Julia Extra 260
tun können. Zumindest konnte er dabei helfen, den richtigen Mann für sie zu finden.
Oder aber er versuchte sie davon zu überzeugen, dass sich der Richtige genau vor ihrer Nase befand.
3. KAPITEL
Die meiste Zeit ihres vierten Dates mit Bryan verbrachte sie damit, ihn zu analysieren und zu vergleichen. Mit Sean. Dummerweise war ihr aufgefallen, dass die beiden sich ähnlich sahen. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt und sich dann keine Mühe mehr gegeben festzustellen, dass es gar nicht so war. Nur damit ihr klar wurde, dass Bryan einfach nicht ihren Idealvorstellungen entsprach – und die Maßstäbe dafür setzte eben Sean O’Reilly.
Es war nicht Bryans Schuld. Er war ein netter Kerl. Ein netter, süßer und zuvorkommender Typ. Aber einfach kein Vergleich zu Sean. Es wäre schon ein Wunder, wenn es eine fünfte Verabredung geben würde.
Dieser verdammte Sean. Obwohl er eigentlich nichts getan hatte, außer da zu sein, in ihrem Hinterkopf.
Irgendwie hatte sie es geschafft, das gesamte Abendessen hindurch zu lächeln. Nun waren sie und Bryan bei den Drinks angelangt, und es fiel ihr immer schwerer, ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ihr blieb nichts anderes übrig, als weiter die Augen offen zu halten – irgendwo da draußen war der, der ihren Ansprüchen genügte, keine Frage.
Bryan bestand darauf, sie noch zur Tür zu bringen. Und sie konnte schlecht aus seinem Auto springen und davonlaufen. Schließlich war es nicht sein Fehler, dass er nicht der Mann war, nach dem sie sich sehnte.
Es war dunkel, der Mond hinter Wolken verborgen. Ihr Apartmenthaus lag fernab der Straße, und damit auch das Licht der Laternen. Doch Maggie kannte sich gut aus und musste sogar Bryan die Hand hinstrecken, als dieser am Rande des Weges ins Stolpern geriet.
„Tut mir leid.“ Er lächelte sie an. „Eigentlich bin ich ja dafür zuständig, dass es dir gut geht.“
Sie lächelte zurück und hakte sich bei ihm unter. „Wir Mieter haben schon überlegt, Lampen entlang des Weges aufzustellen.“
„Dabei könnte ich helfen.“
„Nein, vielen Dank.“ Sie seufzte erleichtert, als sie die oberste Treppenstufe erreicht hatten.
„Na ja, du müsstest nur fragen.“
„Weiß ich doch.“ Maggie löste ihren Arm. Er war wirklich nett. Unkompliziert, offen und ernsthaft …
Eine unangenehme Stille entstand, und Maggie bemerkte, dass Bryan sie durchdringend ansah. Oh, mein Gott, er würde sie doch nicht etwa küssen wollen?
„Bryan …“
„Ich wollte bloß noch sagen, wie sehr ich den Abend mit dir genossen habe, Maggie.“ Er kam einen Schritt näher.
Maggie erstarrte. Er hatte tatsächlich vor, sie zu küssen. Verzweifelt suchte sie nach Worten, um das Unvermeidliche zu verhindern. Sich einfach umzudrehen und ins Haus zu gehen, kam kaum in Frage. Genau genommen hatte sie ihn ja die ganze Zeit ermutigt, nicht wahr? Das hatte er nicht verdient.
Sie schluckte. Ein Kuss konnte nicht schaden. In gewisserWeise schuldete sie es ihm. Und dann würde sie einen Weg finden, ihm auf nette Weise klarzumachen, dass es kein weiteres Treffen geben würde.
„Du bist ein sehr netter Mensch, Bryan“, brachte sie hervor.
„Und du bist es auch. Ich frage mich, ob ich dich vielleicht küssen darf.“
Sie lächelte schwach. „Ich denke, das wäre in Ordnung.“
Er ergriff ihre Arme und näherte sich ihrem Gesicht.
Maggie hielt den Atem an und hoffte inständig, dass er nicht auf mehr als auf einen Kuss aus war.
Doch er berührte nur ganz flüchtig ihre Lippen mit seinen, das war alles. Dann blinzelte er zu ihr herab. „Danke.“
Sie blinzelte zurück. Das war alles? „Gern geschehen.“
Bryan trat zurück und ließ ihre Arme los. „Ich hatte einen wunderschönen Abend. Ich rufe dich morgen an.“
Immer noch verblüfft, nickte Maggie und blickte ihm nach. „Okay.“
Dann jedoch meinte sie, ihn grummeln zu hören. „Ist alles in Ordnung?“, rief sie ihm nach.
„Alles gut!“, antwortete er. „Mach dir keine Sorgen, ich bin schon fast beim Auto.“ Einige Sekunden später fuhr der Wagen davon.
Maggie schaute hinauf in den Himmel und seufzte.
„Da hast du dir aber eine treue Seele geangelt!“
Abrupt drehte sie den Kopf. Sean trat aus der Dunkelheit. „Wie lange stehst du schon da?“, herrschte sie ihn an.
„Seit kurz vor diesem leidenschaftlichen Abschiedskuss.“
Trotzig hob sie ihr Kinn. „Mir ist neu, dass du nun unter die Voyeure gegangen bist.“
„Noch nicht, aber jetzt, wo so viel Romantik in
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