Julia Extra Band 0193
anderes als ein mieser Falschspieler. Er war ihre Tränen nicht wert.
“Ich wollte es dir die ganze Zeit erzählen.” Callums ruhige Stimme kam aus der anderen Ecke des Zimmers. Zoë sprang auf und starrte ihn an. Nur nicht weinen! dachte sie. Diese Genugtuung sollte er nicht haben.
“Es tut mir leid, Zoë.” Callum sah auf den Brief in ihrer Hand und dann in ihre verschreckten Augen.
“Es tut dir leid? Du Scheusal! Du Widerling!”
“Lass dir bitte alles erklären! Ich wollte es dir die ganze Zeit schon erzählen.”
“Und das soll ich dir glauben, Callum? Wie viel war ich dir denn wert? Wie viel hat der liebe Papa dir angeboten?”
“So war es nicht. Francis war echt besorgt um dich.”
“Ach ja? Nächstens schlägst du dich selbst noch für einen Verdienstorden vor, weil du dich für so nobel hältst. Ich habe dir vertraut, Callum. Ich habe an deine Liebe geglaubt.”
“Ich habe mich wirklich in dich verliebt, Zoë. Das war niemals ein Teil des Plans.”
“Wage nicht, mit mir über Liebe zu sprechen! Das Einzige, das du liebtest, war die Summe, die mein geliebter Vater dir dafür geboten hat, dass du mich hier festhältst.” Sie zog einen Koffer unter ihrem Bett hervor und begann, einige Kleidungsstücke hineinzuwerfen. Sie konnte kaum sehen, was sie machte, weil ihre Augen voller Tränen standen.
Callum sah ihr eine Weile zu, dann sagte er: “Bitte, hör mir zu, Zoë. Es stimmt, dass ich auf den verrückten Vorschlag deines Vaters eingegangen bin, und es stimmt auch, dass er mir dafür einen guten Vertrag angeboten hat. Aber das war nicht der Grund für mein Einverständnis. Er war echt besorgt um dich, weil er diesen Burschen Devine für einen Gauner hielt, für einen gewieften Betrüger.”
“Du Heuchler! Der größte Betrüger bist du!” Sie sah gar nicht, was sie einpackte. Sie warf alles, was ihr in die Finger kam, in den Koffer. “Was hättest du denn gemacht? Gewartet, bis mein Vater anruft und reine Luft meldet? Dann hättest du mir wahrscheinlich gesagt, dass du es dir mit der Heirat anders überlegt hast. Nicht ohne mir zu versichern, dass du dich gefreut hast, mich kennenzulernen.”
“Nein, nein, natürlich nicht!” Callum fasste sie am Arm und drehte sie zu sich um, damit sie ihn ansah. “Ich will nicht, dass du gehst, Zoë. Weder jetzt noch später! Ich habe mich in dich verliebt.”
“Du meinst in das Geld meines Vaters.”
Er ließ sie los und sagte: “Ich habe kein Interesse am Geld deines Vaters.”
“Nein? Du bist wie all die anderen Geier, die sich auf mein Leben gestürzt haben. Es zählt nur das, was für dich dabei herausspringt.”
“Das stimmt nicht.”
“Hör auf, mich anzulügen, Callum! Ich habe gerade die Wahrheit schwarz auf weiß gelesen. Mein Vater hat dir einen lukrativen Vertrag dafür angeboten, dass du mich so lange wie möglich hier festhältst.”
“Aber ich liebe dich, Zoë. Und ich will dich immer noch.”
“Erzähl keine Märchen! All den anderen Geiern in meinem Leben habe ich misstraut … aber du … du hast mich komplett zum Narren gehalten.” Sie nahm ihren Koffer, die Handtasche und die Kosmetikbox und sagte: “Was sonst noch mir gehört, kannst du in die Mülltonne werfen.”
Als sie aus der Tür gehen wollte, verstellte er ihr den Weg. “Geh bitte nicht so weg, Zoë! Beruhige dich und lass uns miteinander reden!”
“Ich wüsste nicht, was wir noch miteinander zu reden hätten. Es ist aus, Callum. Dein kleines Spielchen ist vorbei.” Hocherhobenen Hauptes ging sie an ihm vorbei.
“Was soll ich den Kindern sagen?”, rief er ihr nach.
Zoë blieb stehen. Mühsam hielt sie die Tränen zurück. “Sage ihnen, dass ich sie liebe, und erkläre ihnen, dass mein Aufenthalt hier von vornherein nur ein vorübergehendes Arrangement gewesen ist.”
Dann ging sie ruhig und gefasst die Treppe hinunter, aus der Tür und aus seinem Leben.
12. KAPITEL
In der Kunstgalerie drängten sich die Menschen. Champagner wurde gereicht, und die Besucher schwärmten von ihrer neuesten Entdeckung: jener wunderbar talentierten Künstlerin, deren Namen man bisher nicht einmal gekannt hatte.
Zoë ging durch die Menge und hörte die schmeichelhaften Kommentare, sah die roten Punkte auf den Rahmen der Bilder, die bereits verkauft waren, und fühlte nichts.
Dies war der Traum ihres Lebens gewesen, und nun, wo er sich erfüllt hatte, erschien er ihr wertlos angesichts dessen, was sie verloren hatte.
Sie sagte sich, dass sie ja eigentlich gar
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