Julia Extra 260
nicht, wenn es wichtig wurde?
Bei dieser Idee zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen, und sie musste tief durchatmen. Natürlich wünschte sie ihm von Herzen, dass er glücklich wurde, die wahre Liebe fand und all diese Dinge bekam, von denen er träumte, die er sich aber noch nicht eingestanden hatte. Eine Frau, die ihn liebte und die er liebte. Eine eigene Familie. Kinder, die genauso aussahen wie er.
Aber das hieß nicht, dass ihr der Verlust ihrer Freundschaft und Nähe nicht wehtun würde. Allein der Gedanke daran schmerzte. Denn auf ihre Weise hatte sie schon damit begonnen, sich von ihm zu entfernen.
Sie räusperte sich. „Hast du jemanden kennengelernt?“
Sean fuhr überrascht herum. Ob ihr das etwas ausmachen würde? Um die Spannung herauszunehmen, lächelte er. „Ich?“
Maggie lächelte zurück; sie hatte sich wieder unter Kontrolle. „Ja, du, so unwahrscheinlich das klingen mag. Schließlich bist du ja eher bekannt für einen ziemlichen Verschleiß.“
„Nein, habe ich nicht.“ Er sprach langsam und weich und achtete auf ihre Reaktion. Um zu sehen, ob sie zumindest ein bisschen erleichtert wirkte. Doch sie lächelte einfach nur weiter,und er hatte das Gefühl, nun ein wenig aufdrehen zu müssen. „Aber ich habe mich auch nicht bemüßigt gefühlt, mich anzupreisen – wie einige der Anwesenden.“
Ihr Lächeln erstarb. Das also hatte ihre Schwester ihm erzählt. Maggie richtete sich auf und ging einige Schritte zur Seite.
„Ich hätte es genauso gut in den Nachrichten verkünden können.“
Aufmerksam schaute er sie an, bis sie den Kopf wegdrehte. „Was hat es damit auf sich?“
„Wenn du mit Kath gesprochen hast, weißt du das genau.“
„Sie hat gesagt, du wolltest dir einen ahnungslosen alleinerziehenden Mann suchen.“ Er zog einen Mundwinkel hoch. „Ich verstehe nicht, was das soll. Willst du sichergehen, dass er ein guter Vater ist, bevor du dich mit ihm einlässt?“
Maggie wurde rot. „Sehr komisch, Sean, zum Totlachen. Du hast ja eine solche Ahnung von der weiblichen Psyche. Es ist ein wahres Wunder, dass du schon so lange Single bist.“
Nun war es an ihm, irritiert die Stirn zu runzeln. Einen so scharfen Ton war er von ihr überhaupt nicht gewohnt. Und damit nicht genug. Ohne weiteren Kommentar ließ sie ihn stehen. Aber Sean folgte ihr. „Dann erklär du es mir, ich kapiere es nämlich nicht.“
„Du musst es nicht verstehen. Es hat nichts mit dir zu tun.“
„Hat es das nicht?“
Sie drehte sich so abrupt herum, dass er geradewegs in sie hineinlief. Beinahe wären sie gefallen, doch er griff nach ihrem Arm, und schließlich fanden sie ihr Gleichgewicht wieder. Seine Hand blieb, wo sie war, nur sein Griff lockerte sich ein wenig. Vorsichtig strich er ihr mit seinen Daumen über die Hand. Er lachte. „Hast du es auch gespürt? Das war ein Erdbeben!“
Maggie spürte, wie ihre Haut genau dort ganz heiß wurde, wo er sie berührte; die Hitze kroch ihren Arm hinauf und breitete sich über ihre Brust aus. Ihr Herz flatterte, und sie schaute ihn durch ihre langen, dichten Wimpern hindurch an. Und er blickte hinein, mit seinen dunklen, unergründlichen Augen, immer noch lächelnd. Ihre Wangen färbten sich tiefrosa.
Sie atmete zitternd ein und schluckte. „Warum sollte es etwas mit dir zu tun haben?“
Hatte sie auch nur die geringste Ahnung, wie viel sie ihm bedeutete?In letzter Zeit hatten sie miteinander geflirtet, dabei aber beide gespürt, dass es ernst wurde. Er war nicht so töricht, das nicht gemerkt zu haben. Aber was war mit ihr? Oder hatte er sich getäuscht und sich die wachsende Nähe zwischen ihnen nur eingebildet?
Sean wählte den sichersten möglichen Weg, darauf zu antworten. „Nun ja, als dein bester Freund sollte ich mir doch Sorgen machen, dass du den Richtigen nimmst, oder?“
Wieder mal vermied sie es, ihm in die Augen zu schauen, und dachte fieberhaft über eine passende Antwort nach. Sie hatte damit gerechnet, sich mit ihrer Entscheidung höchstwahrscheinlich Schwierigkeiten einzuhandeln. Er mochte sie auf seine ganz eigene Weise, das wusste sie. Und weil sie es wusste, musste sie ihm ausweichen, aus persönlichen Gründen.
Es war unmöglich, ihm die Wahrheit zu sagen. Denn wenn er es wüsste, würde er versuchen, sie davon abzuhalten, bis sie selbst davon überzeugt war, das Falsche zu tun. Und sie war sich ihrer Sache sicher. Niemand würde ihr das ausreden können.
Immer noch streichelte Sean beruhigend ihre Hand. Er ließ sie
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