geführt wird …“
    „Geführt?“ Ein ahnungsvoller Schauer durchlief Mirandas Körper. Was für eine Vorstellung hatte Theo denn vom Familienleben? Ihr wurde ganz merkwürdig zumute.
    „Geführt, ja. Du hast richtig gehört. Es geht hier um viel Geld, Miranda. Das ändert einiges.“
    „Tatsächlich? Kommt es in einer Familie nicht darauf an, dass einer sich um den anderen kümmert?“
    Theo seufzte. In diesem Punkt gingen ihre Auffassungen ganz offensichtlich auseinander. „Du bist hoffnungslos

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