Julia Extra 260
romantisch, Miranda.“
„Mag sein, aber …“
„Du musst eins verstehen, Liebes: Hier geht es nicht um Liebeoder Trauer, sondern um Geld und Macht.“
Als sie sah, wie angestrengt und unnachgiebig Theos Miene plötzlich war, empfand Miranda Mitleid mit ihrem Mann. „Dann tust du mir sehr leid, Theo. Ihr tut mir alle sehr leid.“
Bevor er sich wieder auf den Weg machen konnte, umarmte sie ihn und schmiegte sich an ihn. Im ersten Moment wusste er nicht, wie er reagieren sollte, und blieb starr und unnachgiebig stehen. Als sie ihn tröstend auf die Wange küsste, legte er die Arme um Miranda und hoffte, dass sie nun zufrieden war. Unter den gegebenen Umständen konnte er nicht mehr für sie tun, schließlich galt es, vor den Verwandten den Anstand zu wahren.
„Ach, Theo …“ Wehmütig lächelnd sah sie ihm in die Augen. „Hat dich noch nie jemand tröstend in den Arm genommen?“
„Also wirklich, Miranda. Nun mach aber mal einen Punkt!“ Behutsam befreite er sich aus ihrer Umarmung. „Ich muss jetzt wirklich gehen.“ Suchend sah er sich um. „Na ja, nicht gerade die perfekte Lösung, aber besser als gar keine.“
„Was meinst du damit?“ Frustriert schüttelte sie den Kopf, als Theo sie zurückließ. Er machte es ihr wirklich nicht leicht. Trotzdem würde sie ihn weiterhin unterstützen. Und ich werde nicht die Beherrschung verlieren, dachte sie, als sie sah, mit wem Theo auf sie zukam. „Hallo, Lexis.“
„Grüß dich, Miranda.“ Lexis schien ebenso begeistert über die erneute Begegnung mit der einstigen Rivalin. „Oder muss ich jetzt Kyria Savakis sagen und einen Knicks machen?“
„Das wird kaum nötig sein.“ Miranda streckte ihr die Hand entgegen. „Willkommen in der Savakis…“
„Festung? Das wolltest du doch sagen, oder?“ Lexis sah sich um. „Ich gönn dir das hier von Herzen.“
„Die Damen kommen jetzt wohl ohne mich zurecht und haben nichts dagegen, wenn ich mich verabschiede“, sagte Theo und wandte sich zum Gehen.
„Und wenn wir doch etwas dagegen haben?“
Er blieb stehen. „Tut mir leid, Lexis, aber was dich betrifft, lässt mich das kalt. Miranda …“ Zärtlich umfasste er ihr Gesicht. „Ich bin so schnell wie möglich wieder bei dir. Versprochen.“
Das beruhigte sie ungemein. Lächelnd sah sie ihm nach, bis er mit den anderen Männern in einem der Zimmer verschwand,zu denen man von der Eingangshalle aus Zutritt hatte.
„Wie rührend.“
Bei Lexis’ ironischer Bemerkung wandte Miranda sich wieder um. „Wir können die gegenwärtige Situation nicht ändern und müssen uns auf die Beerdigung vorbereiten. Was hältst du also von einem Waffenstillstand?“
Lexis musterte ihre unnachgiebige Miene und zuckte die Schultern. „Soll mir recht sein.“ Nach einem weiteren Blick auf Miranda fügte sie hinzu: „Du bist jetzt eine von denen.“
„Eine von denen?“ Sie betrachtete die Menschen, die in kleinen Gruppen zusammenstanden und zu diskutieren schienen. Offensichtlich teilten sie das Erbe bereits unter sich auf. „Entschuldige, Lexis, aber es gibt ganz sicher nicht eine einzige Gemeinsamkeit zwischen diesen Leuten und mir. Ich bin um Theos willen hier, weil ich seine Frau bin und ihm helfen möchte, wo ich kann.“
Für ihn übernehme ich sogar die Rolle der Gastgeberin, dachte sie und folgte den Frauen, die nun in einem der anderen Zimmer verschwanden. „Kommst du mit, Lexis?“
„Das ist der kleine Salon“, erklärte Lexis leise, die offensichtlich beschlossen hatte, Miranda Gesellschaft zu leisten.
Als sie das hell erleuchtete Zimmer betraten, wurde Miranda bewusst, dass ihr Elternhaus in diesem „kleinen Salon“ bequem Platz gefunden hätte. „Sehr hübsch.“
„Hübsch?“ Lexis verzog das Gesicht. „Wenn du meinst. Sicher hast du auch schon bemerkt, wie freundlich hier alle sind.“
Mit ihrer zynischen Bemerkung hatte Lexis den Nagel auf den Kopf getroffen. Niemand schien sich um Miranda bemühen zu wollen. Einige Frauen saßen in Sesseln und tranken Tee, andere standen schweigend – und offenbar tief in Gedanken versunken – herum. „Was haben die denn alle?“, fragte Miranda leise.
„Sie machen schwere Zeiten durch“, antwortete Lexis.
„Was meinst du damit?“
„Schau dich um, und sag mir, was du siehst, Miranda.“
„Theos trauernde Verwandtschaft?“ Überzeugt war sie davon allerdings nicht.
„Selbst du nimmst denen die Trauer nicht ab.“ Lexis lächelte ironisch.
„Dann erklär mir bitte, was hier los
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