Julia Extra 260
in ein anderes Auto hineingeknallt, so heftig setzte sie zurück und raste hinaus. Sie schaute nur einmal noch kurz zurück und sah Jason Pollack neben seinem Wagen stehen – sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
Auf dem Weg nach Hause wurde Leah jedoch sofort von gemischten Gefühlen geplagt.
Zum einen empfand sie Bedauern, dass sie nun nie erfahren würde, wie es wäre, mit Jason Pollack zu schlafen. Doch sie war auch erleichtert, dass sie niemals in das Dilemma geraten würde, sich vor ihm ausziehen und ihm ihre Narben zeigen zu müssen.
Aber das stärkste Gefühl war Wut über die Arroganz des Mannes.
Er war wie selbstverständlich davon ausgegangen – weil er der neue Boss war und noch dazu reich und gutaussehend –, dass sich das blonde Dummchen an der Rezeption von Beville Holdings mit ihm verabreden würde, wenn er sie fragte. Er hatte sich nicht mal erkundigt, ob sie vielleicht einen Freund hatte. Wahrscheinlich war ihm das völlig egal!
Als Leah zu Hause ankam, hatte aber auch eine gewisse Sorge eingesetzt. Würde er jetzt nach einer Ausrede suchen, um sie zu entlassen? Plötzlich machte ihr der Gedanke an den nächsten Tag bei der Arbeit Angst.
„Er wird es bereuen, wenn er mich feuert“, murmelte sie, während sie direkt auf den Kühlschrank zuging und eine Flasche Chardonnay herausnahm.
Ein beruhigender Drink war genau das, was sie jetzt brauchte. „Er hat keine Ahnung, mit wem er es hier zu tun hat“, sagte sie und griff nach dem Korkenzieher. „Überhaupt keine Ahnung!“
3. KAPITEL
„Mr. Pollack möchte dich im Meetingraum sprechen.“
Leah verspannte sich in ihrem grauen Lederbürostuhl.
Der Moment, vor dem sie sich bereits den ganzen Tag gefürchtet hatte, war da.
Er hatte höflich gegrüßt, als er an diesem Morgen mit seinem männlichen Assistenten im Schlepptau in die Firma gekommen war. Doch seitdem war er ihr nicht wieder über den Weg gelaufen. Trish erzählte ihr beim Lunch, dass die beiden Männer den kompletten Morgen damit verbracht hatten, die Verkaufszahlen durchzugehen, und am Nachmittag mit den einzelnen Managern der Marketingabteilung sprechen wollten.
„Warum in aller Welt will er mit mir reden?“, fragte sie Mandy, während sie widerwillig aufstand.
Mandy zuckte die Achseln. „Frag nicht mich. Ich bin nur der Überbringer der Nachricht. Vielleicht will er ein Date mit dir“, fügte sie mit einem verschmitzten Grinsen hinzu.
„Sehr witzig.“
DieVersuchung, in die Damentoilette zu stürmen und ihr Aussehen zu überprüfen, war immens. Doch Leah kämpfte gegen ihre Eitelkeit an – oder gegen diesen inneren Teil von ihr, der Jason Pollack unheimlich attraktiv fand.
Stattdessen holte sie tief Luft, straffte die Schultern und bog in den Korridor ein, der rechts vom Empfang lag und an dessen Ende es einen großen Raum gab, den der Konzern für Konferenzen nutzte.
Die Tür war merkwürdigerweise geschlossen, was ihre Nervosität noch vergrößerte. Hoffentlich war er nicht allein.
Sie klopfte energisch an die Tür, obwohl ihre Hand zitterte.
„Herein“, ertönte die tiefe, dunkle Stimme eines Mannes.
Seine natürlich.
Leah holte noch einmal tief Luft, dann drückte sie die silberne Türklinke herunter und trat ein.
Jason hatte sich gegen ihre Schönheit gewappnet.
Was für ein hoffnungsloser Versuch!
Sie raubte ihm den Atem, wie sie so auf ihn zukam. Ihr Gang war genauso verführerisch wie alles andere an ihr. Sie musste Ballettunterricht genommen haben oder einst ein Model gewesen sein. Ihre Haltung war exzellent.
Unwillkürlich regte sich das Verlangen in ihm, und er war äußerst froh darüber, dass er an dem großen Konferenztisch saß.
„Sie wollten mich sehen, Mr. Pollack?“, fragte sie, und dabei versprühten ihre grünen Augen eisige Abneigung.
Jason wünschte bereits, er hätte nicht nach ihr geschickt. Er verschwendete nur seine Zeit. Quälte sich für nichts. Ganz eindeutig hatte er ihre Reaktion am Vortag falsch eingeschätzt. Er dachte, er hätte einen Funken in ihren Augen gesehen, der von gegenseitiger Anziehung zeugte. Und als sie ihm die kalte Schulter gezeigt hatte, da hatte er geglaubt, dass sie ihm damit nur bedeuten wollte, dass sie nicht leicht zu haben war.
Selbst nach dem Vorfall im Parkhaus hatte ihm sein männliches Ego eingeflüstert, dass dies lediglich eine weitere Taktik desselben Spiels sei.
Doch zu Hause beim Dinner war er zu einer logischeren Erklärung gekommen. Wahrscheinlich hatte sie einen festen
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