Julia Extra Band 0193
habe.”
“Vielleicht sollte ich es einmal versuchen?”, fragte sie lächelnd.
“Wie kann eine Frau wie Sie Tischlerarbeiten ausführen?”, stellte er spöttisch die Gegenfrage.
“Was meinen Sie mit einer Frau wie ich?”
Callum suchte nach passenden Worten. “Ich meine damit, dass Sie auf mich eher kultiviert und intellektuell wirken und sehr gestylt.”
“Danke, aber das bedeutet nicht, dass ich eine hilflose kleine Frau bin.”
Wieder trafen sich ihre Blicke über dem Tisch. Sie ist unwiderstehlich, dachte Callum, aber so kann es nicht weitergehen.
Du hast Francis versprochen, dass du auf sie aufpasst, sagte er sich. Also bleib auf Distanz!
Auch Zoës Gedanken kreisten um den intimen Augenblick, als er sie in den Armen gehalten hatte. Ein Glück, dass die Kinder die Aufmerksamkeit auf sich zogen, als sie sich darüber stritten, welches Lamm sie füttern durften.
“Mir gefällt das nicht, Zoë”, bemerkte Callum. “Dies hier ist ein Bauernhof, auf dem hart gearbeitet wird, und keine Tierkinderstube wie im Zoo. Den Lämmern Namen wie Skip und Skittle zu geben ist keine gute Idee.”
Zoë sah die weißen Wollknäuel an, dann richteten sich ihre großen grünen Augen auf ihn. “Ich verstehe, was Sie meinen. Leider habe ich vergessen, dass ich Vegetarierin bin.”
Ärgerlich schüttelte er den Kopf. “Das ist genau das, was ich hier brauche. Einen vegetarischen Körnerfreak.”
“Wie bitte?”
“Ach nichts. Ich rüttle schon nicht an Ihren Prinzipien.”
“Was haben Sie gegen Vegetarier? Und wie kommen Sie auf die Idee, dass ich ein Körnerfreak bin? Das bin ich nämlich nicht.”
Ehe die Unterhaltung fortgesetzt werden konnte, klopfte jemand an die Tür, und herein kam ein Mann von etwa dreißig Jahren. “Ich störe doch nicht?”, fragte er.
“Guten Morgen, Mark, komm herein!”, sagte Callum freundlich.
“Hallo.” Der Mann lächelte Zoë an und sagte: “Ich glaube nicht, dass wir uns kennen.”
“Das ist Zoë. Sie hilft mir ein paar Wochen mit den Kindern”, erklärte Callum und stellte die beiden einander vor.
“Ich bin hier der Tierarzt”, erklärte Mark, als er Zoë die Hand schüttelte.
Auch der sieht nicht schlecht aus, dachte Zoë. Er war groß, hatte eine gute Figur, und in seinen dunklen Augen lag ein mutwilliges Lächeln.
“Gleichzeitig bin ich sein Bruder”, bemerkte der Mann.
“Ich versuche, dies nicht besonders zu betonen”, sagte Callum. “Das täte meinem Image nicht gut.”
“Pass nur auf!”, warnte Mark. “Oder ich lasse hier alles stehen und liegen und bin auf und davon.”
Während Zoë eine Tasse Kaffee für ihn holte, richtete Mark einen fragenden Blick auf seinen Bruder. “Tolle Frau”, sagte er leise. “Wo hast du denn die aufgetrieben?”
“Was hast du gesagt, Onkel Mark?”, fragte Alice unbefangen.
“Nichts, mein Liebling. Wie geht’s euch denn heute?”
“Gut. Sieh mal, wir haben zwei kleine Babylämmer hier.”
Die Unterhaltung drehte sich nun um die Farm. Während Zoë das Frühstücksgeschirr abräumte, forderte Callum die Kinder auf, sich für die Schule fertig zu machen.
“Also, woher kommen Sie, Zoë?”, fragte Mark, als sie allein waren.
“Aus London.”
“Wirklich? Dann sind Sie ja ziemlich weit weg von zu Hause. Wollten Sie sich denn unbedingt verändern?”
“Ich werde hier nur für ein paar Wochen bleiben”, erwiderte Zoë. “Ich arbeite für eine Zeitarbeitsagentur.”
“In London?”
“Ja.”
“Und warum hat Callum sich an eine Agentur in London gewandt?”
“Ein Freund hat sie ihm empfohlen.”
“Vielleicht könnten wir mal abends zusammen ausgehen?”, fragte Mark. “Ich könnte Ihnen einige interessante Orte in dieser Gegend zeigen, bevor Sie abreisen.”
Callum hörte den Vorschlag seines Bruders, als er mit den Autoschlüsseln in der Hand zurückkam. Dass sein Bruder Zoë einlud, war das Letzte, das er wollte. “Wenn ich Ihnen einen Rat geben dürfte, Zoë”, sagte er, “dann halten Sie sich von diesen interessanten Orten fern. Er wird Ihnen nämlich sein Wasserbett anpreisen oder seinen Sportwagen.”
“Ganz bestimmt nicht”, versicherte Mark zwinkernd, sodass Zoë Zweifel kamen, ob die Einladung ernst gemeint war.
“Kommt endlich!”, rief Callum ungeduldig den Kindern zu. “Ihr kommt noch zu spät in die Schule.”
“Wie ist es also mit uns?”, fragte Mark, als die Kinder die Treppe heruntergerannt kamen. Zoë lehnte dankend ab, doch Mark versuchte es noch einmal: “Ich
Weitere Kostenlose Bücher