Julia Extra 260
zusätzlichen Anreiz ein Smaragdarmband geschickt zu bekommen, kann ich Ihnen versichern, dass es das nicht ist!“
„Haben Sie etwa abgelehnt?“
„Natürlich!“ Vanessa wollte nur noch, dass die andere Frau ging.
„Also sind Sie tatsächlich auf eine größere Summe aus. Ich hätte es wissen müssen.“ Stolz hob sie den Kopf. „Der Scheck ist alles, was Sie bekommen. Und glauben Sie ja nicht, dass mein Sohn sein Angebot wiederholt. Zufällig weiß ich, dass er erst letzte Woche ein sehr attraktives Model mit nach Mexiko genommen hat!“
Langsam verspürte Vanessa ein fast hysterisches Bedürfnis zu lachen. Sie kam sich vor, als stünde sie mitten in einem bizarren Film.
Stattdessen hielt sie Constantia den Scheck entgegen.
„Bitte, nehmen Sie das zurück. Ich weiß nicht, warum Sie mir das Geld geben wollen, und ich muss Sie bitten, jetzt zu gehen.“
Mit harter Miene sah Constantia sie an. „Das ist eine Unverschämtheit! Aber ich bin nicht gekommen, um zu streiten. Ich bin gekommen – und, seien Sie versichert, das hätte ich nicht tun müssen –, um Ihnen den Abschied zu erleichtern. Um es Ihnen zu ersparen, den Marschbefehl von Markos Makarios persönlich zu erhalten.“
Vanessa erbleichte.
„Wovon in aller Welt sprechen Sie?“
Bei dieser Frage trat ein Ausdruck kalten Vergnügens in die Augen der Frau.
„Also wissen Sie es nicht? Er hat Sie in völliger Unwissenheit gehalten.“
„Über was?“ In einer bösen Vorahnung ließ sie die Hand mit dem Scheck sinken.
Verächtlich und mit falschem Mitleid in den Augen ruhte Constantias Blick auf Vanessa.
„Ihre Zeit ist abgelaufen. Bald werden Sie sich einen neuen Beschützer suchen müssen. Deshalb mein Angebot, Ihre Abreise etwas zu beschleunigen.“ Sie deutete auf den Scheck.
Nur mit Mühe zwang Vanessa sich zu einer Antwort. „Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen.“
„Nun, dann erlauben Sie mir, Sie aufzuklären.“ Bosheit – und Befriedigung – lag in ihrer Stimme. „In Kürze wird Markos Makarios keine Verwendung mehr für Sie haben und Sie hinauswerfen. Denn sehen Sie“, fuhr sie triumphierend fort, „er wird demnächst meine Tochter heiraten.“
Schmerz. Trauer. Verzweiflung.
Es konnte nicht wahr sein. Was diese furchtbare Frau gesagt hatte, konnte einfach nicht wahr sein.
Markos heiratete. Ein griechisches Mädchen, die Tochter dieser Frau. Noch immer hatte Vanessa ihre letzten hässlichen Worte im Ohr.
„Von nun an können Sie Ihr Geschäft woanders betreiben. Die Macht einer Geliebten ist nichts, nichts verglichen mit der Macht einer Ehefrau! Ich kenne Ihre Sorte.“ Dabei verzog sie höhnisch die Lippen. „Spreizen die Beine für jeden Mann und …“
„Bitte gehen Sie.“ Auch wenn Vanessas Stimme gleichgültig geklungen hatte, innerlich hatte sie sich gefühlt, als würde sie ausgroßer Höhe immer weiter in die Tiefe stürzen.
Am ganzen Körper zitternd hatte Vanessa die Tür hinter Constantia geschlossen. Wie sie es bis zum Sofa, auf dem sie zusammengebrochen war, geschafft hatte, wusste sie nicht.
Draußen schlug der Regen immer noch erbarmungslos gegen die Fenster.
Erst nach Stunden, als das Tageslicht bereits schwächer wurde, stand sie sehr, sehr langsam auf. Völlig apathisch ging sie ins Schlafzimmer und öffnete einen Schrank, in dem ihre Koffer standen.
Wie tonnenschwere Gewichte kamen sie ihr vor.
Das Packen dauerte sehr lange.
Als Markos’ Handy klingelte, antwortete er sofort.
„Ja?“
„Sie war es nicht, Sir.“
„Sind Sie sicher?“
„Cosmo Dimistris’ Begleitung ist ein Model namens Sylva Ramboulli“, erwiderte Taki mit geübter Emotionslosigkeit.
„Aber wenn sie nicht bei ihm ist …“ Markos unterbrach sich. „Suchen Sie weiter“, befahl er schließlich. Eine Antwort wartete er gar nicht erst ab, sondern legte gleich auf.
Von seinem Schreibtisch aus starrte er ausdruckslos durch sein großes Büro.
Drei Tage. Vor drei Tagen war er an jenem Abend in sein Apartment zurückgekommen, das seltsam still gewesen war. Anders.
Schon ein paar Mal war er nach Hause gekommen, als Vanessa noch nicht von was auch immer sie tagsüber tat, zurück war. Aber dieses Mal war es anders gewesen. Er hatte es gefühlt.
Im Schlafzimmer war ihm noch nichts aufgefallen. Erst im Badezimmer, nach einer Dusche, war die Veränderung in sein Bewusstsein gedrungen. Er war wieder ins Schlafzimmer gegangen. Der Nachtisch auf Vanessas Seite war leer. Normalerweise lag dort ein Buch oder
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