Julia Extra 260
da nicht ein niedergeschlagener Ausdruck in ihren Augen? Etwas regte sich in ihm. Er wollte jetzt wirklich nicht fort.
Aber Geschäft war nun einmal Geschäft. Er musste zu Meetings und Verträge aushandeln. Und nur er konnte das tun, er konnte keinen seiner Manager schicken. Kurz wünschte er die gesamte Makarios Corporation zur Hölle. Er sollte es seinem Vetter Leo nachmachen und sich für ein paar Wochen mit einer wunderschönen Frau auf eine tropische Insel absetzen! Was hielt ihn eigentlich davon ab?
Wie von selbst kamen die Worte über seine Lippen. „Wenn ich zurückkomme und ein paar Dinge geregelt habe, wollen wir dann Urlaub machen? Irgendwo, wo es keinen Winter gibt. Wir könnten die Yacht in der Karibik nehmen und uns von einer Insel zur nächsten treiben lassen.“
Der niedergeschlagene Ausdruck verschwand, und stattdessen leuchteten ihre Augen hell auf. „Oh Markos, du bist so gut zu mir. Ich liebe d…“ Als hätte jemand einen Schalter gedrückt, so abrupt verstummte sie. „Ich liebe es, mit dir zusammen zu verreisen. Das ist das Beste überhaupt.“
Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Du bist die Beste, Vanessa.“
Dann, nur sehr zögernd, löste er sich aus ihrer Umarmung und machte sich bereit für den Flug nach Australien.
„… achtundvierzig, neunundvierzig, fünfzig!“ Erschöpft, aber triumphierend fiel Vanessa zurück auf die Matte. Fünfzig Situps – da hatte sie sich eine Pause verdient. Natürlich keine allzu lange. Schließlich hatte sie erst die Hälfte ihres Workouts absolviert. Das Ausdauertraining hatte sie schon hinter sich, aber noch warteten die Gewichte auf sie.
Schwungvoll stand sie auf. Wenn sie ein wenig zugenommen hatte, war Sport die beste Art, um die Kilos wieder loszuwerden. Außerdem war das Training in dem luxuriösen Fitnessstudio des Apartmenthauses ein viel besserer Zeitvertreib, als traurig den Kopf hängen zu lassen, wie sie es das letzte Mal getan hatte, als Markos sie allein gelassen hatte. Allerdings schien sie damals auch irgendeinen Virus in sich getragen zu haben. Glücklicherweise war sie aber nicht so krank geworden wie nach ihrer Rückkehr von Mauritius kurz nach Silvester. Was auch immer vor einigen Wochen hatte ausbrechen wollen, war verschwunden. Sie fühlte sich gut.
Nach ein paar tiefen Atemzügen machte Vanessa einige Dehnübungen. Warm und locker, wie ihr Körper war, gelangen ihr die Übungen mit Leichtigkeit.
Einer der Trainer ging an ihr vorbei. „Wie läuft es heute?“, fragte er.
Lächelnd richtete sie sich auf. „Großartig. Ich habe gerade fünfzig Situps gemacht, und meine Dehnübungen klappen reibungslos. Ich scheine viel beweglicher als sonst zu sein … ich muss mich wirklich sehr gut aufgewärmt haben.“
„Klingt gut –, weiter so! Es sei denn, Sie sind schwanger. Wenn Sie schwanger sind, müssen wir Ihr Training für die nächsten Monate etwas modifizieren.“
Erstaunt lachte Vanessa auf. „Schwanger? Nein, ganz sicher nicht.“
„Okay“, erwiderte der Trainer leichthin, obwohl er dabei einen abschätzenden Blick auf ihren Bauch warf. „Ich habe das nur erwähnt, weil Sie sagten, Sie hätten das Gefühl, viel beweglicher zu sein. Der Körper bereitet sich auf die Geburt vor, indem die Sehnen und Bänder weicher werden.“
Nach einem fröhlichen Kopfschütteln nahm Vanessa ihre Übungen wieder auf, ohne weiter über die Bemerkung des Trainers nachzudenken. Sie stellte ihre Beine eng nebeneinander, beugte den Oberkörper nach vorn und umfasste ihre Knöchelmit den Händen. Ja, dachte sie, während sie ihre Brust in Richtung Beine zog, ich habe wirklich zugenommen. Die Rundung am Bauch ist neu.
Kalorienarmes Mittagessen, meine Liebe, befahl sie sich selbst. Das Bäuchlein muss weg.
Also ging sie nach dem Training nicht zurück ins Apartment, sondern in das zum Fitnessstudio gehörende Restaurant. Dort nippte sie an einem Mineralwasser, aß ein wenig Salat ohne Dressing und blätterte in einer der ausliegenden Zeitschriften.
Zehn Minuten später saß sie wie erstarrt vor ihrem halb aufgegessenen Salat und fixierte den Artikel vor ihr.
Darin ging es um eine Frau, bei der mitten in einem Kaufhaus die Wehen eingesetzt hatten, ohne dass sie selbst etwas von ihrer Schwangerschaft mitbekommen hatte. EswareinejenerGeschichten, die Vanessa immer völlig absurd vorgekommen waren – wie konnte man die eigene Schwangerschaft nicht bemerken?
Offenbar sehr leicht.
„Ich komme mir so dumm vor“, wurde die
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