Julia Extra Band 0211
“Du schuldest mir etwas, Rose, und zwar ziemlich viel.”
Und Rose war einsichtig und gab sich alle Mühe, ihre Schulden bei James abzubezahlen.
11. KAPITEL
Sie frühstückten im Bett und verließen diesen wunderbar aufregenden Ort auch den restlichen Tag kaum. James fuhr abends sehr viel später ab, als er vorgehabt hatte, und Rose kam sich plötzlich verloren in ihrer Wohnung vor. Unruhig lief sie von einem Zimmer ins andere, ohne recht zu wissen, was sie mit sich anfangen sollte. Sie stellte den Fernseher an und stellte ihn gleich darauf wieder ab. Auch auf die Sonntagszeitung, der sie beide heute Morgen nicht einmal einen Blick gegönnt hatten, konnte sie sich nicht konzentrieren.
Erst als das Telefon klingelte und sie die vertraute Stimme hörte, wurde sie ruhiger.
“Und? Was hast du gemacht, seit ich fort bin?”, wollte James wissen.
“Nicht viel. Ich bin einfach zu müde.”
“Ah, wohl nicht viel Schlaf gehabt letzte Nacht, was?”, neckte er sie.
“Nein.” Sie seufzte schwer. “Und wie ich mich im Moment fühle, bezweifle ich, dass ich das heute Nacht aufholen kann.”
“Warum? Weil du dich Hals über Kopf in mich verliebt hast?”
“Muss wohl so was in der Art sein”, gab sie zu.
“Sehr schön”, kommentierte er zufrieden. “Ich werde dich daran erinnern, wenn wir uns das nächste Mal treffen. Aber ich fürchte, das wird etwas warten müssen. Ich muss am Donnerstag nach Boston fliegen und komme erst in der darauf folgenden Woche zurück.”
Fast zwei volle Wochen! “In diesem Falle”, begann sie langsam, “sollte ich am Wochenende vielleicht zu dir kommen. Wenn wir schon zusammenziehen wollen, sollte ich mir vielleicht vorher anschauen, wo und wie du lebst.”
Eine drückende Pause setzte ein. “Rose, könnten wir das vielleicht auf ein anderes Mal verschieben?”
“Ja, natürlich”, sagte sie pikiert.
Er schnaubte. “Jetzt bist du beleidigt.”
“Aber nein, überhaupt nicht. Dann komme ich eben ein anderes Mal. Oder auch gar nicht, so wie die Dinge zu liegen scheinen …”
“Rose, hör sofort auf damit! Du kannst jederzeit kommen. Ich wollte nur vorher noch die Gelegenheit haben, aufzuräumen. Die Wohnung ist im Moment ein wenig chaotisch, bis vor kurzem hat hier nämlich noch jemand gehaust.”
Wer? schoss ihr sofort durch den Kopf. Sie sah eine füllige Blondine vor sich, die, zwei Designerkoffer in der Hand, in einer Parfümwolke wütend zur Tür hinausrauschte. “Es war ja auch nur ein Vorschlag.”
Er seufzte resigniert. “Ich erwarte dich dann am Samstag in einer Woche.”
Rose war dankbar dafür, dass der Montag so hektisch war. Das lenkte sie von der gefühlsmäßigen Achterbahnfahrt ab, die sie das ganze Wochenende über erlebt hatte. Wegen der Unstimmigkeit mit James hatte sie in der Nacht schlecht geschlafen, und sie war gereizt, bis er am Abend anrief.
“Ich wollte mich bei dir entschuldigen”, begann er ohne Einleitung.
“Wofür?”
“Weil ich gestern scheinbar so wenig Begeisterung für deinen Besuch gezeigt habe.”
“Es war schon ein ziemlicher Dämpfer, nachdem ich …”
“Nachdem du mich das ganze Wochenende so wild und leidenschaftlich geliebt hast?”, vollendete er ihren Satz mit einem Lachen in der Stimme.
“Eine sehr gewählte Ausdrucksweise”, gab sie eisig zurück. “James, ich muss ja nicht kommen …”
“Mach jetzt keinen Rückzieher. Ich habe eine Putzfrau arrangiert, die alles für dich herrichten wird.” Er stöhnte leise. “Zwei Wochen! Eine endlos lange Zeit. Wann kannst du kommen?”
“Eigentlich”, sie kaute unsicher an ihrer Lippe, “könnte ich es schon Freitagabend schaffen, Minerva hat angeboten, den Laden am Wochenende zu übernehmen. Falls es dir recht ist …”
“Und ob! Wahrscheinlich muss ich am Freitag noch spät arbeiten, aber ich schicke dir einen Schlüssel. Dann kannst du es dir gemütlich machen, bis ich nach Hause komme – und hast Gelegenheit, Blaubarts Festung zu inspizieren”, fügte er noch an.
Die Tage krochen unendlich zäh dahin, und nur James’ Anrufe bestätigten Rose, dass sie das leidenschaftliche Wochenende mit ihm nicht nur geträumt hatte. Als sie sich schließlich vierzehn Tage später in London ein Taxi zu James’ Adresse nahm, war sie freudig erregt und nervös zugleich. Endlich hielt das Taxi auf einer von Bäumen gesäumten Allee am Stadtrand, und Rose kam sich vor wie ein unbefugter Eindringling, als sie die Tür des solide wirkenden Hauses aufschloss und sich
Weitere Kostenlose Bücher