Julia Extra Band 0193
geöffneten Lippen. Sie konnte es nicht mehr verheimlichen.
Sicher hätte er sie erneut geküsst, wäre in diesem Augenblick nicht die Tür aufgegangen.
Tom stand mit einer quengelnden Ellie auf dem Arm in der Tür und starrte verlegen auf das Paar in der Mitte des Zimmers.
„Oh, Entschuldigung“, stotterte er. „Ich wusste nicht …“
Cass war die Erste, die sich wieder fasste. Sie machte sich von Dray frei und eilte auf Tom zu. „Soll ich sie nehmen?“, bot sie an und zeigte auf Ellie.
Etwas erleichtert reichte er ihr das Baby, ließ die Kleine aber nicht aus den Augen.
„Ellie und ich sollten jetzt nach North Dean Hall zurückkehren“, wandte sie sich an Tom. „Kannst du uns fahren?“
„Ja, natürlich“, stimmte dieser sofort zu. „Brauchst du mich noch hier?“, fragte er seinen Bruder.
„Nein, geh nur“, meinte Dray, ohne seinen Blick von Cass zu nehmen. In seinen Augen stand deutlich der Vorwurf zu lesen, dass Cass vor der Situation davonlief, ohne sich ihr zu stellen.
Cass war egal, was er dachte. Sie wollte nur weg, solange sie es noch konnte.
Doch auf der Fahrt nach North Dean Hall fragte sie sich, was sie eigentlich wollte.
„Du und Dray“, hörte sie da Tom neben sich, als hätte er ihre Gedanken gelesen, „seid ihr …?“ Er sprach den Satz nicht zu Ende und überließ es ihr, die fehlenden Worte einzufügen.
Ja, was waren sie? Ineinander verliebt? Nein, dazu brauchte man zwei. Ein Paar? Wohl kaum. Sahen sie sich häufig? Sicher, aus reiner Notwendigkeit.
„Nein“, antwortete sie also nur.
„Aber ich dachte … Als ich ins Zimmer kam …“ Tom schien keinen vollständigen Satz mehr zusammenzubringen.
„Das war nur ein Ausrutscher“, benutzte sie Drays Ausdruck. „Eine kleine Erinnerung an die Vergangenheit.“
„Ach ja.“ Tom runzelte die Stirn. „Weißt du, ich habe nie verstanden, was genau sich damals eigentlich abgespielt hat. Dray wollte nicht darüber reden, und Pen meinte nur, dir sei klar geworden, dass ihr beide nicht zusammenpasst.“
Cass spürte wieder Ärger in sich aufwallen. Pen, immer wieder Pen. Trotzdem sagte sie: „Pen hatte recht – Dray und ich haben nichts gemein.“ Sie musste sich selbst immer wieder daran erinnern, vor allem wenn das Verlangen nach ihm zu groß wurde. Sie wechselte das Thema. „Was hast du jetzt vor? Ich meine, wegen Ellie?“
„Ich weiß nicht so genau.“ Er sah im Rückspiegel auf das schlafende Baby auf dem Rücksitz. „Ich will sie so bald wie möglich nach Hause holen, aber ich muss mir noch überlegen, wie ich das alles arrangiere.“
Er klang so unsicher, aber immerhin hatte er erkannt, dass „zu Hause“ bei ihm war. „Eine feste Haushälterin und ein Kindermädchen wären die beste Lösung“, schlug sie vorsichtig vor.
Tom kaute an seiner Lippe. „Ja, sicher …“
Sie wollte ihn nicht drängen. Dass er überhaupt endlich Interesse an Ellie zeigte, war genug für einen Tag.
In North Dean Hall angekommen, bat sie Tom zu einem Kaffee in die Küche, während sie die Milch für Ellie zubereitete. Als sie ihm das Baby und die Milchflasche aufmunternd überreichte, sah er zwar anfangs recht verloren aus, doch sehr bald machte das Füttern seiner Tochter ihm Spaß.
Dray kam wenig später in diese häusliche Szene, doch falls er erfreut darüber sein sollte, so zeigte er es nicht. Er lehnte Cass’ Angebot einer Tasse Kaffee ab und verließ ohne weiteres Wort die Küche.
Tom sah die Grimasse, die Cass hinter Drays Rücken zog. „Wenn er sauer ist, dann auf mich, nicht auf dich“, ließ er sich kleinlaut vernehmen.
„Auf dich? Wieso?“
„Weil ich … ich dachte eine ganze Zeit lang, dass er und Pen …“ Er zögerte. „Nun, dass sie etwas miteinander hätten.“
„Ja, das sagte er mir.“
„Lächerlich, nicht wahr?“
Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, „ist es das?“ zu fragen. Wenn Tom das glauben wollte, so würde sie ihm nicht die Illusion rauben.
Er sah auf Ellie hinab, die satt und zufrieden in seinen Armen eingeschlafen war. „Ich hatte sogar mal gedacht, dass sie nicht von mir sei.“
„Wieso bist du darauf gekommen?“
„Pen behauptete, der Geburtstermin des Babys sei für Juli errechnet, und als Ellie dann im Mai zur Welt kam, und nicht etwa zu früh, fragte ich mich, warum sie bei den Daten gelogen und warum sie mir ihre Schwangerschaft zwei Monate lang verschwiegen hatte.“
„Das kann ich dir erklären.“ Cass berichtete Tom, dass Pen zu ihr gekommen war,
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