Julia Extra Band 0193
biss sie sich auf die Lippen und schnappte überrascht nach Luft, weil eine warme Flüssigkeit ihre Beine hinunterlief.
Piper starrte auf den nassen Boden. Sie erinnerte sich daran, dass ihr eine Freundin von der Geburt ihres Kindes erzählt hatte. Dabei hatte sie etwas von einer zerplatzenden Fruchtblase erzählt. Hoffentlich war das eben nicht passiert! Sie konnte doch noch nicht die Wehen bekommen! Das Baby sollte doch erst in einem Monat da sein!
Sie hörte Schritte im Flur und sah auf. Kyle stand in der Tür. Sein Haar war zerzaust, und er trug nur seine Jeans.
„Piper, was ist passiert? Ich habe einen Schlag gehört. Ist alles bei dir in Ordnung?“
„Ich glaube, die Fruchtblase ist geplatzt. Heißt das etwa, dass das Kind jetzt kommt?“, fragte sie mit vor Angst heiserer Stimme. Ihr Puls beschleunigte sich wie rasend.
Kyle kam zu ihr herüber und griff ihr stützend unter die Arme. „Komm, ich bringe dich wieder ins Bett“, sagte er. Sie stützte sich auf ihn, und er half ihr durch den Flur zurück in ihr Zimmer. Sie waren noch nicht weit gelangt, als sie erneut ein schmerzhafter Krampf durchfuhr. Ihre Knie gaben schlagartig nach wie Watte.
„Ach …“, rief sie laut, als sich der Schmerz so sehr intensiviert hatte, dass ihr plötzlich kalter Schweiß auf der Stirn stand.
Kyle zog sie hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer, wo er sie sehr sanft auf das Bett legte. „Wann haben die Wehen angefangen?“
Piper konnte nicht antworten. Sie schnappte nach Luft, während sie Schmerzen erfassten, die sie noch nie zuvor gespürt hatte. Schließlich ließen sie nach, und sie konnte mehrere tiefe Atemzüge holen. „Die Wehen? Ich habe keine Wehen. Es kann nicht sein.“ Sie klang panisch.
„Du bist schon mitten drin in den Wehen“, versicherte ihr Kyle mit einem Lächeln.
„Aber es ist zu früh“, widersprach sie mit Tränen in den Augen.
„Ja, es ist früh. Aber du brauchst dir deshalb keine Sorgen machen“, sagte er ihr. „Versuche, dich zu entspannen. Ich werde dich gleich ins Krankenhaus bringen. Wir ziehen dir den Morgenmantel über.“ Er griff nach dem Morgenmantel, der am Fuß des Bettes lag.
Piper wehrte mit einer Handbewegung ab. „Ich kann das nicht“, sagte sie. „Ich habe solche Angst“, gab sie zu.
Kyle setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. „Piper, alles wird gut werden. Ein Kind zu bekommen ist etwas Natürliches. Du wirst es gut machen.“
„Nein, das werde ich nicht“, protestierte sie. „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Irgendetwas wird schieflaufen. Ich weiß, dass das Baby sterben wird“, sagte sie nun fast schon hysterisch.
„Piper, hör auf! Hör mir jetzt gut zu.“ Kyles Stimme klang ruhig und fest. „Ich werde nicht zulassen, dass dir oder dem Baby etwas passiert. Verstehst du mich?“
Piper sah ihn an. Die ruhige Entschlossenheit in seinen Augen war ernst. Piper gab seiner Stärke nach und nickte. Sekunden später setzte die nächste Wehe ein. Sie war noch stärker als die vorige.
Sie warf den Kopf auf das Kissen zurück und stieß einen Schrei aus. Sie fühlte sich wie ein kleines Boot, das gegen die Felsen geschlagen wird. Blindlings suchte sie nach etwas, an dem sie sich festhalten konnte.
Kyle ergriff ihre Hand mit Kraft und hielt sie fest. Sie hielt sich daran fest, bis der Sturm abebbte, als ob sie ein Rettungsseil wäre.
„Das war eine ziemlich starke Wehe“, kommentierte Kyle wenige Minuten später. „Sag mir, wann haben die Wehen angefangen?“
Piper legte den Kopf auf das Kissen zurück. Sie versuchte immer noch, zu Atem zu kommen. „Als ich ins Bett ging, ging es mir noch ganz gut“, sagte sie ihm. „Nun, ich hatte da schon kleine Krämpfe. Nicht so wie diese. Ich dachte, dass ich das Abendessen nicht gut vertragen habe.“
„Es ist vier Uhr morgens. Das bedeutet, dass du wahrscheinlich den größeren Teil der Nacht bereits Wehen hattest.“
Bei seinen Worten ergriff sie erneut die Panik. Sie drückte seine Hand noch fester und befeuchtete ihre trockenen Lippen.
„Alles ist in Ordnung. Entspanne dich, sonst wirst du dich erschöpfen“, sagte er ruhig. „Ich würde sagen, dass du dich schon mitten im ersten Stadium der Wehen befindest. Ich werde dich deshalb nicht selbst ins Krankenhaus fahren, sondern lieber einen Krankenwagen für dich rufen.“ Er richtete sich auf.
„Bitte! Lass mich nicht allein“, heulte Piper auf.
Kyle bemerkte ihren wild panischen Blick und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
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