Julia Extra Band 0193
Hochzeit. Wenn ihr gewusst hättet, dass sie als Teenager schwanger war, hätte es noch mehr Probleme gegeben.“
Er bestritt es nicht, sondern fragte stattdessen: „Aber warum hat sie es dann so aussehen lassen, als hättest du diese Erfahrung durchgemacht?“
„Sie hat es niemals mit Worten gesagt, oder?“, hielt Cass dagegen. „Du hast es nur so verstanden.“
„Ja, vielleicht“, gab er zu. „Aber das ist ja kein Wunder. Du hast mich damals einfach stehen lassen und es deiner Schwester überlassen, Erklärungen abzugeben.“
„Wie bitte?“ Cass war empört. „Schließlich warst du damals derjenige, der ohne ein Wort einfach nicht aufgetaucht ist. Du bist ja nach Paris geflogen – und nicht allein!“
„Ja, es gab eine plötzliche Krise in der europäischen Hauptverwaltung. Tom und ich mussten sofort hinfliegen. Ich dachte, du würdest mehr Verständnis zeigen.“ Er seufzte schwer. „Aber sich direkt mit einem anderen einzulassen …“
Cass konnte ihn nur verwundert anstarren. Wovon redete er überhaupt? Es hatte nie einen anderen gegeben. Und Tom war mit ihm geflogen? Aber Pen hatte doch gesagt …
… dass Tom geschäftlich unterwegs sei, ja. Und dass Dray nach Paris geflogen sei. Pen hatte keine Details erwähnt, und Cass hatte nicht gefragt, sondern angenommen …
Sie schüttelte den Kopf, als ihr die Bilder aus der Vergangenheit wieder klar vor Augen standen.
Dray missverstand ihre Geste. „Streite es nicht ab. Ich habe abends bei dir angerufen, aber du warst nicht zu Hause. Und Pen stotterte sich irgendeine dumme Ausrede zurecht. Als ich am Samstag zurück war, bin ich zu dir gefahren und habe bis ein Uhr nachts vor deiner Tür gesessen, aber du kamst nicht zurück.“
„Nein, da war ich in Yorkshire, bei Mutters Cousine“, erwiderte Cass zerstreut. Sie konnte es nicht fassen: Pen hatte das alles arrangiert, um ihre Beziehung zu Dray zu zerstören!
„Wenn das stimmt“, hörte sie ihn sagen, „warum hat deine Schwester dann nichts davon gesagt? Warum hat sie angedeutet, du wärst bei einem anderen Mann?“
„Ich weiß es nicht“, murmelte Cass.
„Willst du behaupten, sie hätte gelogen?“
Genau wie er wollte auch Cass es immer noch nicht glauben. Sicher, sie wusste, dass Pen es mit der Wahrheit nie so genau genommen hatte, aber ihrer eigenen Schwester mit solcher Bösartigkeit das Leben zu zerstören …?
Sie musste es mit Sicherheit wissen. „Damals auf der Beerdigung … Du sagtest etwas davon, dass ich angeblich unzählige Männer gehabt hätte – hat Pen das wirklich zu dir gesagt?“
Er nickte. „Als sie von der Hochzeitsreise zurückkamen und Pen herausfand, dass wir beide zusammen waren, machte sie ein paar Andeutungen in dieser Richtung. Nach besagtem Wochenende jedoch wurde sie sehr viel deutlicher. Sie wollte mich davor bewahren, einen Narren aus mir zu machen.“
Jetzt sah Cass es ganz deutlich: Pen hatte sie beide zu Narren gemacht. Und sie beide hatten es ihr so leicht gemacht.
„Du behauptest also, dass sie gelogen hat?“, fragte er nochmals.
Und endlich konnte sie die Worte aussprechen. „Ja, das hat sie.“
„Aber warum sollte sie?“ Dray klang immer noch ungläubig.
Eifersucht? Es wäre ein schrecklicher Grund, aber der einzige, der Sinn zu machen schien. Trotzdem suchte Cass nach einem anderen, und wenn auch nur, um Dray die Genugtuung nicht zu geben. „Vielleicht wollte sie deine Toleranz testen, wie du über Mädchen mit Vergangenheit denkst. Offensichtlich hast du den Test nicht bestanden.“
„Wirklich? Ich habe dich fast stündlich angerufen, bis du endlich wieder zu Hause warst. Und dann hast du einfach den Hörer aufgelegt. Da hatte ich es dann endlich verstanden.“
Missverstanden, korrigierte sie in Gedanken. Laut sagte sie jedoch: „Das ist alles vorbei, Dray. Für dich war es sowieso nie etwas Ernstes. Wie hätte es das auch sein können – mit einem Mädchen aus dem Supermarkt.“
Er packte sie am Arm und riss sie zu sich heran. Verlangend presste er die Lippen auf ihren Mund, und ihr anfänglicher Protest löste sich mit der Hitze auf, die ihre Adern durchflutete. Die Welt bestand nur noch aus seinen Lippen und Händen, die fiebrig über ihren Körper strichen. Als er endlich atemlos den Kopf hob, suchte er nach der Wahrheit in ihrem Gesicht.
„Ist es wirklich vorbei, Cass?“, fragte er rau.
Sie brauchte nicht zu antworten, es stand alles in ihrem Gesicht zu lesen, in ihrem verhangenen Blick, in den vollen, leicht
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