Julia Extra Band 0211
länger warten …”, flüsterte er rau.
“Moment.” Sie löste sich von ihm und ging zum Regal, um das Foto in die Hand zu nehmen. “Ist sie der Grund, warum du wolltest, dass ich erst in zwei Wochen komme? Hat sie bis vor kurzem noch hier gewohnt?”
Er sah mit leerem Blick auf das Bild, das sie ihm vorhielt, und dann zu ihr, so kühl, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. “Nein. Für was für einen Mann hältst du mich?”
“Wie soll ich das wissen, nach zehn Jahren?”, sagte sie angriffslustig. “Gehört sie zu der Gruppe der lockeren Beziehungen, oder ist sie etwa besagte Alex?”
“Weder noch”, gab er tonlos zur Antwort.
“Warum dann diese Geheimnistuerei?”
James’ Miene war ausdruckslos und kalt. “Wenn du vorhast, eine überhaupt erwähnenswerte Beziehung mit mir zu haben, wirst du mir vertrauen müssen.”
“Das ist nicht fair!”
“Keiner hat behauptet, dass das Leben fair sein muss. Das habe ich übrigens von dir gelernt.”
Rose zuckte schuldbewusst zusammen. “James, ich kam vorhin her, um nach Schmerztabletten zu suchen. Und ich finde französisches Parfüm und Schminke im Bad. Was deutlich zeigt, dass eine Frau hier wohnte. Ist das der Grund, warum ich nicht kommen sollte?”
“Nein”, herrschte er sie an. Er kam mit energischen Schritten auf sie zu, sodass sie am liebsten die Flucht angetreten hätte. “Ein für alle Mal – in diesem Haus hat nie eine Frau gewohnt. Aus dem einfachen Grund, weil ich mir nach unserem Bruch geschworen hatte, nie wieder das Risiko einer zu engen Beziehung einzugehen.”
Die Kopfschmerzen wurden unerträglich. “Du hast mir nie wirklich verziehen, James. Warum hast du dann mit mir geschlafen? Sollte das eine Art Strafe sein? Balsam für dein Ego?”
“Bevor ich dich wiedersah, hatte ich nie vorgehabt, mit dir zu schlafen.” Er ging zum Fenster und starrte hinaus. “Aber ich war wütend auf mich selbst, weil ich seit der Minute, als ich dich sah, an nichts anderes mehr denken konnte. Also habe ich mir diesen verrückten Plan ausgedacht, dass ich dieses Mal dich in mich verliebt machen wollte. So, wie du es damals mit mir gemacht hast.”
Eiseskälte griff nach ihrem Herzen, ließ sie bewegungsunfähig werden. “Also Rache, das war der Grund. Dieses ganze Gerede, dass du die Scheidung nicht willst, dass wir zusammenleben sollen, das war nur der Köder, den du für mich ausgelegt hast.”
Er wirbelte herum. “Nein, das war es nicht …”
Rose sah ihn voller Verachtung an. “Ich denke, ich werde mir ein Taxi rufen.”
Seine Miene wurde hart. “Wenn es das ist, was du willst.”
“Es ist sicherlich nicht das, was ich erwartet hatte, aber unter den gegebenen Umständen wohl das Beste.”
James hob eine Hand, wie um sie aufzuhalten. “Wir müssen reden.”
“Dazu ist es zu spät. Du hast deinen Spaß gehabt. Von mir aus kannst du deine Geheimnisse für dich behalten.”
“Himmel!” Er warf die Hände in die Luft. “Wenn du es unbedingt wissen willst … Alex ist ein Schrank von einem Mann, die Frau auf dem Foto ist seine Freundin. Sie ist ständig hier ein- und ausgegangen. Das Parfüm muss ihr gehören. Wahrscheinlich hat die Putzfrau es irgendwo gefunden.”
Ohne Vorwarnung wurden Roses Kopfschmerzen plötzlich so stark, dass sie mit einer kaum hörbaren Entschuldigung ins Bad rannte und alles von sich gab, was sie tagsüber gegessen hatte. Sie zitterte, als sie wieder hervorkam, und war aschgrau im Gesicht, schlug jedoch James’ Hand, die er ihr Hilfe bietend reichte, aus.
“Ich muss mich entschuldigen”, brachte sie mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, hervor.
Er ließ die Hand wieder sinken. “Möchtest du vielleicht einen Tee?”, fragte er nur.
Sie nickte schwach. “Ja, danke. Ich bin das Reisen und die Aufregung einfach nicht gewöhnt.”
“Leg dich aufs Sofa und ruhe dich aus”, meinte er mitfühlend. “Ich mache den Tee. Und dann kannst du mir zuhören – das heißt, wenn du in der Lage dazu bist.”
“Wenn es denn sein muss.”
Wenig später lag sie zusammengerollt auf dem Sofa, nippte dankbar den heißen Tee in kleinen Schlucken und ließ James erklären.
“Erinnerst du dich noch an diesen dummen Studentenstreich, den ihr drei Mädchen ausgeheckt habt?”, begann er und nahm ihre Hand.
Sie war ihm einen ironischen Seitenblick zu. “Wie sollte ich den je vergessen können? Wenn man an all die Probleme denkt, die daraus entstanden sind …”
Er sah mit gerunzelter Stirn
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