Julia Extra 260
Gedanke in seine Eingeweide.
Cosmo Dimistris und sein Angebot, ihr nächster Beschützer zu werden und mit ihr nach Mexiko zu fliegen.
Nein! Jede Faser seines Körpers wies diese Idee zurück. Hier ging es umVanessa, nicht um irgendein ehrgeiziges leichtes Mädchen, das ihre Männer wechselte wie andere die Unterwäsche! Außerdem war sie kein erfahrenerVamp, der Liebhaber nach ihrem Bankkonto und sozialem Status auswählte. Nicht Vanessa. Nicht seine Vanessa.
Die ihn gerade verlassen hatte.
Schmerzhaft drehte sich das Messer in seinem Bauch.
Vollkommen rastlos befahl er Taki, Cosmo Dimistris nach Mexiko zu folgen. Wenn sie mit ihm gegangen war, würde er … Er wusste nicht, was er dann tun würde, aber es würde brutal werden. Ebenso brutal, wie die Gefühle, die im Moment in seiner Brust tobten.
Aber sie war nicht bei Cosmo. Die Erleichterung, die er empfand, als er den Hörer auflegte, währte nur kurz. Wo zur Hölle war sie?
Und warum war sie überhaupt gegangen?
Sein Sicherheitsteam hatte nichts herausgefunden. Gar nichts. Brüllend hatte er die Leute sämtlich als inkompetent verflucht und dann akzeptiert, dass sie nichts hatten, womit sie arbeiten konnten. Zuletzt war sie vor drei Tagen nachmittags in der Oxford Street gesehen worden.
Seit diesem Zeitpunkt war Vanessa wie vom Erdboden verschluckt.
Markos befahl seinem Team, jeden Stein einzeln umzudrehen, aber als seine Angestellten ihn nach Details für ihre Suche fragten, nach ihrer Heimatadresse und ihrem Geburtsjahr und -ort, musste er mit einem seltsamen Gefühl feststellen, dass er nichts dergleichen über sie wusste. In Paris hatte Vanessa kurz über ihre Familie gesprochen, aber er konnte sich nicht erinnern, ob sie eine Stadt erwähnt hatte. Also musste sein Sicherheitsteam bei sämtlichen Einwohnermeldeämtern Englands anfragen. Die Adresse, die schließlich ausfindig gemacht wurde, war seit Weihnachten nicht mehr gültig. Das dazugehörige Haus war Anfang Dezember verkauft worden. Und obwohl die neuen Eigentümer ihm den Namen des Maklers geben konnten, hatte der auch keineAdresse vonVanessa, außer dem Haus selbst und – ironischerweise – der Anschrift von Markos Apartment in Chelsea. Selbst die ehemaligen Nachbarn wussten nicht, wo Vanessa steckte.
Niemand wusste es.
Am allerwenigsten er selbst.
„Suchen Sie weiter“, hatte er Taki befohlen, aber machte das überhaupt einen Sinn? Vanessa war gegangen, weil sie gehen wollte.
Sie hatte keinen Grund, und trotzdem war sie fort.
Fort.
Das Wort hallte in Markos’ Kopf.
Fort.
Was für ein endgültiges Wort.
Wieder schreckte das Klingeln seines Mobiltelefons ihn auf.
„Ja?“, fragte er kurz angebunden.
Ein amüsiertes Lachen war die Antwort. „Du klingst gestresst, kleiner Cousin.“
„Leo?“
„Wer sonst? Wie wäre es mit Lunch?“
„Heute?“
„Ja.“
„Ich wusste nicht, dass du in London bist. Hör zu, im Moment ist keine gute Zeit.“ Damit unterbrach er die Verbindung.
Er wollte Leo nicht sehen. Wollte keinen Lunch. Sondern Vanessa, und die hatte ihn verlassen.
Erneut starrte er in sein Büro.
Eine halbe Stunde später öffnete sich die Tür, die zum Vorzimmer seiner Sekretärin führte, und Leo schlenderte herein – neben sich eine äußerst attraktive schwarzhaarige Frau, die Markos vage bekannt vorkam.
Als er aufstand, machte er sich nicht die Mühe, seinen Ärger zu verbergen. „Leo, ich sagte doch, dass es mir im Moment nicht passt.“
Aber sein Cousin ignorierte ihn.
„Wir fliegen morgen Nachmittag nach Athen, also ist das hier meine einzige Möglichkeit.“ Er hielt inne und nahm die Frau in die Arme. „Ich wollte, dass du der Erste aus der Familie bist, der mir gratuliert. Und vielleicht der Einzige.“
Verständnislos sah Markos ihn an. „Dir gratulieren?“
Leo grinste und warf der Frau einen verliebten Blick zu, densie ebenso verliebt erwiderte. Für eine Sekunde fühlte Markos sich leer. Die nächsten Worte trafen ihn wie einen Blitz.
„Ich bin verheiratet“, sagte Leo.
„Du bist was?“
Leos Grinsen wurde noch breiter. „Du hast richtig gehört, kleiner Cousin. Das ist Anna – erinnerst du dich an Anna? Die mir in Österreich so viele Probleme gemacht hat? Nun, sie ist endlich zur Vernunft gekommen und hat sich in mich verliebt. Konnte mir einfach nicht widerstehen!“
„Schande über mich“, sagte die Frau.
Lachend küsste Leo sie auf die Stirn. „Sie vergöttert mich“, vertraute er seinem Cousin an.
Anna verzog das
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