Julia Extra Band 0193
sich, was bei den beiden schiefgelaufen sein mochte.
Kyle hatte ihr gesagt, dass Elise April nicht haben wollte. Auch wenn das Elise nicht gerade als gute Mutter auszeichnete, konnte Kyle sie immer noch lieben.
Der Gedanke traf Piper mitten ins Mark, obwohl ihre Ehe mit Kyle nur eine geschäftliche Abmachung war. Sie war sich sicher, dass Kyle seinen Teil der Abmachung einhalten würde, bis einer oder beide von ihnen sich wieder die Freiheit wünschen würde.
Trotzdem verspürte sie plötzlich den Wunsch, dass die Hochzeit echt gemeint gewesen wäre und eine dauerhafte, glückliche Beziehung wie im Märchen begründet hätte.
8. KAPITEL
„Ich habe die Kisten, die Spencer gestern vorbeigebracht hat, in dein Schlafzimmer gestellt“, sagte Kyle, als sie die Treppen zum Apartment hochgingen.
„Danke“, erwiderte Piper.
Kyle schloss auf und ließ Piper zuerst eintreten. „Es ist ein komisches Gefühl, wenn April nicht da ist“, sagte er.
„Ist es das erste Mal, dass sie eine Nacht nicht zu Hause ist?“, fragte Piper. Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung darüber nicht anmerken zu lassen, dass er sie nicht über die Schwelle getragen hatte.
„Nein.“ Er folgte ihr nach drinnen und schlüpfte eilig aus dem Smoking, den er über einen Sessel warf. „Sie hat schon ein paarmal bei Vera übernachtet. Meistens weil ich über Nacht zu einem Noteinsatz gerufen worden war“, erklärte er, als er sich die burgunderrote Krawatte löste und die oberen Knöpfe seines Hemdes aufknöpfte.
„Befürchtest du, dass sie vielleicht doch lieber nicht über Nacht bei Sabrina bleiben möchte?“, fragte Piper. Sie sah flüchtig zu Kyle hinüber. Ihr Mund wurde trocken. Er kämpfte mit den Manschettenknöpfen. Doch ihr Blick wurde zwanghaft von seiner gebräunten Brust angezogen, die aus dem offenen Hemdausschnitt hervorlugte.
Sie hatte schon mehrfach die nackte Brust eines Mannes gesehen. Doch unergründlicherweise spielten ihre Sinne ausgerechnet beim Anblick von Kyles gebräunter, kräftiger Muskulatur verrückt.
„Nein, es wird ihr sicher gut gefallen“, sagte er, noch immer in seinen vergeblichen Kampf mit den Manschettenknöpfen vertieft. „Diese verdammten Dinger“, murmelte er schließlich frustriert.
„Komm, lass mich dir helfen“, bot Piper an. Sie legte ihren Strauß ab und trat zu ihm. Kyle streckte seine Hände vor. Mit geschickten Griffen öffnete sie die Manschetten.
„So.“ Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. Plötzlich lag eine fast hörbare Spannung in der Luft. Seine Augen sahen aus wie geschmolzenes Silber. Er drang mit seinem Blick in sie, als ob er nach etwas Bestimmtem suche.
Wie gebannt sah sie zu, als er mit der Zungenspitze seinen Mund befeuchtete. Ein starker, süßer Schmerz durchzuckte sie. Einen Moment lang dachte sie ganz benommen, dass er sie küssen würde.
Atemlos erwartete sie seinen Kuss. Ihr Herz klopfte so laut, dass er es hören musste.
Plötzlich fluchte er leise vor sich hin. Der intensive Moment war zerstört. Kyle wandte sich ab. Er schien wütend zu sein. Mit einer Hand fuhr er sich durchs Haar, wobei etwas Konfetti zu Boden fiel.
„Du solltest die Blumen lieber schnell ins Wasser stellen“, sagte er mit rauer Stimme. „Die Vasen sind in einem der Küchenschränke. Bitte entschuldige mich einen Augenblick.“ Er nahm die Smokingjacke und ging durch den Flur zu seinem Zimmer.
Piper blieb steif wie eine Schaufensterpuppe an der Stelle stehen, wo sie mit ihm gestanden hatte, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte. Dann holte sie tief Luft. Er hatte sie genauso wenig küssen wollen, wie er vorhatte, zum Mond zu fliegen.
Sie schluckte schnell die Tränen hinunter, die ihr in die Augen treten wollten. Dann ergriff sie ihren Brautstrauß und ging in die Küche. In einem der Schränke fand sie eine Vase, die sie mit Wasser füllte. Sie stellte den Strauß auf die Mitte des Tisches.
„Du hast eine Vase gefunden, ausgezeichnet.“ Der Klang von Kyles Stimme versetzte Piper erneut in Unruhe.
„Ja.“ Er hatte sich ein paar hüfthohe Jeans und ein weißes T-Shirt angezogen, was seine breite Brust zusätzlich betonte.
Piper versuchte, ihre Erregung in seiner Gegenwart zu ignorieren. „Ich wollte mir eben einen Tee machen. Ist das in Ordnung?“, fragte sie zögerlich.
Kyle schien ihre Frage zu verdrießen. „Du brauchst nicht erst um meine Erlaubnis fragen“, sagte er heftig. „Auch wenn wir keine normale Ehe eingegangen sind, bist du doch meine Frau,
Weitere Kostenlose Bücher