Julia Extra 360
aßen Kekse. Daneben stand Linda, sie lächelte erfreut. Die beiden Frauen unterhielten sich noch ein bisschen, dann verabschiedete Linda sich.
Als sie das Tor erreichte und Finn sah, kam sie zu ihm. „Hallo, Finn!“
Er lächelte. „Hallo, Linda. Nett, Sie zu sehen.“
„Wie geht es Ihnen?“, erkundigte sie sich.
„Danke, gut.“ Immer wieder blickte er zu Ellie und dem Kind. Er vermisste ihr Lächeln so sehr.
Linda wies mit dem Kopf unauffällig zu Jiao. „Sie sollten hingehen und die Kleine kennenlernen. Sie ist ein großartiges Kind.“
Finn wusste nicht, was er sagen sollte. Er durfte als vermeintlicher Adoptivvater doch nicht zugeben, dass er das Kind nicht kannte! Das könnte Ellie in Schwierigkeiten bringen.
Linda legte ihm kurz die Hand auf den Arm. „Keine Sorge, Finn, ich weiß, dass Sie nur pro forma Ellies Ehemann sind.“
„Woher?“, fragte er verblüfft. „Weil ich Ellie nicht nach China begleitet habe?“
„Nein.“ Sie lachte. „Wegen der Schuhe, besser gesagt, dem Mangel an Schuhen. Sie hatten Anzüge in Ellies Schrank, Rasierzeug und Zahnbürste im Bad, sogar die Brieftasche auf dem Nachttisch – aber es stand kein einziges Paar Männerschuhe herum.“
„Und ich dachte, ich hätte an alles gedacht!“
„Ich hatte ja meine Zweifel, als Ellie so schnell geheiratet hatte, aber ich habe nichts gesagt. Hauptsache, sie war verheiratet! Und die chinesischen Behörden haben es akzeptiert. Ich wusste immer schon, dass Ellie eine fabelhafte Mutter wird. Sie liebt die Kleine über alles.“
„Ja, das sieht man“, stimmte er zu, und plötzlich wurde er neidisch.
Ellie hatte jetzt alles, was sie sich gewünscht hatte. Und er gehörte nicht dazu.
„Es ist wirklich ein bisschen furchterregend, wenn man sein Herz verschenkt“, meinte Linda. „Ellie hat ihres Jiao gegeben, ohne zu wissen, ob es mit der Adoption klappt. Und Sie, Finn, haben Ihren Teil beigetragen.“
„Ich? Ich habe doch nichts getan!“
„Sie haben Ellie geheiratet und ihren Ehemann gespielt, als sie Sie gebraucht hat. Warum haben Sie es eigentlich getan?“
„Eben weil sie mich brauchte!“
Und es war richtig so gewesen. Das sah er jetzt, als er Ellie und die Kleine beobachtete. Das war ein Trost für ihn.
„Vielleicht steckte aber auch mehr dahinter“, sagte Linda lächelnd. „Und wenn Ellie das erkennt, riskiert sie vielleicht auch, sich auf Sie einzulassen. So, ich muss zurück an die Arbeit. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit Ihrer Familie, Finn.“
Er konnte ihr nicht mehr sagen, dass es nicht seine Familie war – egal, wie sehr er sich das mittlerweile wünschte.
Gerade wollte er sich umdrehen und weggehen, als eine Gruppe von Kindern auf den Spielplatz kam. Ellie blickte hoch.
Jetzt hat sie mich entdeckt, dachte Finn. Nun konnte er sich nicht mehr einfach davonstehlen. Langsam ging er zu ihr hinüber.
„Hallo“, begrüßte er sie.
Wochenlang hatte er überlegt, was er ihr sagen wollte, wenn er sie wiedersah, und dann brachte er nur ein lahmes Hallo zustande.
Ellie blieb sitzen. „Was machst du denn hier, Finn?“, fragte sie sachlich.
„Ich … ich habe dich gesucht“, gab er zu.
Die Wahrheit zu sagen war das Beste, denn er war ein hoffnungslos schlechter Lügner. Und bisher hatten ihm seine Selbsttäuschungen nichts gebracht. Er saß einsam in seinem Apartment und redete sich ein, es wäre kein Fehler gewesen, Ellie gehen zu lassen.
Jiao hopste auf und ab und sagte bittend: „Keks.“
Ellie gab ihr einen. „Woher wusstest du, wo ich bin?“, wollte sie von Finn wissen.
„Die Frauen in der Firma reden ständig von dir und Jiao. Sie schwärmen richtig für die Kleine.“
„Das ist keine Kunst.“ Sie strich dem Kind sanft über die Wangen.
„Jedenfalls hat mir deine Assistentin verraten, du würdest beinah jeden Tag in den Park gehen.“
„Jiao ist gern draußen. Anscheinend war sie in China nicht viel an der frischen Luft. Und warum hast du mich gesucht? Gibt es etwas zu besprechen? Eigentlich ist ja Larry dein Ansprechpartner in der Firma“, sagte Ellie kühl.
Es tat weh, dass sie glaubte, er würde sie nur aus beruflichen Gründen sprechen wollen. Aber er hatte sich ja immer hinter dem Job verschanzt und alles Persönliche vermieden.
„Ich wollte nur wissen, wie es dir geht“, erklärte Finn leise. „Und Jiao.“
„Oh, uns geht es großartig. Ab nächster Woche arbeite ich wieder, aber nur Teilzeit. Ich muss die neue Abteilung Privathäuser in Schwung
Weitere Kostenlose Bücher