Julia Extra 260
anfertigt?“
„Jawohl. Wir sollten den Bericht Ende der Woche haben.“
„Sehr gut. Du wirst übrigens morgen wieder mit mir herkommen. Und auch noch jeden weiteren Tag der Woche.“
„Vielen Dank. Und auch das sage ich nicht aus Eigennutz. Ich hasse es einfach, allein im Büro zu sitzen und nichts anderes zu tun zu haben, als Telefonanrufe entgegenzunehmen. Gestern war es unheimlich langweilig.“
„Armer Bob“, machte sich Jason lustig und zeigte dabei keinerlei Mitleid. „Gab es denn irgendwelche interessanten Anrufe?“
„Warte mal. Die üblichen Werbesachen und Einladungen zu Veranstaltungen, die du hasst. Obwohl – da war eine wirklich interessante Einladung. Von Joachim Bloom, der dich zu einer Dinnerparty in seinem Haus am nächsten Samstag bittet. Ich habe ihm gesagt, dass ich mit dir reden würde.“
„Joachim Bloom“, sinnierte Jason nachdenklich. „Der Name klingt bekannt. Gib mir ein Stichwort. Was macht er?“
Das war Bobs größte Fähigkeit als Jasons Assistent. Er wusste alles über die wirklich wichtigen Leute in Australien – zumindest, was Geld und Macht betraf. Er las alle Businessmagazine sowie den Wirtschaftsteil sämtlicher Tageszeitungen.
„Er ist ein Börsenmakler. Altes Geld, aber er hat es geschafft, das Familienvermögen um einiges zu vergrößern. Er ist immer in der Liste der zweihundert reichsten Personen in Australien. Ein großartiger Kontakt, wenn du etwas über merkwürdige kleine Unternehmen wissen willst, die du kaufst. Er würde dir an einem Abend vermutlich mehr über Beville Holdings erzählen können, als wir in einer Woche herausfinden.“
„Ein bisschen zu spät dafür, meinst du nicht?“, bemerkte Jason, während er tatsächlich darüber nachdachte, die Einladung anzunehmen. Er war kein besonderer Freund von Dinnerpartys,aber er hatte jeden Samstagabend des vergangenen halben Jahres mit Hilary verbracht, und er hegte den Verdacht, dass er diesen Samstag nicht allein sein wollte.
„Wo lebt Mr. Bloom?“, fragte er.
„Vaucluse.“
„Gibt es für Geldadel eine andere Adresse? Okay. Ruf ihn zurück und nimm die Einladung an.“
Während Bob mit Joachim Bloom telefonierte, sammelte Jason seine Papiere ein und verstaute sie in seiner Aktentasche – darunter auch Leahs Personalordner.
Er würde sie bald zu einem Gespräch bestellen. Aber nicht zu schnell.
Freitag, entschied er. Bis dahin wusste er vielleicht, wie er am besten mit ihr umgehen sollte.
Aber bis dahin wirst du verrückt, flüsterte eine frustrierte Stimme in seinem Kopf.
Sieh einfach zu, dass du beschäftigt bist, sagte er sich.
„Alles erledigt“, verkündete Bob. „Man erwartet dich um halb acht. Elegante Abendgarderobe.“
„Mein Gott! Wer kommt denn noch? Die Queen?“
„Ich schätze, die Crème de la crème der Gesellschaft von Sydney.“
„Warum lädt er dann mich ein? Da habe ich noch nie dazugehört.“
„Soll ich anrufen und absagen?“
„Nein, nein. Ich gehe. Wenigstens wird das Essen gut sein. Und der Wein. Jetzt komm schon, wir machen uns besser auf den Weg. Es war ein langer Tag.“
Der Empfang war verlassen, als sie daran vorbeigingen. Leahs Auto stand auch nicht mehr im Parkhaus. Sie war schon weg.
Jason fragte sich kurz, wo sie wohl wohnte. Doch dann fiel ihm ein, dass er diese Information in seiner Aktentasche hatte. Er hatte einige Informationen über sie, nicht nur ihre Adresse.
Plötzlich konnte er es kaum abwarten, nach Hause zu kommen und alles über sie zu erfahren.
Leahs Telefon klingelte, als sie gerade ihr Apartment betrat. Sie warf ihre Handtasche auf die Kommode in der Eingangshalle, eilte ins Wohnzimmer und nahm den Hörer ab.
„Ja?“
„Hallo. Du klingst ganz außer Atem.“
Es war ihr Vater.
„Ich bin gerade erst zur Tür hereingekommen. Kannst du einen Augenblick warten, bis ich mir ein Glas Wein eingeschenkt habe?“
„Sicher.“
Leah ging in die Küche, goss sich ein Glas von dem Chardonnay ein, den sie am Vorabend geöffnet hatte, nahm es mit und setzte sich in den Lehnsessel, der direkt neben dem Telefon stand.
„Ich bin wieder da“, sagte sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.
„Hattest du einen stressigen Tag?“
„Nein“, log sie. „Mir ist nur heiß, und ich bin direkt in den Feierabendverkehr geraten.“
„Ich rufe an, um dich schon mal vorzuwarnen, dass ich Samstagabend eine Dinnerparty geben werde. Nicht zu groß. Etwa ein Dutzend Leute.“
„Das ist schon in Ordnung“, entgegnete sie.
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