Julia Extra Band 0211
auf ihre verschränkten Hände. “Nun, ich habe weder den Plan noch dich je vergessen können. Ich hatte immer gehofft, dass ich eines Tages eine Frau finden würde, die mich dich vergessen lassen würde, aber diese Frau gab es einfach nicht. Als der Brief kam, war ich sicher, dass ich nichts mehr für dich empfinde. Du hattest dich sicher verändert, ich hatte mich auf jeden Fall verändert. Ich war so überzeugt, dass wir nichts füreinander fühlen würden.” Er hielt inne. “Das war ein großer Irrtum. Als ich dich sah, waren die zehn Jahren wie weggewischt. Und ich schwor mir, dass diesmal ich derjenige sein würde, dem es gelänge, dich in mich verliebt zu machen.” Er lachte bitter auf. “Aber eines hatte ich nicht einkalkuliert: dass ich mich genauso hoffnungslos und unweigerlich in dich verlieben würde. Und was mein Zögern hinsichtlich deines Besuchs angeht – das ist allein auf meine schottische Vorsicht zurückzuführen. Ich wollte absolut sicher sein, dass du zu mir zurückkommst. Für immer.” Er brach ab und schaute sie forschend an. “Willst du jetzt immer noch zurückfahren?”
Sie zögerte. “Ehrlich gesagt, mir geht es nicht so gut, deshalb möchte ich eigentlich gern nach Hause.”
James presste die Lippen zusammen. “Du lässt mich also wieder stehen?”
“James, ich weiß, dass du mich begehrst, aber …”
Er fluchte laut. “Rose, ich liebe dich!” Doch als er sie in seine Arme ziehen wollte, wich sie zurück.
“Das glaube ich dir.” Sie überraschte sich selbst, aber es war wahr. “Aber du hast mir nicht verziehen, James.”
“Das ist Unsinn!”
“Nein, ich denke nicht …” Sie schluckte. “Entschuldige, aber … mir wird wieder schlecht.”
Dieses Mal half er ihr. Eilte mit ihr ins Bad und hielt ihren Kopf. Wusch ihr vorsichtig das Gesicht und trug sie auf seinen Armen zurück zum Sofa, ohne auf ihren Protest zu achten.
“Ruh dich aus”, ordnete er an. “Ich werde nachsehen, ob ich etwas für deinen Magen habe.”
“James, wenn ich mir einen Virus eingefangen habe, würde ich den lieber zu Hause und ohne Zeugen auskurieren. Es ist nicht sehr romantisch.”
“In diesem Zustand kannst du dich nicht in einen Zug setzen”, brauste er ungeduldig auf. Dann wurde er wieder ruhiger. “Na schön, da man dich nicht von etwas abbringen kann, das du dir einmal in den Kopf gesetzt hast, werde ich dich mit dem Wagen nach Hause fahren.”
Der Verkehr am Freitagabend war wie üblich schrecklich, und die Fahrt dauerte viel länger als normal. Als James schließlich vor dem Buchladen hielt, kam Rose sich halb tot vor. Sie hatten sich auf der langen Fahrt kaum unterhalten, aber die Stimmung war schwer und drückend von den Dingen, die sie nicht ausgesprochen hatten. James half ihr nach oben in ihre Wohnung und sah in ihr bleiches Gesicht.
“Sollten wir nicht einen Arzt rufen?”
Rose schüttelte schwach den Kopf. “Wenn es morgen nicht besser ist, werde ich zum Arzt gehen.” Sie nahm all ihren Mut zusammen. “James, ich brauche jetzt ein wenig Abstand. Ich möchte ganz gern allein sein.”
Er blickte sie düster an. “Ich soll mich also auf dem Absatz umdrehen und nach London zurückfahren?” Als er ihrem Schweigen entnahm, dass sie genau das meinte, starrte er sie ungläubig, verletzt und wütend an, unterdrückte einen wilden Fluch und stürmte aus dem Haus.
Später am Abend rief er aus London an. “Rose, wir haben einige Dinge miteinander zu bereden.”
“Ich weiß”, erwiderte sie gepresst. “Aber nicht jetzt. Ich brauche Zeit für mich.”
“Wie viel Zeit?”
“Eine oder zwei Wochen.”
“Wenn du so viel Zeit ohne mich brauchst, dann sollten wir die ganze Sache vielleicht besser vergessen und die Scheidung durchgehen lassen!”, schrie er wütend in den Hörer und legte auf.
Als ein paar Tage vergangen waren, ohne dass James sich gemeldet hatte, war Rose überzeugt, dass er ernst meinte, was er ihr am Telefon entgegengeschrien hatte. Sie fühlte sich miserabel, schlief schlecht, und die dunklen Ringe unter ihren Augen wurden immer tiefer.
Als sie dann am Wochenende bei Minerva und Henry zum Essen eingeladen war, beäugte Minerva, nachdem Henry – taktvoll wie immer – die beiden Frauen allein gelassen hatte, sie kritisch.
“Du siehst grässlich aus, mein Kind. Du trauerst deinem James nach, nicht wahr?”
“Ich habe da dieses kleine Problem … Ironie des Schicksals, aber”, sie begann zu stammeln und nahm sich zusammen. “Ich habe mir
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