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Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
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Joan Cass zu der Tür, auf der „Drayton Carlisle, Managing Director“ stand, und öffnete sie für sie. Cass fand sich in einem großen Büroraum wieder, dessen Glaswände einen wunderbaren Panoramablick frei gaben. Der Mann hinter dem Schreibtisch stand auf und kam auf sie zu.
    „Ich hatte erwartet, dass du Jill diese Aufgabe überlassen würdest.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Jill musste um vier Uhr gehen. Wo ist Tom?“
    „In seinem Büro.“ Dray beugte sich über die Sprechanlage. „Tom? Ich habe die Kalkulation fertig. Kommst du dann bitte zu mir?“
    Cass riss erschreckt die Augen auf. „Er weiß nicht, dass Ellie hier ist, nicht wahr?“
    „Falls er es wüsste, wäre er schon längst nicht mehr im Gebäude“, meinte Dray lang gezogen.
    „Ob das klug ist?“
    „Ich weiß, es ist eine riskante Strategie, aber wenn man Probleme lösen will, muss man eben auch mal ein Risiko eingehen.“
    Er redete von einer möglichen Vereinigung – oder eben auch nicht Vereinigung – zwischen Vater und Tochter wie von einem Geschäftsabschluss. So einfach war das also?
    Als die Tür hinter ihr aufging, drehte Cass sich mit Ellie im Arm um.
    Tom machte einen Schritt vor in den Raum; dann, als er die beiden erblickte, erstarrte er mitten in der Bewegung. Für einen Moment sah es aus, als wolle er in Panik flüchten, doch Cass ließ ihm dazu keine Zeit. Sie trat auf ihn zu und schob ihm das Baby in die Arme, nicht ohne sich zu vergewissern, dass Tom seine Tochter sicher hielt.
    Eine ganze Weile sah er geradezu erschreckt und ängstlich aus, doch dann, nach einer kleinen Ewigkeit, wich der gehetzte Blick einem schwachen Lächeln, und staunende Ehrfurcht trat in seine Augen. Als Ellie dann auch noch zurücklächelte, hätten Cass vor Erleichterung fast die Knie nachgegeben.
    „Sie ist wunderschön“, murmelte Tom ergriffen. Dann: „Ich wusste es ja nicht.“
    Vielleicht meinte er: „Wusste nicht, dass sie so schön ist“, aber Cass verstand, was er meinte: Er hatte nicht gewusst, dass er so für seine Tochter fühlen würde. Es war ganz offensichtlich, dass Tom in diesem Moment seiner kleinen Tochter hoffnungslos erlegen war.
    „Ich dachte …“ Er schüttelte den Kopf, aber trotzdem schien er das Bedürfnis zu haben, es Cass zu erklären. „Ich war so wütend, als ich das mit ihrem anderen Kind herausgefunden hatte. Mir schien es, als würde alles nur aus Lügen bestehen. Eine mehr von den vielen, die sie mir erzählt hatte. Aber sie …“, er schaute auf Ellie hinunter, „… sie ist keine Lüge.“
    „Nein, das ist sie nicht.“ Cass hörte die Hoffnung aus seiner Stimme heraus.
    „Sie ist wunderschön“, sagte er noch einmal, und dann, von seinen Gefühlen überwältigt, drehte er sich um und ging zur Tür hinaus – mit dem Baby.
    Cass, besorgt um Ellie, wollte ihm nacheilen, doch Dray hielt sie zurück.
    „Lass ihn. Er braucht Zeit, um mit sich ins Reine zu kommen und um mit ihr allein zu sein.“
    Cass nickte langsam. „Aber wenn sie anfängt zu schreien?“
    „Nun, dann wird er wohl das tun, was die meisten Männer tun würden: Er wird sie zurückgeben“, bemerkte er trocken. „Aber in der Zwischenzeit könntest du mich vielleicht aufklären, was Tom mit ‚ihrem anderen Kind‘ gemeint hat. Ich gehe davon aus, dass er deine Schwester meinte?“
    Was nun? Sie hatte Tom versprochen, es nicht zu verraten, aber schließlich hatte er es selbst gesagt.
    „Ja“, antwortete sie knapp.
    „Ja was?“ Er hob fragend eine Augenbraue.
    „Pen hatte früher schon ein Kind gehabt.“
    „Wurde das Baby zur Adoption freigegeben?“
    „Nein, es starb.“
    „So wie dein Baby?“
    Sie nickte stumm.
    „Ein Junge oder ein Mädchen?“
    „Ein Junge.“
    „Geburtstag?“
    „Der vierundzwanzigste April.“
    „Und dein Kind? Wann wurde es geboren?“
    Jetzt musste sie sich schnell irgendein Datum ausdenken, doch Dray kam ihr zuvor.
    „Lass mich raten – am vierundzwanzigsten April?“
    „Ja“, murmelte sie kaum hörbar.
    „Dann bleibt also nur noch die Frage, wessen Kind es war: deines oder Pens?“
    Warum sollte sie noch lügen? Es war alles vorbei. „Ihres.“
    Dray schien nicht sehr überrascht zu sein, im Gegenteil, jetzt ergab alles einen Sinn. „Kein Wunder, dass sie es verschwiegen hat“, meinte er bitter.
    Cass fragte sich, warum ausgerechnet er bitter sein sollte. „Was blieb ihr denn anderes übrig?“, fragte sie böse. „Du und deine ganze Familie, ihr wart wenig begeistert über die

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