Julia Extra Band 0193
gehen.”
Sie nickte und lief zum Telefon. Höchst erstaunt vernahm sie die Stimme ihrer Mitbewohnerin. Honey war ganz erleichtert, Zoë am Apparat zu haben.
“Kannst du mir sagen, wie deine Waschmaschine funktioniert?”, fragte sie. “Ich habe eine Probe für die Show am Nachmittag und vergaß, mein Kostüm zu waschen.”
Zoë musste lachen. Honey war der abergläubischste Mensch, dem sie je begegnet war. “Warte einen Moment, ich spreche gleich weiter mit dir. Sie gab Callum Bescheid, dass das Gespräch für sie war, dann nahm sie den Hörer wieder auf. Ihre Waschmaschine war in letzter Zeit äußerst launisch gewesen. Um sie in Gang zu setzen, musste man erst an diversen Knöpfen drehen und ihr einen gehörigen Tritt versetzen. Sie hätten sie längst durch eine neue ersetzen müssen, aber als die Schwierigkeiten begannen, waren sie beide knapp bei Kasse gewesen.
Callum war beunruhigt. Francis’ Plan schien nicht aufzugehen. Statt Zoë von Herrn Ungeeignet fernzuhalten, schien sie morgens, abends und nachts mit ihm zu telefonieren. Am liebsten hätte er sie zur Ordnung gerufen, doch er hielt den Mund und ging nach draußen.
Er fand seinen Bruder auf der Weide. Sofort hörte Mark auf zu arbeiten und fragte: “Was hat es also mit der schönen Zoë in Wirklichkeit auf sich?”
“Gar nichts hat es auf sich.”
“Bist du an ihr interessiert?” Er streckte ihm die Hand entgegen und sagte strahlend: “Prima, Callum, das wäre großartig! Es tut mir leid, dass ich das Spiel nicht gleich durchschaut habe, sonst hätte ich sie nicht gefragt, ob sie mit mir ausgehen will.”
“Ich bin nicht interessiert an ihr. Trotzdem wäre ich dir dankbar, wenn du auf Distanz zu ihr bleiben würdest.”
“Warum?”
“Sie ist eine Angestellte. Ich will keine Komplikationen haben.”
Mark schüttelte den Kopf. “Tut mir leid, Bruder, aber das ist für mich kein Grund, um mich von ihr fernzuhalten. Sie ist wirklich eine hinreißende Frau.”
Callum dachte daran, wie er sie am Morgen unter der Dusche gesehen hatte, und wünschte sich, dass er anderer Meinung wäre wie Mark. Aber leider war er das nicht.
“Dann sag mir doch wenigstens, welcher Freund dir diese Londoner Agentur empfohlen hat”, bat Mark.
“Vergiss es!”, erwiderte Callum. “Den kennst du doch nicht.”
4. KAPITEL
Die Kinder saßen am späten Nachmittag vor dem Fernseher, als jemand an die Tür klopfte.
“Grandma!”, begrüßten sie die ältere Dame begeistert.
“Hallo, ihr beiden Lieblinge. Ich wollte nur schnell einmal vorbeischauen und sehen, wie es euch geht.” Als ihr Blick auf Zoë fiel, sagte sie: “Ich bin Ellen, und Sie müssen Zoë sein.”
Zoë reichte ihr die Hand und fand die hübsch gekleidete Dame mit dem weißen Haar und den braunen Augen auf Anhieb sympathisch.
“Ich hoffe, dass die Kinder sich gut benehmen. Ist Callum noch draußen?”, erkundigte sich Ellen.
Zoë nickte und bat alle an den Küchentisch zu einer Tasse Kaffee oder Milch. Dann unterhielten sie sich miteinander, bis es für die Kinder Zeit wurde, ins Bett zu gehen. Ellen ging mit ihnen nach oben, während Zoë die Küche aufräumte.
“Mir scheint, die Kinder sind glücklich mit Ihnen”, bemerkte Ellen, als sie wieder herunterkam. Nachdenklich beobachtete sie Zoë ein paar Sekunden, dann machte sie sich für den Heimweg fertig. “Ich bin nicht gern abends unterwegs”, sagte sie. Als sie auf die Küchentür zuging, verzog sie schmerzhaft das Gesicht. Zoë sah es und zeigte sich besorgt, doch Ellen wollte nicht bemitleidet werden. “Es ist weiter nichts. Seit Kurzem macht mir nur die Arthritis mehr zu schaffen. Aber sagen Sie es bitte nicht Callum. Wenn er davon erfährt, wird er darauf bestehen, dass ich mich schone, doch das will ich gar nicht. Nach Helens Tod habe ich selbst darauf bestanden, mich um die Kinder zu kümmern.”
“Dann nehmen Sie doch wenigstens jetzt die Gelegenheit wahr, sich ein wenig Ruhe zu gönnen, solange ich hier bin”, riet ihr Zoë.
“Das habe ich auch vor. Als Callum mir erzählte, dass Sie kommen, war dies für mich wie die Antwort auf ein Gebet.”
Zoë lachte. “Ich glaube, so etwas Nettes hat in meinem ganzen Leben noch niemand zu mir gesagt.”
“Das ist ja das Komische. Ich dachte, ich hätte meine Schmerzen vor ihm gut verborgen, doch plötzlich verkündete er, dass Sie für eine Weile herkommen und mich vertreten.”
“Vielleicht hat Callum doch etwas gemerkt?”
Ellen schüttelte den Kopf. “Wie dem
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