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Julia Extra 260

Julia Extra 260

Titel: Julia Extra 260 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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ein Cremedöschen. Vielleicht hatte sie aufgeräumt.
    Um in etwas Bequemeres zu schlüpfen, öffnete er den begehbaren Kleiderschrank. Er wollte einen ruhigen Abend und Frieden mit Vanessa schließen.
    Denn dass er nicht so mit ihr hätte sprechen sollen, wusste er. Oh, nicht was er gesagt hatte, war das Problem, sondern wie eres gesagt hatte. Er hätte es netter ausdrücken können. Aber sie hatte ihre Fragen aus heiterem Himmel gestellt, und darauf war er nicht im Geringsten vorbereitet gewesen. Verdammt, sie hatte die Frage gestellt, die er von ihr am allerwenigsten erwartet hätte.
    Plötzlich fiel ihm die Warnung wieder ein, die Leo ihm damals auf Schloss Herzogstein gegeben hatte.
    „Vergiss niemals, kleiner Cousin, Naivität kann gefährlicher sein als Intelligenz.“
    Markos Miene verhärtete sich. Leider hatte sein Cousin recht behalten; Vanessas Naivität war zu einem Problem geworden.
    Denn die Fragen, die sie ihm an jenem Morgen nach seiner Rückkehr aus Australien so unvermittelt gestellt hatte, waren kein Versuch, ihn zu manipulieren. Keine Übung in weiblicher Listigkeit, sondern schlichtweg Naivität. Noch bevor er in seinem Büro angekommen war, bedauerte er seine heftige Reaktion.
    Er hatte ihr wehgetan. Das hatte er in ihren Augen gesehen.
    Und damit fühlte er sich überhaupt nicht gut.
    Ganz fest nahm er sich vor, seinem Assistenten aufzutragen, ihr Blumen zu schicken. Aber kaum betrat er sein Büro, bombardierte ihn ein Dutzend dringlicher Dinge, und er vergaß die Blumen.
    Jetzt betrat er den Kleiderschrank und blieb wie angewurzelt stehen.
    Hier war etwas definitiv anders. Immer noch hingen viele Kleider auf ihrer Seite, doch weniger als sonst. Beunruhigt wanderte sein Blick zu dem Fach mit ihren Kosmetika.
    Leer.
    Ohne genau zu wissen, was er tat, zog er wahllos eine Schublade auf.
    Leer.
    Er öffnete eine andere. Darin lagen ein paar Designerdessous, doch die nächste war wieder leer. Er riss die Türen ihres Schuhschranks auf. Noch immer standen hier Schuhe, aber – wie bei den Kleidern – weniger als üblich. Einen Moment starrte er auf die verbliebenen, dann fiel ihm etwas auf. Ihre alten Hausschuhe, die sie so liebte und er so hasste, weil sie dermaßen abgetragen waren, fehlten.
    Langsam formte sich in seinem Kopf eine Erkenntnis. Sie hataufgeräumt, dachte er erleichtert. Die typische Reaktion einer Frau unter Stress: ihren Kleiderschrank aussortieren, um Platz für Neues zu schaffen.
    Alle Anspannung fiel von ihm ab, und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie unruhig er eigentlich gewesen war.
    Wieder völlig unbeschwert, schlüpfte er in bequeme Kleidung und ging ins Wohnzimmer, um einen Drink zu genießen.
    Aber um neun Uhr abends war ihm klar, dass er mehr brauchte als einen Drink. Er brauchte Vanessa, die noch immer nicht von ihrem Shoppingtrip zurückgekommen war. Schon vor geraumer Zeit war seine Erleichterung Ärger gewichen, aber jetzt wandelte sich sein Ärger in Besorgnis.
    Und um Mitternacht war aus Besorgnis nagende Angst geworden.
    Zu diesem Zeitpunkt war sein gesamtes Sicherheitspersonal bereits auf der Suche nach ihr, telefonierte mit der Polizei, den Krankenhäusern und Taxiunternehmen. Der Concierge, der ihr am Nachmittag ein Taxi gerufen hatte, war wiederholt vernommen worden, konnte aber keine weiteren Informationen liefern. Auch der Taxifahrer, der zwischenzeitlich ausfindig gemacht worden war, konnte nur aussagen, dass Vanessa in der Oxford Street ausgestiegen war.
    Dass sie einen Koffer bei sich hatte, verwunderte Markos nicht. Darin hatte sie bestimmt die alten Kleider mitgenommen. Er wusste, dass sie Kleider niemals wegwarf, sondern sie, wenn er ihr sagte, sie habe ein Outfit oft genug getragen, einem Wohltätigkeitsverein gab.
    Doch am Mittag des nächsten Tages musste Markos einsehen, dass der Koffer keine alten Kleider für wohltätige Zwecke beherbergte.
    Vanessa hatte ihn verlassen.
    Als ihm das klar geworden war, weil er trotz all seiner Versuche keine andere Erklärung fand, bekam er einen gewaltigen Wutausbruch. Wer zur Hölle glaubte sie, dass er war? Sechs Monate hatte sie mit ihm verbracht und ihn dann ohne ein Wort verlassen? Christos , er hatte etwas Besseres verdient! Gut, er war an jenem letzten Morgen ein bisschen hart zu ihr gewesen – aber war das ein Grund, so fluchtartig die Koffer zu packen?
    Es sei denn, ging ihm sofort durch den Kopf, sie braucht einen Vorwand, um mich zu verlassen …
    Wie eine kalte Messerklinge bohrte sich dieser

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