Julia Extra 260
Liebe ihres Vaters auch von ihrem Aussehen beeinflusst?
„Ich muss mir jetzt etwas kochen, Daddy“, verkündete sie abrupt. „Dieses ganze Gerede von Essen hat mich hungrig gemacht.“
„Tu das, Schatz. Ich sehe dich dann am Samstag. Hab dich lieb.“
Damit legte er auf.
Leah krampfte ihre Finger noch ein paar Sekunden um den Hörer, ehe sie auflegte. Ja, ihr Vater liebte sie tatsächlich. Das wusste sie.
Aber er war schließlich auch ihr Vater.
Kein anderer Mann hat mich jemals wirklich geliebt, dachte sie schmerzvoll. Keiner ihrer albernen Freunde. Und Carl ganz sicher nicht.
Wahre Liebe bestand aus mehr als sexueller Anziehung. Sie ging viel tiefer, war verbindlich und absolut bedingungslos. Wahre Liebe verließ einen nicht, wenn es mal hart wurde. Wahre Liebe war wie der Fels in der Brandung.
Und wahre Liebe, dachte Leah plötzlich, fand man nicht in einem Paar dunkler Augen, die sie verlangend anblickten, wann immer sie in der Nähe war. Sie wusste ganz genau, was Jason Pollack von ihr wollte – und das war bestimmt nicht wahre Liebe.
Sie musste diesem Mann unbedingt widerstehen.
Keine leichte Aufgabe, wenn sie daran dachte, was an diesem Nachmittag passiert war.
Wie lange würde es wohl dauern, bis er den nächsten Schritt unternahm? Denn das würde er tun. Da war sie sich sicher.
Vielleicht war es für sie an der Zeit, dass sie weiterzog. Dass sie kündigte und einen neuen Job suchte. Diesmal sollte sie nicht so große Schwierigkeiten haben, denn jetzt verfügte sie über Erfahrung.
Ja, entschied Leah. Das war es, was sie tun sollte. Kündigen.
Sie würde den Brief morgen bei der Arbeit tippen. Und wenn Jason Pollack sie dann später zum Gespräch bat, würde sie ihm die Kündigung geben.
4. KAPITEL
Es war Freitagnachmittag, vier Uhr, und mittlerweile war Leah ein reines Nervenbündel. Jason hatte sie die ganze Woche nicht zum Gespräch bestellt, obwohl jeder ihrer Kollegen in den vergangenen drei Tagen den Korridor zum Konferenzraum hinuntergegangen zu sein schien. Jeder, der heute zum Gespräch gebeten worden war, hielt auf dem Rückweg bei ihr an, um ihr vorzuschwärmen, wie toll der neue Chef sei und dass ihre Stellen sicher wären.
Um kurz vor halb fünf hatte Leah die Hoffnung bereits aufgegeben, dass sie diese Woche noch die Chance bekommen würde, ihre Kündigung persönlich einzureichen.
Ein Teil von ihr empfand Erleichterung. Sie sah einer neuen Konfrontation mit Jason Pollack nämlich mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen.
Andererseits wünschte sie sich, dass es vorbei wäre. Jetzt würde sie das ganze verdammte Wochenende an den Mann denken!
Leah begann gerade, ihren Schreibtisch aufzuräumen, alsTrish mit roten Wangen und ziemlich aufgeregt auf sie zueilte.
„Ich gehe heute Abend nicht mit in den Pub“, verkündete sie. „Tut mir leid.“
„Das ist schon in Ordnung“, entgegnete Leah. „Ich wollte sowieso direkt nach Hause.“
Sie befürchtete, dass der neue und äußerst beliebte Boss im Pub auftauchen würde, da er ja ein Freund von ungezwungenen Arbeitsverhältnissen war. Leah wollte aber keinesfalls in einer halb gesellschaftlichen Situation auf ihn treffen. Es war schon schwierig genug gewesen, ihn jeden Morgen und Nachmittag dieser Woche freundlich zu grüßen, wenn er an der Rezeption vorbeikam.
„Wo willst du stattdessen hin?“, fragte sie Trish.
„Das errätst du nie. Bob hat mich eingeladen, mit ihm auszugehen.“
„Bob wer? Ach, du meinst Bob, die rechte Hand des Chefs.“
„Genau.“ Trish strahlte über das ganze Gesicht.
„Das ist großartig, Trish“, sagte Leah mit einem warmen Lächeln. „Bob wirkt sehr nett.“
„Das ist er auch. Sehr. Jim ist furchtbar sauer, aber ich habe ihm ohnehin schon gesagt, dass es mit uns vorbei ist. Daraufhin ist er wutentbrannt davongerauscht.“
Leah runzelte die Stirn. „Ich habe ihn gar nicht gehen sehen.“
„Er hat den Seitenausgang benutzt.“
„Ist Mr. Pollack durch dieselbe Tür gegangen?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Nein. Er ist immer noch mit Bob im Konferenzraum. Und du solltest besser anfangen, ihn Jason zu nennen. Er mag es nämlich gar nicht, wenn man Mr. Pollack zu ihm sagt.“
Leah seufzte. „Darüber muss ich mir bald keine Gedanken mehr machen, Trish. Ich habe mich entschlossen zu kündigen.“
„Was? Aber warum ?“ Trish wirkte vollkommen schockiert.
„Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich etwas ausprobiere, was eine größere Herausforderung
Weitere Kostenlose Bücher